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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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diese wahre hochzeitllche Scene, sie kamen
und fragten im Namen der jungen Dorfleute
an, ob es wohl erlaubt wäre, die vier Dorf-
flinten dem Tage zu Ehren abzufeuren, wie
es wohl sonst bey dergleichen Gelegenheiten
geschehen wäre? -- Das wäre so recht für
Junker Gotthardten gewesen! Wir alle aber
verbaten dies Feuerwerk. Die Anfrager mu-
sten ein Glas Wein dem Brautpaar zu Ehren
leeren; das ist beßer als ein Flintenschus,
sagte der Amtmannn ohne goldbesponnene
Knöpfe, und dann noch Eins, und dann das
Dritte. Aller guten Dinge sind drey, sagte
der Prediger, und ich stimmt' ihm, meiner
heilgen Zahl wegen, herzlich bey. Im Para-
diese was braucht' Adam mehr als Eva, um
froh zu seyn, sagte Nathanael? Nach dem
Fall haben wir auch Rheinwein nöthig, um
uns ins Paradies zu bringen. Man muß sich
herein trinken. Er fieng sich aus lichterloher
Galanterie zu wundern an, daß Adam nicht
beym Blick seines Weibes aus Entzücken, aus
Uebermaas des Sehens, blind geworden!
Der Prediger half ihm zurecht. Es war im
Paradiese, sagt' er, wo Adams Auge so gut,
wie seine andere Gliedmaaßen, unsterblich
waren. -- Der Organist, damit ich sein

nicht

dieſe wahre hochzeitllche Scene, ſie kamen
und fragten im Namen der jungen Dorfleute
an, ob es wohl erlaubt waͤre, die vier Dorf-
flinten dem Tage zu Ehren abzufeuren, wie
es wohl ſonſt bey dergleichen Gelegenheiten
geſchehen waͤre? — Das waͤre ſo recht fuͤr
Junker Gotthardten geweſen! Wir alle aber
verbaten dies Feuerwerk. Die Anfrager mu-
ſten ein Glas Wein dem Brautpaar zu Ehren
leeren; das iſt beßer als ein Flintenſchus,
ſagte der Amtmannn ohne goldbeſponnene
Knoͤpfe, und dann noch Eins, und dann das
Dritte. Aller guten Dinge ſind drey, ſagte
der Prediger, und ich ſtimmt’ ihm, meiner
heilgen Zahl wegen, herzlich bey. Im Para-
dieſe was braucht’ Adam mehr als Eva, um
froh zu ſeyn, ſagte Nathanael? Nach dem
Fall haben wir auch Rheinwein noͤthig, um
uns ins Paradies zu bringen. Man muß ſich
herein trinken. Er fieng ſich aus lichterloher
Galanterie zu wundern an, daß Adam nicht
beym Blick ſeines Weibes aus Entzuͤcken, aus
Uebermaas des Sehens, blind geworden!
Der Prediger half ihm zurecht. Es war im
Paradieſe, ſagt’ er, wo Adams Auge ſo gut,
wie ſeine andere Gliedmaaßen, unſterblich
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[348/0354] dieſe wahre hochzeitllche Scene, ſie kamen und fragten im Namen der jungen Dorfleute an, ob es wohl erlaubt waͤre, die vier Dorf- flinten dem Tage zu Ehren abzufeuren, wie es wohl ſonſt bey dergleichen Gelegenheiten geſchehen waͤre? — Das waͤre ſo recht fuͤr Junker Gotthardten geweſen! Wir alle aber verbaten dies Feuerwerk. Die Anfrager mu- ſten ein Glas Wein dem Brautpaar zu Ehren leeren; das iſt beßer als ein Flintenſchus, ſagte der Amtmannn ohne goldbeſponnene Knoͤpfe, und dann noch Eins, und dann das Dritte. Aller guten Dinge ſind drey, ſagte der Prediger, und ich ſtimmt’ ihm, meiner heilgen Zahl wegen, herzlich bey. Im Para- dieſe was braucht’ Adam mehr als Eva, um froh zu ſeyn, ſagte Nathanael? Nach dem Fall haben wir auch Rheinwein noͤthig, um uns ins Paradies zu bringen. Man muß ſich herein trinken. Er fieng ſich aus lichterloher Galanterie zu wundern an, daß Adam nicht beym Blick ſeines Weibes aus Entzuͤcken, aus Uebermaas des Sehens, blind geworden! Der Prediger half ihm zurecht. Es war im Paradieſe, ſagt’ er, wo Adams Auge ſo gut, wie ſeine andere Gliedmaaßen, unſterblich waren. — Der Organiſt, damit ich ſein nicht

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/354>, abgerufen am 22.11.2024.