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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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und doch, sagt' er, find' ich die rechten Stel-
len, die verba probantia, den physiognomi-
schen Fleck. -- Gott erbarm sich dessen, der
sein Wohl und Weh so aufs Spiel setzen muß!
Ein Schurk' anderer Art war er oben ein,
nach der Weise des Ehegerichtsraths, der den
Ritter und die Curländerin schied, und Klä-
ger, Richter, Henker in einer Person war.
Er lies sich so klar und offenbar bestechen, daß
kein Mensch es gröber machen konnte, und
eben diese Grobheit war Feinheit. Er borgte
nehmlich von allen Menschen Geld, und gab
es nicht wieder, oder beßer, man fordert' es
nicht. Das nenn ich einen Bock zum Gärt-
ner setzen! Unser juristisches Genie war dem
A und O im Collegio wie auf den Leib ge-
bannt. An keinem kleinern, als ihm, wollte
der Knabe zum Ritter werden.

Wo gewesen?

Auf Königlicher Commißion.

Und die Akten?

Beym Prediger in L --

Als Mitcommissarius?

Nein.

Warum denn?

Damit er der Regierung Bericht erstatte --

Desto

und doch, ſagt’ er, find’ ich die rechten Stel-
len, die verba probantia, den phyſiognomi-
ſchen Fleck. — Gott erbarm ſich deſſen, der
ſein Wohl und Weh ſo aufs Spiel ſetzen muß!
Ein Schurk’ anderer Art war er oben ein,
nach der Weiſe des Ehegerichtsraths, der den
Ritter und die Curlaͤnderin ſchied, und Klaͤ-
ger, Richter, Henker in einer Perſon war.
Er lies ſich ſo klar und offenbar beſtechen, daß
kein Menſch es groͤber machen konnte, und
eben dieſe Grobheit war Feinheit. Er borgte
nehmlich von allen Menſchen Geld, und gab
es nicht wieder, oder beßer, man fordert’ es
nicht. Das nenn ich einen Bock zum Gaͤrt-
ner ſetzen! Unſer juriſtiſches Genie war dem
A und O im Collegio wie auf den Leib ge-
bannt. An keinem kleinern, als ihm, wollte
der Knabe zum Ritter werden.

Wo geweſen?

Auf Koͤniglicher Commißion.

Und die Akten?

Beym Prediger in L —

Als Mitcommiſſarius?

Nein.

Warum denn?

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[322/0328] und doch, ſagt’ er, find’ ich die rechten Stel- len, die verba probantia, den phyſiognomi- ſchen Fleck. — Gott erbarm ſich deſſen, der ſein Wohl und Weh ſo aufs Spiel ſetzen muß! Ein Schurk’ anderer Art war er oben ein, nach der Weiſe des Ehegerichtsraths, der den Ritter und die Curlaͤnderin ſchied, und Klaͤ- ger, Richter, Henker in einer Perſon war. Er lies ſich ſo klar und offenbar beſtechen, daß kein Menſch es groͤber machen konnte, und eben dieſe Grobheit war Feinheit. Er borgte nehmlich von allen Menſchen Geld, und gab es nicht wieder, oder beßer, man fordert’ es nicht. Das nenn ich einen Bock zum Gaͤrt- ner ſetzen! Unſer juriſtiſches Genie war dem A und O im Collegio wie auf den Leib ge- bannt. An keinem kleinern, als ihm, wollte der Knabe zum Ritter werden. Wo geweſen? Auf Koͤniglicher Commißion. Und die Akten? Beym Prediger in L — Als Mitcommiſſarius? Nein. Warum denn? Damit er der Regierung Bericht erſtatte — Deſto

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/328>, abgerufen am 22.07.2024.