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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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"damit auch ein Engel des Herrn dieser
"Verlobung beywohne!"
Der Graf fand
dieses so original, daß er sehr bedaurte, nicht
auch auf diesen Fuß sich verlobt zu haben.
Der Prediger schenkte seinem Schwiegersohne
zwey Autorexemplare von der Abhandlung,
die auf extrafein Papier gedruckt waren, und
fragt' ihn, was für Bände in seiner Biblio-
thek hervorstächen? "Lieblingswerke bro-
"chürt ohne Glaß und Rahmen am we-
"nigsten goldnen"
indessen schien der Pre-
diger zu wünschen, daß er mit diesem Werk-
lein eine Ausnahme von der Regel machen,
und ihm eine schwarzcorduane Uniform an-
ziehen möge. -- Nathanael hätte das Werk
auswendig gelernt, so lieb hatt' er Gretchen.
Ein schwarzcorduanes Kleid war das wenig-
ste, was er dran wenden konnte.

Nachdem alles von Seiten der Verlobten
Ja, und von Seiten des Predigers und seiner
Hanna Amen war, und man sich, wie doch
im Brautstande gewöhnlich, das Herz aus-
schüttete, erschien auch ein Theil von der ge-
heimen Abschiedsgeschichte des Justitzraths.
Er entschlos sich freylich auf frischer That,
nicht mehr zu richten, damit er nicht auch ge-
richtet würde; allein bey alledem würde

wenig-

„damit auch ein Engel des Herrn dieſer
„Verlobung beywohne!“
Der Graf fand
dieſes ſo original, daß er ſehr bedaurte, nicht
auch auf dieſen Fuß ſich verlobt zu haben.
Der Prediger ſchenkte ſeinem Schwiegerſohne
zwey Autorexemplare von der Abhandlung,
die auf extrafein Papier gedruckt waren, und
fragt’ ihn, was fuͤr Baͤnde in ſeiner Biblio-
thek hervorſtaͤchen? „Lieblingswerke bro-
„chuͤrt ohne Glaß und Rahmen am we-
„nigſten goldnen“
indeſſen ſchien der Pre-
diger zu wuͤnſchen, daß er mit dieſem Werk-
lein eine Ausnahme von der Regel machen,
und ihm eine ſchwarzcorduane Uniform an-
ziehen moͤge. — Nathanael haͤtte das Werk
auswendig gelernt, ſo lieb hatt’ er Gretchen.
Ein ſchwarzcorduanes Kleid war das wenig-
ſte, was er dran wenden konnte.

Nachdem alles von Seiten der Verlobten
Ja, und von Seiten des Predigers und ſeiner
Hanna Amen war, und man ſich, wie doch
im Brautſtande gewoͤhnlich, das Herz aus-
ſchuͤttete, erſchien auch ein Theil von der ge-
heimen Abſchiedsgeſchichte des Juſtitzraths.
Er entſchlos ſich freylich auf friſcher That,
nicht mehr zu richten, damit er nicht auch ge-
richtet wuͤrde; allein bey alledem wuͤrde

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[319/0325] „damit auch ein Engel des Herrn dieſer „Verlobung beywohne!“ Der Graf fand dieſes ſo original, daß er ſehr bedaurte, nicht auch auf dieſen Fuß ſich verlobt zu haben. Der Prediger ſchenkte ſeinem Schwiegerſohne zwey Autorexemplare von der Abhandlung, die auf extrafein Papier gedruckt waren, und fragt’ ihn, was fuͤr Baͤnde in ſeiner Biblio- thek hervorſtaͤchen? „Lieblingswerke bro- „chuͤrt ohne Glaß und Rahmen am we- „nigſten goldnen“ indeſſen ſchien der Pre- diger zu wuͤnſchen, daß er mit dieſem Werk- lein eine Ausnahme von der Regel machen, und ihm eine ſchwarzcorduane Uniform an- ziehen moͤge. — Nathanael haͤtte das Werk auswendig gelernt, ſo lieb hatt’ er Gretchen. Ein ſchwarzcorduanes Kleid war das wenig- ſte, was er dran wenden konnte. Nachdem alles von Seiten der Verlobten Ja, und von Seiten des Predigers und ſeiner Hanna Amen war, und man ſich, wie doch im Brautſtande gewoͤhnlich, das Herz aus- ſchuͤttete, erſchien auch ein Theil von der ge- heimen Abſchiedsgeſchichte des Juſtitzraths. Er entſchlos ſich freylich auf friſcher That, nicht mehr zu richten, damit er nicht auch ge- richtet wuͤrde; allein bey alledem wuͤrde wenig-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/325>, abgerufen am 23.11.2024.