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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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nig von Preußen hält keinen -- "Wenn der
"Tod ihn will, muß ich nicht auch wollen"
ist sein königlicher Grundsatz. -- Ein König
muß sich zu allem gewöhnen lernen, so wie
sich alles zu ihm gewöhnt.

Mit einer Freude, die ihres gleichen nicht
hatte, kam Nathanael nach L --, entdeckte
dem Prediger, sein Vermögen zu einem klei-
nen Gütchen ohnweit L -- angelegt zu haben,
und hatte ohne Promemoria Herz genug, dem
Prediger sein Anliegen näher zu legen. Na-
thanael war diesmahl noch geputzter, wie je,
obgleich ihm schon zuvor nichts abgieng. Der
Prediger erwiederte, diesen Antrag in Erwä-
gung zu nehmen, und Nathanael trat ab,
wie alle Partheyen, wenn die Richter in ih-
ren Sachen erkennen wollen. Der Prediger
trug Frau und Tochter mit einer kleinen An-
rede die Sache vor, und kleidete alles in einer
wohlgemeynten Rede über die Worte ein:
willst du mit diesem Manne ziehen? Da
gieng Gretchen über manchen unverständlich
gebliebenen Blick ein Licht auf. Hanna hatte
tausend Bedenklichkeiten, die aber alle tausend
in den Umstand zusammen kamen, daß ich --
Gretchen ward roth. -- Nun, sagte der
Prediger, wenn das ist; desto besser, ich bin

ihm

nig von Preußen haͤlt keinen — „Wenn der
„Tod ihn will, muß ich nicht auch wollen“
iſt ſein koͤniglicher Grundſatz. — Ein Koͤnig
muß ſich zu allem gewoͤhnen lernen, ſo wie
ſich alles zu ihm gewoͤhnt.

Mit einer Freude, die ihres gleichen nicht
hatte, kam Nathanael nach L —, entdeckte
dem Prediger, ſein Vermoͤgen zu einem klei-
nen Guͤtchen ohnweit L — angelegt zu haben,
und hatte ohne Promemoria Herz genug, dem
Prediger ſein Anliegen naͤher zu legen. Na-
thanael war diesmahl noch geputzter, wie je,
obgleich ihm ſchon zuvor nichts abgieng. Der
Prediger erwiederte, dieſen Antrag in Erwaͤ-
gung zu nehmen, und Nathanael trat ab,
wie alle Partheyen, wenn die Richter in ih-
ren Sachen erkennen wollen. Der Prediger
trug Frau und Tochter mit einer kleinen An-
rede die Sache vor, und kleidete alles in einer
wohlgemeynten Rede uͤber die Worte ein:
willſt du mit dieſem Manne ziehen? Da
gieng Gretchen uͤber manchen unverſtaͤndlich
gebliebenen Blick ein Licht auf. Hanna hatte
tauſend Bedenklichkeiten, die aber alle tauſend
in den Umſtand zuſammen kamen, daß ich —
Gretchen ward roth. — Nun, ſagte der
Prediger, wenn das iſt; deſto beſſer, ich bin

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[314/0320] nig von Preußen haͤlt keinen — „Wenn der „Tod ihn will, muß ich nicht auch wollen“ iſt ſein koͤniglicher Grundſatz. — Ein Koͤnig muß ſich zu allem gewoͤhnen lernen, ſo wie ſich alles zu ihm gewoͤhnt. Mit einer Freude, die ihres gleichen nicht hatte, kam Nathanael nach L —, entdeckte dem Prediger, ſein Vermoͤgen zu einem klei- nen Guͤtchen ohnweit L — angelegt zu haben, und hatte ohne Promemoria Herz genug, dem Prediger ſein Anliegen naͤher zu legen. Na- thanael war diesmahl noch geputzter, wie je, obgleich ihm ſchon zuvor nichts abgieng. Der Prediger erwiederte, dieſen Antrag in Erwaͤ- gung zu nehmen, und Nathanael trat ab, wie alle Partheyen, wenn die Richter in ih- ren Sachen erkennen wollen. Der Prediger trug Frau und Tochter mit einer kleinen An- rede die Sache vor, und kleidete alles in einer wohlgemeynten Rede uͤber die Worte ein: willſt du mit dieſem Manne ziehen? Da gieng Gretchen uͤber manchen unverſtaͤndlich gebliebenen Blick ein Licht auf. Hanna hatte tauſend Bedenklichkeiten, die aber alle tauſend in den Umſtand zuſammen kamen, daß ich — Gretchen ward roth. — Nun, ſagte der Prediger, wenn das iſt; deſto beſſer, ich bin ihm

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/320>, abgerufen am 22.11.2024.