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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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alten Bunde, sondern in der christlichen Frey-
heit, wo das Ceremonialgesetz, Gott sey ge-
dankt! abgestellt ist, warum wolt ihr solch
einen Kopfzwang, solche Daumenschrauben,
einführen? Gestehet aufrichtig, legt ihr es
nicht recht geflissentlich darauf an, das aller-
leichteste schwer zu machen, das lichte zu ver-
finstern, und euch vom Leben zu entfernen?
Hat denn diese Welt nicht Mühseligkeiten ge-
nug, und ihr wolt sie noch mit mehr Drang-
salen belästigen? Seht! Ich vergelte nicht
Böses mit Bösem, nicht Kunstwort mit
Kunstwort, ich begegne nicht trockenen Wahr-
heiten mit trocknen Einfällen, obgleich trock-
ne Wahrheiten und trockne Einfälle Gevat-
tersleute sind, und in canonischer Verbindung
stehen. Wie kann ich Euch aber retten, wenn
sich dergleichen trockene Einfällisten würklich
fänden, die euch über kurz oder lang darstell-
ten, wie ihr seyd? -- Um des armen Men-
schengeschlechts willen bitt ich euch, laßt ab
vom Ziegelstreichen und von egyptischer Dienst-
barkeit, und vom Morde der geistvollen Knäb-
lein, und wollt und könnt ihr nicht? Es wird
ein Moses kommen, der uns nach Canaan
führt, wo Milch und Honig fleußt. --



Daß
U 2

alten Bunde, ſondern in der chriſtlichen Frey-
heit, wo das Ceremonialgeſetz, Gott ſey ge-
dankt! abgeſtellt iſt, warum wolt ihr ſolch
einen Kopfzwang, ſolche Daumenſchrauben,
einfuͤhren? Geſtehet aufrichtig, legt ihr es
nicht recht gefliſſentlich darauf an, das aller-
leichteſte ſchwer zu machen, das lichte zu ver-
finſtern, und euch vom Leben zu entfernen?
Hat denn dieſe Welt nicht Muͤhſeligkeiten ge-
nug, und ihr wolt ſie noch mit mehr Drang-
ſalen belaͤſtigen? Seht! Ich vergelte nicht
Boͤſes mit Boͤſem, nicht Kunſtwort mit
Kunſtwort, ich begegne nicht trockenen Wahr-
heiten mit trocknen Einfaͤllen, obgleich trock-
ne Wahrheiten und trockne Einfaͤlle Gevat-
tersleute ſind, und in canoniſcher Verbindung
ſtehen. Wie kann ich Euch aber retten, wenn
ſich dergleichen trockene Einfaͤlliſten wuͤrklich
faͤnden, die euch uͤber kurz oder lang darſtell-
ten, wie ihr ſeyd? — Um des armen Men-
ſchengeſchlechts willen bitt ich euch, laßt ab
vom Ziegelſtreichen und von egyptiſcher Dienſt-
barkeit, und vom Morde der geiſtvollen Knaͤb-
lein, und wollt und koͤnnt ihr nicht? Es wird
ein Moſes kommen, der uns nach Canaan
fuͤhrt, wo Milch und Honig fleußt. —



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[307/0313] alten Bunde, ſondern in der chriſtlichen Frey- heit, wo das Ceremonialgeſetz, Gott ſey ge- dankt! abgeſtellt iſt, warum wolt ihr ſolch einen Kopfzwang, ſolche Daumenſchrauben, einfuͤhren? Geſtehet aufrichtig, legt ihr es nicht recht gefliſſentlich darauf an, das aller- leichteſte ſchwer zu machen, das lichte zu ver- finſtern, und euch vom Leben zu entfernen? Hat denn dieſe Welt nicht Muͤhſeligkeiten ge- nug, und ihr wolt ſie noch mit mehr Drang- ſalen belaͤſtigen? Seht! Ich vergelte nicht Boͤſes mit Boͤſem, nicht Kunſtwort mit Kunſtwort, ich begegne nicht trockenen Wahr- heiten mit trocknen Einfaͤllen, obgleich trock- ne Wahrheiten und trockne Einfaͤlle Gevat- tersleute ſind, und in canoniſcher Verbindung ſtehen. Wie kann ich Euch aber retten, wenn ſich dergleichen trockene Einfaͤlliſten wuͤrklich faͤnden, die euch uͤber kurz oder lang darſtell- ten, wie ihr ſeyd? — Um des armen Men- ſchengeſchlechts willen bitt ich euch, laßt ab vom Ziegelſtreichen und von egyptiſcher Dienſt- barkeit, und vom Morde der geiſtvollen Knaͤb- lein, und wollt und koͤnnt ihr nicht? Es wird ein Moſes kommen, der uns nach Canaan fuͤhrt, wo Milch und Honig fleußt. — Daß U 2

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/313>, abgerufen am 25.11.2024.