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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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Prediger und ich, mit Leib und Seele waren.
Selbst, wenn er es nicht länger aussetzen
konnte, und er ein Mittagsmahl gab, wo
mehr gegessen und getrunken und weniger ge-
sprochen ward, und wo der Königliche Rath,
sein College, der Officier, der Prediger und
ich, nichts mehr thaten als vorlegen, selbst
da, hielten mich manche Anmerkungen schad-
los, die der Königliche Rath zuweilen zum
Besten gab. -- Es ist viel, einen Mann von
seinem Stande zu finden, der zu Gott, der
Natur, und zu sich selbst zu kommen verstand,
wie sein College Nicodemus zu Christo. Der
College des Königlichen Raths, mein Mit-
gast, ein Mann von anderm Schrot und
Korn, hätte nicht geweint, wenn sich der
Mond gleich seinetwegen alle Mühe gegeben.
Man nannt ihn ein juristisches Genie, das
heißt, er fieng seine Sentenzen nicht mit All-
dieweilen, sondern mit Alldieweil an,
schrieb nicht: Wie Recht ist von Rechtswe-
gen, sondern von Rechtswegen, lies den
Buchstab h bey vielen Worten weg. -- --

Das lezte mahl, da ich diesen Altar be-
suchte, lies ich es darauf nicht ankommen, ob
ich dem ehemahligen siebenjährigen Bedienten
des Grafen v -- und jetzigen wohlbestalten

Tod-
S 3

Prediger und ich, mit Leib und Seele waren.
Selbſt, wenn er es nicht laͤnger auſſetzen
konnte, und er ein Mittagsmahl gab, wo
mehr gegeſſen und getrunken und weniger ge-
ſprochen ward, und wo der Koͤnigliche Rath,
ſein College, der Officier, der Prediger und
ich, nichts mehr thaten als vorlegen, ſelbſt
da, hielten mich manche Anmerkungen ſchad-
los, die der Koͤnigliche Rath zuweilen zum
Beſten gab. — Es iſt viel, einen Mann von
ſeinem Stande zu finden, der zu Gott, der
Natur, und zu ſich ſelbſt zu kommen verſtand,
wie ſein College Nicodemus zu Chriſto. Der
College des Koͤniglichen Raths, mein Mit-
gaſt, ein Mann von anderm Schrot und
Korn, haͤtte nicht geweint, wenn ſich der
Mond gleich ſeinetwegen alle Muͤhe gegeben.
Man nannt ihn ein juriſtiſches Genie, das
heißt, er fieng ſeine Sentenzen nicht mit All-
dieweilen, ſondern mit Alldieweil an,
ſchrieb nicht: Wie Recht iſt von Rechtswe-
gen, ſondern von Rechtswegen, lies den
Buchſtab h bey vielen Worten weg. — —

Das lezte mahl, da ich dieſen Altar be-
ſuchte, lies ich es darauf nicht ankommen, ob
ich dem ehemahligen ſiebenjaͤhrigen Bedienten
des Grafen v — und jetzigen wohlbeſtalten

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S 3
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[277/0283] Prediger und ich, mit Leib und Seele waren. Selbſt, wenn er es nicht laͤnger auſſetzen konnte, und er ein Mittagsmahl gab, wo mehr gegeſſen und getrunken und weniger ge- ſprochen ward, und wo der Koͤnigliche Rath, ſein College, der Officier, der Prediger und ich, nichts mehr thaten als vorlegen, ſelbſt da, hielten mich manche Anmerkungen ſchad- los, die der Koͤnigliche Rath zuweilen zum Beſten gab. — Es iſt viel, einen Mann von ſeinem Stande zu finden, der zu Gott, der Natur, und zu ſich ſelbſt zu kommen verſtand, wie ſein College Nicodemus zu Chriſto. Der College des Koͤniglichen Raths, mein Mit- gaſt, ein Mann von anderm Schrot und Korn, haͤtte nicht geweint, wenn ſich der Mond gleich ſeinetwegen alle Muͤhe gegeben. Man nannt ihn ein juriſtiſches Genie, das heißt, er fieng ſeine Sentenzen nicht mit All- dieweilen, ſondern mit Alldieweil an, ſchrieb nicht: Wie Recht iſt von Rechtswe- gen, ſondern von Rechtswegen, lies den Buchſtab h bey vielen Worten weg. — — Das lezte mahl, da ich dieſen Altar be- ſuchte, lies ich es darauf nicht ankommen, ob ich dem ehemahligen ſiebenjaͤhrigen Bedienten des Grafen v — und jetzigen wohlbeſtalten Tod- S 3

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/283>, abgerufen am 27.11.2024.