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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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den Ordensbande, und mit allem, was der
Testator so pünktlich von ihr angegeben hatte.

Ich hörte es Amalien in der Kopie an
(das Original, die Probe, war wie bekannt,
vorbey,) daß sie von ganzem Herzen dem
Junker Gotthard zuspielte, daß ihr Herz alle
seine Gedanken und Begierden der Laute an-
vertraut hatte, die alles wieder raunte, was
sie wuste! Nur Schade, daß es eine Laute
war! Wenns ein Waldhorn gewesen wäre,
würde v. G -- es eher verstanden haben. Den
Lautenzug verstand er nicht. Amaliens Auge,
das wahrlich nicht ins Ohr sprach, sondern
vernehmlich sich auslies, dies redende Auge
verstand v. G --, wies schien, stellenweise. --
Er war eine lebendige Seele worden. --

Vater und Mutter, obgleich beyde auch
bey dieser Gelegenheit so thaten, als der Haus-
vater beym heutigen Namenstage, konnten
doch eine gewisse Freude von lichterloh bren-
nender goldnen Weste nicht bergen, welche sie
über diese Augenvertraulichkeit (es war mehr
als Augenumgang) verspürten.

Wenn ich den Junker Gotthard nicht, als
einen so jagdgerechten Jäger und einen, der
mehr als eine schmucke Trine und schmucke

Amalia
R 2

den Ordensbande, und mit allem, was der
Teſtator ſo puͤnktlich von ihr angegeben hatte.

Ich hoͤrte es Amalien in der Kopie an
(das Original, die Probe, war wie bekannt,
vorbey,) daß ſie von ganzem Herzen dem
Junker Gotthard zuſpielte, daß ihr Herz alle
ſeine Gedanken und Begierden der Laute an-
vertraut hatte, die alles wieder raunte, was
ſie wuſte! Nur Schade, daß es eine Laute
war! Wenns ein Waldhorn geweſen waͤre,
wuͤrde v. G — es eher verſtanden haben. Den
Lautenzug verſtand er nicht. Amaliens Auge,
das wahrlich nicht ins Ohr ſprach, ſondern
vernehmlich ſich auslies, dies redende Auge
verſtand v. G —, wies ſchien, ſtellenweiſe. —
Er war eine lebendige Seele worden. —

Vater und Mutter, obgleich beyde auch
bey dieſer Gelegenheit ſo thaten, als der Haus-
vater beym heutigen Namenstage, konnten
doch eine gewiſſe Freude von lichterloh bren-
nender goldnen Weſte nicht bergen, welche ſie
uͤber dieſe Augenvertraulichkeit (es war mehr
als Augenumgang) verſpuͤrten.

Wenn ich den Junker Gotthard nicht, als
einen ſo jagdgerechten Jaͤger und einen, der
mehr als eine ſchmucke Trine und ſchmucke

Amalia
R 2
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[259/0265] den Ordensbande, und mit allem, was der Teſtator ſo puͤnktlich von ihr angegeben hatte. Ich hoͤrte es Amalien in der Kopie an (das Original, die Probe, war wie bekannt, vorbey,) daß ſie von ganzem Herzen dem Junker Gotthard zuſpielte, daß ihr Herz alle ſeine Gedanken und Begierden der Laute an- vertraut hatte, die alles wieder raunte, was ſie wuſte! Nur Schade, daß es eine Laute war! Wenns ein Waldhorn geweſen waͤre, wuͤrde v. G — es eher verſtanden haben. Den Lautenzug verſtand er nicht. Amaliens Auge, das wahrlich nicht ins Ohr ſprach, ſondern vernehmlich ſich auslies, dies redende Auge verſtand v. G —, wies ſchien, ſtellenweiſe. — Er war eine lebendige Seele worden. — Vater und Mutter, obgleich beyde auch bey dieſer Gelegenheit ſo thaten, als der Haus- vater beym heutigen Namenstage, konnten doch eine gewiſſe Freude von lichterloh bren- nender goldnen Weſte nicht bergen, welche ſie uͤber dieſe Augenvertraulichkeit (es war mehr als Augenumgang) verſpuͤrten. Wenn ich den Junker Gotthard nicht, als einen ſo jagdgerechten Jaͤger und einen, der mehr als eine ſchmucke Trine und ſchmucke Amalia R 2

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/265>, abgerufen am 27.11.2024.