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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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Ich wuste wohl, daß Theilnehmung ein Wun-
der in seinen Augen sey, und doch sagt' ich
ihm alles. Ohngesagt verstand er nicht, das
wust' ich, einen Herzensbruch, die schreck-
liche Ohnmacht eines beklemmten Herzens,
den Worts-tod auf der Zunge, das Beben auf
der Lippe, wo man sonst mit sichtlichen Augen
den Geist sieht, der den allerfeinsten Körper
von Wort (wär' es auch ein blosses Ach!)
zu schwerfällig für sich findt. Ich sagt' ihm
alles, und muste mich wahrlich zwingen zu re-
den; denn wer kann in solchen Herzensnö-
then, wer kann mehr, als abgebrochen seyn.
Ich war diesmahl so glücklich, solche Worte
zu ertappen, daß ich den Junker Gotthard in
Bewegung setzte. Bruder, sagt' er, du jam-
merst mich! Das war viel!

Nach einer Weile -- wenn ich das gewust
hätte, ich hätte dich zu Hause gelaßen, und
wäre selbst zu Hause geblieben. Hiebey stand
er auf; denn er saß bey seinen Jagdschriften.
Hätte v. G -- diesen Period nicht mit Wenn
angefangen, was hätt' ich mehr erwarten
können? was meine Leser? Was fehlte denn
zum thätigsten Beweiß einer lebendigen leib-
haftigen Theilnehmung? O wär' es dabey
geblieben! si tacuisses --

Schon

Ich wuſte wohl, daß Theilnehmung ein Wun-
der in ſeinen Augen ſey, und doch ſagt’ ich
ihm alles. Ohngeſagt verſtand er nicht, das
wuſt’ ich, einen Herzensbruch, die ſchreck-
liche Ohnmacht eines beklemmten Herzens,
den Worts-tod auf der Zunge, das Beben auf
der Lippe, wo man ſonſt mit ſichtlichen Augen
den Geiſt ſieht, der den allerfeinſten Koͤrper
von Wort (waͤr’ es auch ein bloſſes Ach!)
zu ſchwerfaͤllig fuͤr ſich findt. Ich ſagt’ ihm
alles, und muſte mich wahrlich zwingen zu re-
den; denn wer kann in ſolchen Herzensnoͤ-
then, wer kann mehr, als abgebrochen ſeyn.
Ich war diesmahl ſo gluͤcklich, ſolche Worte
zu ertappen, daß ich den Junker Gotthard in
Bewegung ſetzte. Bruder, ſagt’ er, du jam-
merſt mich! Das war viel!

Nach einer Weile — wenn ich das gewuſt
haͤtte, ich haͤtte dich zu Hauſe gelaßen, und
waͤre ſelbſt zu Hauſe geblieben. Hiebey ſtand
er auf; denn er ſaß bey ſeinen Jagdſchriften.
Haͤtte v. G — dieſen Period nicht mit Wenn
angefangen, was haͤtt’ ich mehr erwarten
koͤnnen? was meine Leſer? Was fehlte denn
zum thaͤtigſten Beweiß einer lebendigen leib-
haftigen Theilnehmung? O waͤr’ es dabey
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[255/0261] Ich wuſte wohl, daß Theilnehmung ein Wun- der in ſeinen Augen ſey, und doch ſagt’ ich ihm alles. Ohngeſagt verſtand er nicht, das wuſt’ ich, einen Herzensbruch, die ſchreck- liche Ohnmacht eines beklemmten Herzens, den Worts-tod auf der Zunge, das Beben auf der Lippe, wo man ſonſt mit ſichtlichen Augen den Geiſt ſieht, der den allerfeinſten Koͤrper von Wort (waͤr’ es auch ein bloſſes Ach!) zu ſchwerfaͤllig fuͤr ſich findt. Ich ſagt’ ihm alles, und muſte mich wahrlich zwingen zu re- den; denn wer kann in ſolchen Herzensnoͤ- then, wer kann mehr, als abgebrochen ſeyn. Ich war diesmahl ſo gluͤcklich, ſolche Worte zu ertappen, daß ich den Junker Gotthard in Bewegung ſetzte. Bruder, ſagt’ er, du jam- merſt mich! Das war viel! Nach einer Weile — wenn ich das gewuſt haͤtte, ich haͤtte dich zu Hauſe gelaßen, und waͤre ſelbſt zu Hauſe geblieben. Hiebey ſtand er auf; denn er ſaß bey ſeinen Jagdſchriften. Haͤtte v. G — dieſen Period nicht mit Wenn angefangen, was haͤtt’ ich mehr erwarten koͤnnen? was meine Leſer? Was fehlte denn zum thaͤtigſten Beweiß einer lebendigen leib- haftigen Theilnehmung? O waͤr’ es dabey geblieben! ſi tacuiſſes — Schon

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/261>, abgerufen am 27.11.2024.