paar Zoll höher wäre (im Kunstwort mehr hätte) als der regierende Herr in Curland. --
Wie kommts aber, daß alles die Ohren spitzt, wenn vom Wunderbaren die Red ist? Das kommt, weil der Verstand steif und fest auf seine Regel hält, und den Feind kennen lernen will, der diese seine Veste einzunehmen drohet. Das kommt, weil der Verstand sein Richteramt beweisen und Urtel und Recht eröfnen will, wider den, der die Grenzen zu verletzen drohet. Das kommt auch, würde meine Mutter sagen, "durch Adams Fall und Missethat." Wahrlich! der Mensch ist sehr zum Fall geneigt, wer steht, mag wohl zusehen, daß er nicht falle. Wir nähren all eine paradisische Schlange im Busen. Der Mensch hat zuweilen einen schrecklichen Hang zum Aufruhr. --
Alles dies, und noch mehr von der nemli- chen Manier, brachte den Prediger nicht wei- ter auf meines Vaters Bleyfeder, wiewohl er noch öfter als zuvor an reinen Druck und an weißes Papier dachte. Kostbar sey er nicht, nur rein. --
So viel weiß ich, daß ich meine Zeit in L * * nach den akademischen Wünschen gut angewendet habe. Gott segnete auch meine
Stu-
paar Zoll hoͤher waͤre (im Kunſtwort mehr haͤtte) als der regierende Herr in Curland. —
Wie kommts aber, daß alles die Ohren ſpitzt, wenn vom Wunderbaren die Red iſt? Das kommt, weil der Verſtand ſteif und feſt auf ſeine Regel haͤlt, und den Feind kennen lernen will, der dieſe ſeine Veſte einzunehmen drohet. Das kommt, weil der Verſtand ſein Richteramt beweiſen und Urtel und Recht eroͤfnen will, wider den, der die Grenzen zu verletzen drohet. Das kommt auch, wuͤrde meine Mutter ſagen, „durch Adams Fall und Miſſethat.„ Wahrlich! der Menſch iſt ſehr zum Fall geneigt, wer ſteht, mag wohl zuſehen, daß er nicht falle. Wir naͤhren all eine paradiſiſche Schlange im Buſen. Der Menſch hat zuweilen einen ſchrecklichen Hang zum Aufruhr. —
Alles dies, und noch mehr von der nemli- chen Manier, brachte den Prediger nicht wei- ter auf meines Vaters Bleyfeder, wiewohl er noch oͤfter als zuvor an reinen Druck und an weißes Papier dachte. Koſtbar ſey er nicht, nur rein. —
So viel weiß ich, daß ich meine Zeit in L * * nach den akademiſchen Wuͤnſchen gut angewendet habe. Gott ſegnete auch meine
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paar Zoll hoͤher waͤre (im Kunſtwort mehr
haͤtte) als der regierende Herr in Curland. —
Wie kommts aber, daß alles die Ohren
ſpitzt, wenn vom Wunderbaren die Red iſt?
Das kommt, weil der Verſtand ſteif und feſt
auf ſeine Regel haͤlt, und den Feind kennen
lernen will, der dieſe ſeine Veſte einzunehmen
drohet. Das kommt, weil der Verſtand ſein
Richteramt beweiſen und Urtel und Recht
eroͤfnen will, wider den, der die Grenzen zu
verletzen drohet. Das kommt auch, wuͤrde
meine Mutter ſagen, „durch Adams Fall
und Miſſethat.„ Wahrlich! der Menſch
iſt ſehr zum Fall geneigt, wer ſteht, mag wohl
zuſehen, daß er nicht falle. Wir naͤhren all
eine paradiſiſche Schlange im Buſen. Der
Menſch hat zuweilen einen ſchrecklichen Hang
zum Aufruhr. —
Alles dies, und noch mehr von der nemli-
chen Manier, brachte den Prediger nicht wei-
ter auf meines Vaters Bleyfeder, wiewohl er
noch oͤfter als zuvor an reinen Druck und an
weißes Papier dachte. Koſtbar ſey er nicht,
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So viel weiß ich, daß ich meine Zeit in
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/21>, abgerufen am 23.11.2024.
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