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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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leg' ich bey Seite. Was konnte das arme
Trinchen (diesen Namen erseh' ich aus dem
Herrmannschen Pasquill) dafür, daß ihr
Vater nach der Weise Melchisedech zum
Sprüchwort aufbrachte? was? -- --

Um die Observationen über diesen Come-
ten in der gegenwärtigen Geschichte zu
schlüßen; sey mir erlaubt zu bemerken, daß
diese Arme, nachdem sie eingeläutet war, und
nachdem sie geohrbeichtet, sich erholet. Der
Graf hatte den grösten Theil dieser Ohrbeich-
te bis auf meine Anwesenheit gespart. Nach
der Zeit fiel sie wieder ein, und starb als
Schwester des Grafen und seines Jonathans,
des alten Bedienten (denn wahrlich sie hatte
den Kelch der Todesnoth allmählig ausge-
trunken) sanft, willig und selig, ihres Alters
fünf und vierzig Jahr.

Meine Mutter, an die ich diesen Vorfall,
so bald der gute Prediger in L-- mir ihn
meldete, weiter brachte, antwortete mir wie
nach folget:

Herr, der du sprichst, es geschieht, der
du gebeutst, es stehet da, der du Gehet und
Kommet in deiner Gewalt hast! Gelobet sey
dein Name! In Curland und in Preußen,
für die Wege und Stege, die du mit dieser

Geen-

leg’ ich bey Seite. Was konnte das arme
Trinchen (dieſen Namen erſeh’ ich aus dem
Herrmannſchen Pasquill) dafuͤr, daß ihr
Vater nach der Weiſe Melchiſedech zum
Spruͤchwort aufbrachte? was? — —

Um die Obſervationen uͤber dieſen Come-
ten in der gegenwaͤrtigen Geſchichte zu
ſchluͤßen; ſey mir erlaubt zu bemerken, daß
dieſe Arme, nachdem ſie eingelaͤutet war, und
nachdem ſie geohrbeichtet, ſich erholet. Der
Graf hatte den groͤſten Theil dieſer Ohrbeich-
te bis auf meine Anweſenheit geſpart. Nach
der Zeit fiel ſie wieder ein, und ſtarb als
Schweſter des Grafen und ſeines Jonathans,
des alten Bedienten (denn wahrlich ſie hatte
den Kelch der Todesnoth allmaͤhlig ausge-
trunken) ſanft, willig und ſelig, ihres Alters
fuͤnf und vierzig Jahr.

Meine Mutter, an die ich dieſen Vorfall,
ſo bald der gute Prediger in L— mir ihn
meldete, weiter brachte, antwortete mir wie
nach folget:

Herr, der du ſprichſt, es geſchieht, der
du gebeutſt, es ſtehet da, der du Gehet und
Kommet in deiner Gewalt haſt! Gelobet ſey
dein Name! In Curland und in Preußen,
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[138/0144] leg’ ich bey Seite. Was konnte das arme Trinchen (dieſen Namen erſeh’ ich aus dem Herrmannſchen Pasquill) dafuͤr, daß ihr Vater nach der Weiſe Melchiſedech zum Spruͤchwort aufbrachte? was? — — Um die Obſervationen uͤber dieſen Come- ten in der gegenwaͤrtigen Geſchichte zu ſchluͤßen; ſey mir erlaubt zu bemerken, daß dieſe Arme, nachdem ſie eingelaͤutet war, und nachdem ſie geohrbeichtet, ſich erholet. Der Graf hatte den groͤſten Theil dieſer Ohrbeich- te bis auf meine Anweſenheit geſpart. Nach der Zeit fiel ſie wieder ein, und ſtarb als Schweſter des Grafen und ſeines Jonathans, des alten Bedienten (denn wahrlich ſie hatte den Kelch der Todesnoth allmaͤhlig ausge- trunken) ſanft, willig und ſelig, ihres Alters fuͤnf und vierzig Jahr. Meine Mutter, an die ich dieſen Vorfall, ſo bald der gute Prediger in L— mir ihn meldete, weiter brachte, antwortete mir wie nach folget: Herr, der du ſprichſt, es geſchieht, der du gebeutſt, es ſtehet da, der du Gehet und Kommet in deiner Gewalt haſt! Gelobet ſey dein Name! In Curland und in Preußen, fuͤr die Wege und Stege, die du mit dieſer Geen-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/144>, abgerufen am 06.05.2024.