als eine Verschwenderin dargestelt, und wenn alle diese Stricke reissen solten, ward eins (ein Galgenstrick) angebunden, das über alles gieng. Die liebe Todtfeindschaft! Wohlbe- dächtig verschwieg der Herr Ehekläger die Ohr --, die er vor der Ehe aus guter Hand erhalten; allein er erwehnte, wie oft er noth- gedrungen gewesen, Hand an sein Weib zu legen, und sie sich von Leib und Seele zu hal- ten, wenn sie als eine Furie Feuer gespien. -- Er hatte würklich, ohnfehlbar dem Beyrath des Klägers Richters und Henkers zur gehor- samsten Folge, ihr das erste Liebesband, die Ohrfeige, mit vielen wucherlichen Zinsen er- stattet. Die Sentenz war in den besten Hän- den. Der schielende Bube setzte sich auf den Richtstuhl an der Stäte, die da heisset Hoch- pflaster, ja wohl Hochpflaster, auf hebräisch aber Gabbatha. Sie wurden geschieden, und da es keiner Auseinandersetzung, so wohl we- gen Kinder, als Vermögens, bedurfte, weil nichts von beyden da war; so wurden der Beklagtin in der Sentenz ihre Bosheiten und Herzenstücken aufs nachdrücklichste verwie- sen, und sie zwar vor diesesmahl, und wie es hies, vorzüglich um den Namen ihres gewe- senen Mannes zu beschonen, von einer öffent-
lichen
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als eine Verſchwenderin dargeſtelt, und wenn alle dieſe Stricke reiſſen ſolten, ward eins (ein Galgenſtrick) angebunden, das uͤber alles gieng. Die liebe Todtfeindſchaft! Wohlbe- daͤchtig verſchwieg der Herr Eheklaͤger die Ohr —, die er vor der Ehe aus guter Hand erhalten; allein er erwehnte, wie oft er noth- gedrungen geweſen, Hand an ſein Weib zu legen, und ſie ſich von Leib und Seele zu hal- ten, wenn ſie als eine Furie Feuer geſpien. — Er hatte wuͤrklich, ohnfehlbar dem Beyrath des Klaͤgers Richters und Henkers zur gehor- ſamſten Folge, ihr das erſte Liebesband, die Ohrfeige, mit vielen wucherlichen Zinſen er- ſtattet. Die Sentenz war in den beſten Haͤn- den. Der ſchielende Bube ſetzte ſich auf den Richtſtuhl an der Staͤte, die da heiſſet Hoch- pflaſter, ja wohl Hochpflaſter, auf hebraͤiſch aber Gabbatha. Sie wurden geſchieden, und da es keiner Auseinanderſetzung, ſo wohl we- gen Kinder, als Vermoͤgens, bedurfte, weil nichts von beyden da war; ſo wurden der Beklagtin in der Sentenz ihre Bosheiten und Herzenstuͤcken aufs nachdruͤcklichſte verwie- ſen, und ſie zwar vor dieſesmahl, und wie es hies, vorzuͤglich um den Namen ihres gewe- ſenen Mannes zu beſchonen, von einer oͤffent-
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als eine Verſchwenderin dargeſtelt, und wenn
alle dieſe Stricke reiſſen ſolten, ward eins (ein
Galgenſtrick) angebunden, das uͤber alles
gieng. Die liebe Todtfeindſchaft! Wohlbe-
daͤchtig verſchwieg der Herr Eheklaͤger die
Ohr —, die er vor der Ehe aus guter Hand
erhalten; allein er erwehnte, wie oft er noth-
gedrungen geweſen, Hand an ſein Weib zu
legen, und ſie ſich von Leib und Seele zu hal-
ten, wenn ſie als eine Furie Feuer geſpien. —
Er hatte wuͤrklich, ohnfehlbar dem Beyrath
des Klaͤgers Richters und Henkers zur gehor-
ſamſten Folge, ihr das erſte Liebesband, die
Ohrfeige, mit vielen wucherlichen Zinſen er-
ſtattet. Die Sentenz war in den beſten Haͤn-
den. Der ſchielende Bube ſetzte ſich auf den
Richtſtuhl an der Staͤte, die da heiſſet Hoch-
pflaſter, ja wohl Hochpflaſter, auf hebraͤiſch
aber Gabbatha. Sie wurden geſchieden, und
da es keiner Auseinanderſetzung, ſo wohl we-
gen Kinder, als Vermoͤgens, bedurfte, weil
nichts von beyden da war; ſo wurden der
Beklagtin in der Sentenz ihre Bosheiten und
Herzenstuͤcken aufs nachdruͤcklichſte verwie-
ſen, und ſie zwar vor dieſesmahl, und wie es
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/139>, abgerufen am 23.11.2024.
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