ich besehn, und damit du keine Zeit verlierst, werd' ich dir ein Blädchen vorhalten, damit du während der Zeit essen kannst. Schmet- terling, Schmetterling, setz dich! Närrchen, ich meyn' es gut mit dir! Schmetterling, Schmetterling, setz dich! --
Es war einmal ein Edelmann, der ritt stets einen Fuchs, der Edelmann war so falsch, wie der Fuchs, und der Fuchs wie der Edelmann. Ein schändlich Paar! Zwar war der Fuchs ein schönes Thier, der Edel- mann nicht minder. Doch einer schlug so aus, wie der andre, und beyde waren be- schlagen, der eine mit Bosheit, der andre mit Eisen. Beyde schlugen und trafen Men- schen. Der Fuchs hatt' einen seltenen Kopf, einen Hals zum mahlen, und einen Fuß! gewiß! einen niedlichen Fuß! Sein Schweif hieng ihm herrlich herab, zum Schrecken aller Bremsen und Fliegen, die er nicht ver- jagte, sondern auf der Stelle todtschlug. Auf seinem Rücken war ein Bremsen Kirchhof! O des prächtigen Schweifs! Der Edelmann, gewachsen wie eine Bürke, hoch und gerade. Sein Gesicht braun, wie eine Eichel, wenn sie rein und reif ist, und seine Hand noch
brau-
ich beſehn, und damit du keine Zeit verlierſt, werd’ ich dir ein Blaͤdchen vorhalten, damit du waͤhrend der Zeit eſſen kannſt. Schmet- terling, Schmetterling, ſetz dich! Naͤrrchen, ich meyn’ es gut mit dir! Schmetterling, Schmetterling, ſetz dich! —
Es war einmal ein Edelmann, der ritt ſtets einen Fuchs, der Edelmann war ſo falſch, wie der Fuchs, und der Fuchs wie der Edelmann. Ein ſchaͤndlich Paar! Zwar war der Fuchs ein ſchoͤnes Thier, der Edel- mann nicht minder. Doch einer ſchlug ſo aus, wie der andre, und beyde waren be- ſchlagen, der eine mit Bosheit, der andre mit Eiſen. Beyde ſchlugen und trafen Men- ſchen. Der Fuchs hatt’ einen ſeltenen Kopf, einen Hals zum mahlen, und einen Fuß! gewiß! einen niedlichen Fuß! Sein Schweif hieng ihm herrlich herab, zum Schrecken aller Bremſen und Fliegen, die er nicht ver- jagte, ſondern auf der Stelle todtſchlug. Auf ſeinem Ruͤcken war ein Bremſen Kirchhof! O des praͤchtigen Schweifs! Der Edelmann, gewachſen wie eine Buͤrke, hoch und gerade. Sein Geſicht braun, wie eine Eichel, wenn ſie rein und reif iſt, und ſeine Hand noch
brau-
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ich beſehn, und damit du keine Zeit verlierſt,
werd’ ich dir ein Blaͤdchen vorhalten, damit
du waͤhrend der Zeit eſſen kannſt. Schmet-
terling, Schmetterling, ſetz dich! Naͤrrchen,
ich meyn’ es gut mit dir! Schmetterling,
Schmetterling, ſetz dich! —
Es war einmal ein Edelmann, der ritt
ſtets einen Fuchs, der Edelmann war ſo
falſch, wie der Fuchs, und der Fuchs wie
der Edelmann. Ein ſchaͤndlich Paar! Zwar
war der Fuchs ein ſchoͤnes Thier, der Edel-
mann nicht minder. Doch einer ſchlug ſo
aus, wie der andre, und beyde waren be-
ſchlagen, der eine mit Bosheit, der andre
mit Eiſen. Beyde ſchlugen und trafen Men-
ſchen. Der Fuchs hatt’ einen ſeltenen Kopf,
einen Hals zum mahlen, und einen Fuß!
gewiß! einen niedlichen Fuß! Sein Schweif
hieng ihm herrlich herab, zum Schrecken
aller Bremſen und Fliegen, die er nicht ver-
jagte, ſondern auf der Stelle todtſchlug. Auf
ſeinem Ruͤcken war ein Bremſen Kirchhof!
O des praͤchtigen Schweifs! Der Edelmann,
gewachſen wie eine Buͤrke, hoch und gerade.
Sein Geſicht braun, wie eine Eichel, wenn
ſie rein und reif iſt, und ſeine Hand noch
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 604. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/616>, abgerufen am 24.11.2024.
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