dem Allerheiligsten. Wahrlich die Zu- kunft ist das Allerheiligste! Wer kann das Triebwerk der Schöpfung leiten! Auf Gott aber können wir uns verlassen! --
Eine selige Empfindung! -- Der Meister drückt seinem Werke seinen Namen ein, nicht ohne Schaamröthe, wenn er ein ehrlicher Kerl ist, und wenn er auf die kleineren Gelegenhei- ten zurück denkt, die ihn zu dem Meisterstücke brachten. Darum, und nicht aus Affektation, sollten große Künstler auch ihren Namen nur so hin -- werfen, und Gott die Ehre geben, ihrem Obermeister ihre Arbeit weyhen und zu- eignen. Wer gab ihnen Handwerkzeug und Materie? Wer Zeit, Ort und Umstände? Selbst das Formale gehört dem Obermeister. Ists denn Wunder, wenn das Werk so sehr über den Stand des Künstlers ist, daß es län- ger lebt, wie er, und daß jedes eher darnach greift, als nach ihm! Des Künstlers Verdienst in dieser Welt ist ein Kunstgrif, ein Grif nach gutem Stof zu seiner Arbeit, nach einem gu- ten Reißbrett in der Werkstube Gottes, nach guten Zeichnungen, die ihm die Natur dar- reicht -- -- -- Doch! wo gerath' ich hin? Ich solte mich begnügen zu sagen: Gesegnet ist der Mann, der sich auf den Herrn verläßt!
Eben
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dem Allerheiligſten. Wahrlich die Zu- kunft iſt das Allerheiligſte! Wer kann das Triebwerk der Schoͤpfung leiten! Auf Gott aber koͤnnen wir uns verlaſſen! —
Eine ſelige Empfindung! — Der Meiſter druͤckt ſeinem Werke ſeinen Namen ein, nicht ohne Schaamroͤthe, wenn er ein ehrlicher Kerl iſt, und wenn er auf die kleineren Gelegenhei- ten zuruͤck denkt, die ihn zu dem Meiſterſtuͤcke brachten. Darum, und nicht aus Affektation, ſollten große Kuͤnſtler auch ihren Namen nur ſo hin — werfen, und Gott die Ehre geben, ihrem Obermeiſter ihre Arbeit weyhen und zu- eignen. Wer gab ihnen Handwerkzeug und Materie? Wer Zeit, Ort und Umſtaͤnde? Selbſt das Formale gehoͤrt dem Obermeiſter. Iſts denn Wunder, wenn das Werk ſo ſehr uͤber den Stand des Kuͤnſtlers iſt, daß es laͤn- ger lebt, wie er, und daß jedes eher darnach greift, als nach ihm! Des Kuͤnſtlers Verdienſt in dieſer Welt iſt ein Kunſtgrif, ein Grif nach gutem Stof zu ſeiner Arbeit, nach einem gu- ten Reißbrett in der Werkſtube Gottes, nach guten Zeichnungen, die ihm die Natur dar- reicht — — — Doch! wo gerath’ ich hin? Ich ſolte mich begnuͤgen zu ſagen: Geſegnet iſt der Mann, der ſich auf den Herrn verlaͤßt!
Eben
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dem Allerheiligſten. Wahrlich die Zu-
kunft iſt das Allerheiligſte! Wer kann
das Triebwerk der Schoͤpfung leiten! Auf
Gott aber koͤnnen wir uns verlaſſen! —
Eine ſelige Empfindung! — Der Meiſter
druͤckt ſeinem Werke ſeinen Namen ein, nicht
ohne Schaamroͤthe, wenn er ein ehrlicher Kerl
iſt, und wenn er auf die kleineren Gelegenhei-
ten zuruͤck denkt, die ihn zu dem Meiſterſtuͤcke
brachten. Darum, und nicht aus Affektation,
ſollten große Kuͤnſtler auch ihren Namen nur
ſo hin — werfen, und Gott die Ehre geben,
ihrem Obermeiſter ihre Arbeit weyhen und zu-
eignen. Wer gab ihnen Handwerkzeug und
Materie? Wer Zeit, Ort und Umſtaͤnde?
Selbſt das Formale gehoͤrt dem Obermeiſter.
Iſts denn Wunder, wenn das Werk ſo ſehr
uͤber den Stand des Kuͤnſtlers iſt, daß es laͤn-
ger lebt, wie er, und daß jedes eher darnach
greift, als nach ihm! Des Kuͤnſtlers Verdienſt
in dieſer Welt iſt ein Kunſtgrif, ein Grif nach
gutem Stof zu ſeiner Arbeit, nach einem gu-
ten Reißbrett in der Werkſtube Gottes, nach
guten Zeichnungen, die ihm die Natur dar-
reicht — — — Doch! wo gerath’ ich hin? Ich
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Mann, der ſich auf den Herrn verlaͤßt!
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/563>, abgerufen am 25.11.2024.
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