der eingefallen sey, sich selbst das Leben zu nehmen, um nicht ein schreckliches Schau- spiel der Bosheit zu werden. -- Ihre starke Einbildungskraft hatte ihr den v. E. in der Nähe gezeigt, frohlockend über seine geglückte Rache -- alle seine Helfer und Helfershelfer, die ihr nach der Seele standen, waren ihr erschienen, und diese Erscheinungen waren ihr schwer zu ertragen. -- Mine litte ge- waltig; indessen ließ Gott sie nicht versucht werden über Vermögen. Er, der sie aus sechs Trübsalen erlöset, ließ sie auch jetzt nicht verzweifeln. Sie unterdrückte die auf- steigenden Selbstmordgedanken beym ersten Anfang. -- Das weggeworfene Messer und auf ihm die Tropfen Menschenblut, fielen ihr ein -- (Sie sah' alles, was ihr ein- fiel --) Das Gebet des Predigers hatte eine Nachwürkung -- Sie fand sich -- Sie schmeckte Trost in dem Kelch der Leiden, und diese Prüfungsstunde kühlte sie etwas ab; indessen blieb sie noch ängstlich wegen der Dinge die kommen solten. -- --
Der Prediger gieng zum Justizrath --
Eben recht, fieng dieser an!
Der Prediger. Und wenn ich jetzt fragen darf?
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der eingefallen ſey, ſich ſelbſt das Leben zu nehmen, um nicht ein ſchreckliches Schau- ſpiel der Bosheit zu werden. — Ihre ſtarke Einbildungskraft hatte ihr den v. E. in der Naͤhe gezeigt, frohlockend uͤber ſeine gegluͤckte Rache — alle ſeine Helfer und Helfershelfer, die ihr nach der Seele ſtanden, waren ihr erſchienen, und dieſe Erſcheinungen waren ihr ſchwer zu ertragen. — Mine litte ge- waltig; indeſſen ließ Gott ſie nicht verſucht werden uͤber Vermoͤgen. Er, der ſie aus ſechs Truͤbſalen erloͤſet, ließ ſie auch jetzt nicht verzweifeln. Sie unterdruͤckte die auf- ſteigenden Selbſtmordgedanken beym erſten Anfang. — Das weggeworfene Meſſer und auf ihm die Tropfen Menſchenblut, fielen ihr ein — (Sie ſah’ alles, was ihr ein- fiel —) Das Gebet des Predigers hatte eine Nachwuͤrkung — Sie fand ſich — Sie ſchmeckte Troſt in dem Kelch der Leiden, und dieſe Pruͤfungsſtunde kuͤhlte ſie etwas ab; indeſſen blieb ſie noch aͤngſtlich wegen der Dinge die kommen ſolten. — —
Der Prediger gieng zum Juſtizrath —
Eben recht, fieng dieſer an!
Der Prediger. Und wenn ich jetzt fragen darf?
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der eingefallen ſey, ſich ſelbſt das Leben zu
nehmen, um nicht ein ſchreckliches Schau-
ſpiel der Bosheit zu werden. — Ihre ſtarke
Einbildungskraft hatte ihr den v. E. in der
Naͤhe gezeigt, frohlockend uͤber ſeine gegluͤckte
Rache — alle ſeine Helfer und Helfershelfer,
die ihr nach der Seele ſtanden, waren ihr
erſchienen, und dieſe Erſcheinungen waren
ihr ſchwer zu ertragen. — Mine litte ge-
waltig; indeſſen ließ Gott ſie nicht verſucht
werden uͤber Vermoͤgen. Er, der ſie aus
ſechs Truͤbſalen erloͤſet, ließ ſie auch jetzt
nicht verzweifeln. Sie unterdruͤckte die auf-
ſteigenden Selbſtmordgedanken beym erſten
Anfang. — Das weggeworfene Meſſer und
auf ihm die Tropfen Menſchenblut, fielen
ihr ein — (Sie ſah’ alles, was ihr ein-
fiel —) Das Gebet des Predigers hatte eine
Nachwuͤrkung — Sie fand ſich — Sie
ſchmeckte Troſt in dem Kelch der Leiden, und
dieſe Pruͤfungsſtunde kuͤhlte ſie etwas ab;
indeſſen blieb ſie noch aͤngſtlich wegen der
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/499>, abgerufen am 22.11.2024.
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