Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

teln -- und dann wieder: "Freund! wenn
"die Höll ärger seyn kann, ist kein Gott im
"Himmel!" -- Würde Mine auch nur in
Mitteldingen, (wenn es dergleichen giebt,)
ergiebiger gewesen seyn, Herr v. E. würde sie
geliebt haben, wie er sonst zu lieben gewohnt
war. -- Ihr edler Rückhalt, ihre heroische
Flucht, bracht' ihn mit zu diesem, ihm sonst
wildfremden Schwung -- -- --

Der Justizrath -- -- (wir sind wieder
in Preußen,) ward vom Direktor, als das
A und Q im Collegio, zu diesem Geschäft
ausersehen und eben, weil er ausersehen,
war, wollt' er ein Meisterstück liefern. Er
lernte fast das Gesuch des Herrn v. E. an
die cursche Regierung, und das Protokoll
auswendig, um ja keine Sylbe ungetrof-
fen zu lassen. Folgender Entwurf zu den
Fragen an die engelreine unschuldige Mine,
kann von seinem Diensteifer ein Pröbchen
abgeben. Es konnte sich der Deputatus
nichts gewissers denken, als daß Mine alles
und jedes wäre, wozu sie das feine cursche
Protokoll, und dessen Ueberrock, das verklei-
sterte gekünstelte Gesuch des Herrn v. E., ma-
chen wolte. Dieses blinde Zutrauen zu ei-
nem gerichtlichen Protokoll bestimmt' ihn, den

Re-
Zweiter Th. G g

teln — und dann wieder: „Freund! wenn
„die Hoͤll aͤrger ſeyn kann, iſt kein Gott im
„Himmel!„ — Wuͤrde Mine auch nur in
Mitteldingen, (wenn es dergleichen giebt,)
ergiebiger geweſen ſeyn, Herr v. E. wuͤrde ſie
geliebt haben, wie er ſonſt zu lieben gewohnt
war. — Ihr edler Ruͤckhalt, ihre heroiſche
Flucht, bracht’ ihn mit zu dieſem, ihm ſonſt
wildfremden Schwung — — —

Der Juſtizrath — — (wir ſind wieder
in Preußen,) ward vom Direktor, als das
A und Q im Collegio, zu dieſem Geſchaͤft
auserſehen und eben, weil er auserſehen,
war, wollt’ er ein Meiſterſtuͤck liefern. Er
lernte faſt das Geſuch des Herrn v. E. an
die curſche Regierung, und das Protokoll
auswendig, um ja keine Sylbe ungetrof-
fen zu laſſen. Folgender Entwurf zu den
Fragen an die engelreine unſchuldige Mine,
kann von ſeinem Dienſteifer ein Proͤbchen
abgeben. Es konnte ſich der Deputatus
nichts gewiſſers denken, als daß Mine alles
und jedes waͤre, wozu ſie das feine curſche
Protokoll, und deſſen Ueberrock, das verklei-
ſterte gekuͤnſtelte Geſuch des Herrn v. E., ma-
chen wolte. Dieſes blinde Zutrauen zu ei-
nem gerichtlichen Protokoll beſtimmt’ ihn, den

Re-
Zweiter Th. G g
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0475" n="465"/>
teln &#x2014; und dann wieder: &#x201E;Freund! wenn<lb/>
&#x201E;die Ho&#x0364;ll a&#x0364;rger &#x017F;eyn kann, i&#x017F;t kein Gott im<lb/>
&#x201E;Himmel!&#x201E; &#x2014; Wu&#x0364;rde Mine auch nur in<lb/>
Mitteldingen, (wenn es dergleichen giebt,)<lb/>
ergiebiger gewe&#x017F;en &#x017F;eyn, Herr v. E. wu&#x0364;rde &#x017F;ie<lb/>
geliebt haben, wie er &#x017F;on&#x017F;t zu lieben gewohnt<lb/>
war. &#x2014; Ihr edler Ru&#x0364;ckhalt, ihre heroi&#x017F;che<lb/>
Flucht, bracht&#x2019; ihn mit zu die&#x017F;em, ihm &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
wildfremden Schwung &#x2014; &#x2014; &#x2014;</p><lb/>
          <p>Der Ju&#x017F;tizrath &#x2014; &#x2014; (wir &#x017F;ind wieder<lb/>
in Preußen,) ward vom Direktor, als das<lb/>
A und Q im Collegio, zu die&#x017F;em Ge&#x017F;cha&#x0364;ft<lb/>
auser&#x017F;ehen und eben, weil er auser&#x017F;ehen,<lb/>
war, wollt&#x2019; er ein Mei&#x017F;ter&#x017F;tu&#x0364;ck liefern. Er<lb/>
lernte fa&#x017F;t das Ge&#x017F;uch des Herrn v. E. an<lb/>
die cur&#x017F;che Regierung, und das Protokoll<lb/>
auswendig, um ja keine Sylbe ungetrof-<lb/>
fen zu la&#x017F;&#x017F;en. Folgender Entwurf zu den<lb/>
Fragen an die engelreine un&#x017F;chuldige Mine,<lb/>
kann von &#x017F;einem Dien&#x017F;teifer ein Pro&#x0364;bchen<lb/>
abgeben. Es konnte &#x017F;ich der Deputatus<lb/>
nichts gewi&#x017F;&#x017F;ers denken, als daß Mine alles<lb/>
und jedes wa&#x0364;re, wozu &#x017F;ie das feine cur&#x017F;che<lb/>
Protokoll, und de&#x017F;&#x017F;en Ueberrock, das verklei-<lb/>
&#x017F;terte geku&#x0364;n&#x017F;telte Ge&#x017F;uch des Herrn v. E., ma-<lb/>
chen wolte. Die&#x017F;es blinde Zutrauen zu ei-<lb/>
nem gerichtlichen Protokoll be&#x017F;timmt&#x2019; ihn, den<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Zweiter Th.</hi> G g</fw><fw place="bottom" type="catch">Re-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[465/0475] teln — und dann wieder: „Freund! wenn „die Hoͤll aͤrger ſeyn kann, iſt kein Gott im „Himmel!„ — Wuͤrde Mine auch nur in Mitteldingen, (wenn es dergleichen giebt,) ergiebiger geweſen ſeyn, Herr v. E. wuͤrde ſie geliebt haben, wie er ſonſt zu lieben gewohnt war. — Ihr edler Ruͤckhalt, ihre heroiſche Flucht, bracht’ ihn mit zu dieſem, ihm ſonſt wildfremden Schwung — — — Der Juſtizrath — — (wir ſind wieder in Preußen,) ward vom Direktor, als das A und Q im Collegio, zu dieſem Geſchaͤft auserſehen und eben, weil er auserſehen, war, wollt’ er ein Meiſterſtuͤck liefern. Er lernte faſt das Geſuch des Herrn v. E. an die curſche Regierung, und das Protokoll auswendig, um ja keine Sylbe ungetrof- fen zu laſſen. Folgender Entwurf zu den Fragen an die engelreine unſchuldige Mine, kann von ſeinem Dienſteifer ein Proͤbchen abgeben. Es konnte ſich der Deputatus nichts gewiſſers denken, als daß Mine alles und jedes waͤre, wozu ſie das feine curſche Protokoll, und deſſen Ueberrock, das verklei- ſterte gekuͤnſtelte Geſuch des Herrn v. E., ma- chen wolte. Dieſes blinde Zutrauen zu ei- nem gerichtlichen Protokoll beſtimmt’ ihn, den Re- Zweiter Th. G g

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/475
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/475>, abgerufen am 29.11.2024.