wie geschwind er die Hoch wohlgebohrne Hand erhaschen sollte, um ihr diesen Kuß ganz warnt wieder abzugeben, -- bald jagt' er den Herr- mann zu allen Teufeln, und sah ihn als den Räuber dieses Kleinods an. --
Dann wieder wie in Gedanken, wie vor sich. Wenn ich denk: sie in Preußen! im Soldatenlande, o dann ist mir, als wenn ich Gift eingenommen hätte, und hab ichs nicht? Es wütet in meinem Eingeweide. Es schneidet in mir! Ist denn kein Gegengift? Da lieg ich! Ein abgerissener Ast, der von seinem Baum getrennt ist und welkt, wahr- lich ich welke! Herr, schrie er auf, zu Herr- mann, nicht wahr? ich welke? --
Herrmann jubelfroh, daß er auf keine categorische Antwort bestand, bückte sich bis auf die Erde. --
Sie hätte was aus mir gemacht! Sie hätte gemacht, daß ich den Testamentsnickel geliebt hätte. Minen zu Gefallen hätt' ich es, und was hätt ich nicht alles, ihr zu Gefallen! -- Ihrer Liebe zu Gefallen! Hin ist sie -- hin! hin! und Satanas weiß, welch ein Glücklicher auf mein Fundament bauet. (Ich fiel dem Herrn v. E. ein. Ich bin eifersichtig, schrie er wieder, zum rasend werden! Die blaue Farbe,
wo
wie geſchwind er die Hoch wohlgebohrne Hand erhaſchen ſollte, um ihr dieſen Kuß ganz warnt wieder abzugeben, — bald jagt’ er den Herr- mann zu allen Teufeln, und ſah ihn als den Raͤuber dieſes Kleinods an. —
Dann wieder wie in Gedanken, wie vor ſich. Wenn ich denk: ſie in Preußen! im Soldatenlande, o dann iſt mir, als wenn ich Gift eingenommen haͤtte, und hab ichs nicht? Es wuͤtet in meinem Eingeweide. Es ſchneidet in mir! Iſt denn kein Gegengift? Da lieg ich! Ein abgeriſſener Aſt, der von ſeinem Baum getrennt iſt und welkt, wahr- lich ich welke! Herr, ſchrie er auf, zu Herr- mann, nicht wahr? ich welke? —
Herrmann jubelfroh, daß er auf keine categoriſche Antwort beſtand, buͤckte ſich bis auf die Erde. —
Sie haͤtte was aus mir gemacht! Sie haͤtte gemacht, daß ich den Teſtamentsnickel geliebt haͤtte. Minen zu Gefallen haͤtt’ ich es, und was haͤtt ich nicht alles, ihr zu Gefallen! — Ihrer Liebe zu Gefallen! Hin iſt ſie — hin! hin! und Satanas weiß, welch ein Gluͤcklicher auf mein Fundament bauet. (Ich fiel dem Herrn v. E. ein. Ich bin eiferſichtig, ſchrie er wieder, zum raſend werden! Die blaue Farbe,
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wie geſchwind er die Hoch wohlgebohrne Hand
erhaſchen ſollte, um ihr dieſen Kuß ganz warnt
wieder abzugeben, — bald jagt’ er den Herr-
mann zu allen Teufeln, und ſah ihn als den
Raͤuber dieſes Kleinods an. —
Dann wieder wie in Gedanken, wie vor
ſich. Wenn ich denk: ſie in Preußen! im
Soldatenlande, o dann iſt mir, als wenn
ich Gift eingenommen haͤtte, und hab ichs
nicht? Es wuͤtet in meinem Eingeweide. Es
ſchneidet in mir! Iſt denn kein Gegengift?
Da lieg ich! Ein abgeriſſener Aſt, der von
ſeinem Baum getrennt iſt und welkt, wahr-
lich ich welke! Herr, ſchrie er auf, zu Herr-
mann, nicht wahr? ich welke? —
Herrmann jubelfroh, daß er auf keine
categoriſche Antwort beſtand, buͤckte ſich bis
auf die Erde. —
Sie haͤtte was aus mir gemacht! Sie
haͤtte gemacht, daß ich den Teſtamentsnickel
geliebt haͤtte. Minen zu Gefallen haͤtt’ ich es,
und was haͤtt ich nicht alles, ihr zu Gefallen! —
Ihrer Liebe zu Gefallen! Hin iſt ſie — hin!
hin! und Satanas weiß, welch ein Gluͤcklicher
auf mein Fundament bauet. (Ich fiel dem
Herrn v. E. ein. Ich bin eiferſichtig, ſchrie er
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/471>, abgerufen am 28.11.2024.
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