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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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Jetzt üb' ich mich auf gleiche Weise zu sterben.
-- Sie pflegte zu Gretchen, des Pfarrers
Tochter, zu sagen, da war ich über drey
Stunden zur Probe todt. --

Es war den -- -- ein Tag, da sie sehr
munter war, und da sie zu Gretchen sich
ausließ: mich dünkt, liebe Freundin, es geht
mir, wie dem Könige Hiskias. Ich hörte
die Stimme: beschicke dein Haus, denn du
wirst sterben, und nicht leben bleiben, und
nun geht der Schatten hinter sich zurück,
zehn Stufen am Zeiger Ahas, die er war
niederwärts gegangen. -- Mine wollte nicht
für sich, sondern für mich leben. Mine
und Grete waren diesen Morgen froh mit
einander; allein wahrlich eine kurze Freude!
Denn Mine und das ganze Haus, hatte
einen Schreck, der Minen auch den letzten
Herzensrest gab. --

Um die Sache in ihrem Zusammenhange
zu zeigen, müssen wir aus diesen Vorhöfen
des Himmels in die arge böse Welt zurück.

Alle Boten zu fahren, zu reiten, und
zu Fuß, die Herr v. E. ausgesandt hatte,
kamen ohne Minen zurück; allein nicht oh-
ne Spuren, welchen Weg sie genommen. Es
war völlig klar und deutlich ausgemittelt,

daß
D d 4

Jetzt uͤb’ ich mich auf gleiche Weiſe zu ſterben.
— Sie pflegte zu Gretchen, des Pfarrers
Tochter, zu ſagen, da war ich uͤber drey
Stunden zur Probe todt. —

Es war den — — ein Tag, da ſie ſehr
munter war, und da ſie zu Gretchen ſich
ausließ: mich duͤnkt, liebe Freundin, es geht
mir, wie dem Koͤnige Hiskias. Ich hoͤrte
die Stimme: beſchicke dein Haus, denn du
wirſt ſterben, und nicht leben bleiben, und
nun geht der Schatten hinter ſich zuruͤck,
zehn Stufen am Zeiger Ahas, die er war
niederwaͤrts gegangen. — Mine wollte nicht
fuͤr ſich, ſondern fuͤr mich leben. Mine
und Grete waren dieſen Morgen froh mit
einander; allein wahrlich eine kurze Freude!
Denn Mine und das ganze Haus, hatte
einen Schreck, der Minen auch den letzten
Herzensreſt gab. —

Um die Sache in ihrem Zuſammenhange
zu zeigen, muͤſſen wir aus dieſen Vorhoͤfen
des Himmels in die arge boͤſe Welt zuruͤck.

Alle Boten zu fahren, zu reiten, und
zu Fuß, die Herr v. E. ausgeſandt hatte,
kamen ohne Minen zuruͤck; allein nicht oh-
ne Spuren, welchen Weg ſie genommen. Es
war voͤllig klar und deutlich ausgemittelt,

daß
D d 4
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[423/0433] Jetzt uͤb’ ich mich auf gleiche Weiſe zu ſterben. — Sie pflegte zu Gretchen, des Pfarrers Tochter, zu ſagen, da war ich uͤber drey Stunden zur Probe todt. — Es war den — — ein Tag, da ſie ſehr munter war, und da ſie zu Gretchen ſich ausließ: mich duͤnkt, liebe Freundin, es geht mir, wie dem Koͤnige Hiskias. Ich hoͤrte die Stimme: beſchicke dein Haus, denn du wirſt ſterben, und nicht leben bleiben, und nun geht der Schatten hinter ſich zuruͤck, zehn Stufen am Zeiger Ahas, die er war niederwaͤrts gegangen. — Mine wollte nicht fuͤr ſich, ſondern fuͤr mich leben. Mine und Grete waren dieſen Morgen froh mit einander; allein wahrlich eine kurze Freude! Denn Mine und das ganze Haus, hatte einen Schreck, der Minen auch den letzten Herzensreſt gab. — Um die Sache in ihrem Zuſammenhange zu zeigen, muͤſſen wir aus dieſen Vorhoͤfen des Himmels in die arge boͤſe Welt zuruͤck. Alle Boten zu fahren, zu reiten, und zu Fuß, die Herr v. E. ausgeſandt hatte, kamen ohne Minen zuruͤck; allein nicht oh- ne Spuren, welchen Weg ſie genommen. Es war voͤllig klar und deutlich ausgemittelt, daß D d 4

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/433>, abgerufen am 22.11.2024.