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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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lichen mich nicht vergessen haben. Sie war
ganz mein. Sobald sie diesen Gecken gese-
hen hatte, sahe sie, was sie oft gesehen,
daß ihre Ahndungen nicht immer träfen. --
Ein Geck dieser Art kann nicht schwer zu ent-
fernen seyn, dachte sie, und in Wahrheit sie
dachte sehr richtig, denn mich dünkt, nichts
ist einem jeden gutdenkenden Mädchen leich-
ter, als einen Stutzer, der ein Jahr in Pa-
ris gewesen, auf seine Gränze und zu seinen
drey Gläsern zu bringen -- ich weiß wohl
wer unverschämter ist.

Es ist mir unbekannt, ob meine Leser
schon einen curschen Franzosen gesehen haben!
Werth zu sehen ist er! Franzos und Curlän-
der reimen sich, als Chapeaubashütchen
und Stallmeisterstiefel, als Sonnenschirm
und Jagdtasche. --

Ich habe schon die Ehre gehabt, den
Herrn v. E. als meinen Nebenbuhler zu prä-
sentiren, und jetzt kennen ihn meine Leser
noch oben ein.

Herr v. E. konnte nicht ein Auge, oder
eigentlich ein Glaß, von Minen laßen. --
Er war außer sich, steckte die drey Gläser
an ihren Ort, und kam wieder an das der
Jahreszeit so angemessene Band am Busen,

das

lichen mich nicht vergeſſen haben. Sie war
ganz mein. Sobald ſie dieſen Gecken geſe-
hen hatte, ſahe ſie, was ſie oft geſehen,
daß ihre Ahndungen nicht immer traͤfen. —
Ein Geck dieſer Art kann nicht ſchwer zu ent-
fernen ſeyn, dachte ſie, und in Wahrheit ſie
dachte ſehr richtig, denn mich duͤnkt, nichts
iſt einem jeden gutdenkenden Maͤdchen leich-
ter, als einen Stutzer, der ein Jahr in Pa-
ris geweſen, auf ſeine Graͤnze und zu ſeinen
drey Glaͤſern zu bringen — ich weiß wohl
wer unverſchaͤmter iſt.

Es iſt mir unbekannt, ob meine Leſer
ſchon einen curſchen Franzoſen geſehen haben!
Werth zu ſehen iſt er! Franzos und Curlaͤn-
der reimen ſich, als Chapeaubashuͤtchen
und Stallmeiſterſtiefel, als Sonnenſchirm
und Jagdtaſche. —

Ich habe ſchon die Ehre gehabt, den
Herrn v. E. als meinen Nebenbuhler zu praͤ-
ſentiren, und jetzt kennen ihn meine Leſer
noch oben ein.

Herr v. E. konnte nicht ein Auge, oder
eigentlich ein Glaß, von Minen laßen. —
Er war außer ſich, ſteckte die drey Glaͤſer
an ihren Ort, und kam wieder an das der
Jahreszeit ſo angemeſſene Band am Buſen,

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[310/0318] lichen mich nicht vergeſſen haben. Sie war ganz mein. Sobald ſie dieſen Gecken geſe- hen hatte, ſahe ſie, was ſie oft geſehen, daß ihre Ahndungen nicht immer traͤfen. — Ein Geck dieſer Art kann nicht ſchwer zu ent- fernen ſeyn, dachte ſie, und in Wahrheit ſie dachte ſehr richtig, denn mich duͤnkt, nichts iſt einem jeden gutdenkenden Maͤdchen leich- ter, als einen Stutzer, der ein Jahr in Pa- ris geweſen, auf ſeine Graͤnze und zu ſeinen drey Glaͤſern zu bringen — ich weiß wohl wer unverſchaͤmter iſt. Es iſt mir unbekannt, ob meine Leſer ſchon einen curſchen Franzoſen geſehen haben! Werth zu ſehen iſt er! Franzos und Curlaͤn- der reimen ſich, als Chapeaubashuͤtchen und Stallmeiſterſtiefel, als Sonnenſchirm und Jagdtaſche. — Ich habe ſchon die Ehre gehabt, den Herrn v. E. als meinen Nebenbuhler zu praͤ- ſentiren, und jetzt kennen ihn meine Leſer noch oben ein. Herr v. E. konnte nicht ein Auge, oder eigentlich ein Glaß, von Minen laßen. — Er war außer ſich, ſteckte die drey Glaͤſer an ihren Ort, und kam wieder an das der Jahreszeit ſo angemeſſene Band am Buſen, das

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/318>, abgerufen am 22.11.2024.