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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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Ich will meiner Mutter nicht die Ehr'
allein lassen, sie besucht zu haben: denn in
Wahrheit, es kann kein Mensch ein größerer
Liebhaber von einer schönen Hand, oder von
der Musik seyn, das ist beynah' einerley,
als ich. --

Die Wittwe v. E. (ich habe sie lang ge-
nug und bis zum Ueberdruß meiner Leser
Sara genannt,) macht' ihrem Sohn Vor-
würfe, daß er sie so lang auf sich hätte war-
ten lassen. Dein Brief aus Königsberg --

Schönste Mutter, (Frau von E. hörte
dies gern,) ich fand in Königsberg noch dies
und das, und Sie wissen wohl, wenn man
dies und das findt; so kann man so geschwin-
de nicht. -- Wir wissen das dies und das,
wobey Herr v. E. in und um Königsberg,
vor seiner Rückkunft nach Curland, noch zum
Ritter zu werden den Beruf hatte; nicht zum
irrenden, denn hiezu hatt' er keinen An-
satz. --

Deine Mutter aber hättest du über dein
Dies und Das nicht vergessen sollen, sagte
die Frau v. E. --

Vergessen! Schönste, vergessen! -- Noch
unterwegs traf ich ein hübsches liebes Kind,
und sagen Sie selbst, wie kann man eine schöne

Gegend

Ich will meiner Mutter nicht die Ehr’
allein laſſen, ſie beſucht zu haben: denn in
Wahrheit, es kann kein Menſch ein groͤßerer
Liebhaber von einer ſchoͤnen Hand, oder von
der Muſik ſeyn, das iſt beynah’ einerley,
als ich. —

Die Wittwe v. E. (ich habe ſie lang ge-
nug und bis zum Ueberdruß meiner Leſer
Sara genannt,) macht’ ihrem Sohn Vor-
wuͤrfe, daß er ſie ſo lang auf ſich haͤtte war-
ten laſſen. Dein Brief aus Koͤnigsberg —

Schoͤnſte Mutter, (Frau von E. hoͤrte
dies gern,) ich fand in Koͤnigsberg noch dies
und das, und Sie wiſſen wohl, wenn man
dies und das findt; ſo kann man ſo geſchwin-
de nicht. — Wir wiſſen das dies und das,
wobey Herr v. E. in und um Koͤnigsberg,
vor ſeiner Ruͤckkunft nach Curland, noch zum
Ritter zu werden den Beruf hatte; nicht zum
irrenden, denn hiezu hatt’ er keinen An-
ſatz. —

Deine Mutter aber haͤtteſt du uͤber dein
Dies und Das nicht vergeſſen ſollen, ſagte
die Frau v. E. —

Vergeſſen! Schoͤnſte, vergeſſen! — Noch
unterwegs traf ich ein huͤbſches liebes Kind,
und ſagen Sie ſelbſt, wie kann man eine ſchoͤne

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[302/0310] Ich will meiner Mutter nicht die Ehr’ allein laſſen, ſie beſucht zu haben: denn in Wahrheit, es kann kein Menſch ein groͤßerer Liebhaber von einer ſchoͤnen Hand, oder von der Muſik ſeyn, das iſt beynah’ einerley, als ich. — Die Wittwe v. E. (ich habe ſie lang ge- nug und bis zum Ueberdruß meiner Leſer Sara genannt,) macht’ ihrem Sohn Vor- wuͤrfe, daß er ſie ſo lang auf ſich haͤtte war- ten laſſen. Dein Brief aus Koͤnigsberg — Schoͤnſte Mutter, (Frau von E. hoͤrte dies gern,) ich fand in Koͤnigsberg noch dies und das, und Sie wiſſen wohl, wenn man dies und das findt; ſo kann man ſo geſchwin- de nicht. — Wir wiſſen das dies und das, wobey Herr v. E. in und um Koͤnigsberg, vor ſeiner Ruͤckkunft nach Curland, noch zum Ritter zu werden den Beruf hatte; nicht zum irrenden, denn hiezu hatt’ er keinen An- ſatz. — Deine Mutter aber haͤtteſt du uͤber dein Dies und Das nicht vergeſſen ſollen, ſagte die Frau v. E. — Vergeſſen! Schoͤnſte, vergeſſen! — Noch unterwegs traf ich ein huͤbſches liebes Kind, und ſagen Sie ſelbſt, wie kann man eine ſchoͤne Gegend

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/310>, abgerufen am 13.05.2024.