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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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meine Stimme, allein nicht meinen Magen
gab.

Herr v. E. war, unter vielen andern,
König eines solchen Mahls. Er war von
seiner Mutter, die Wittwe geworden, aus
Frankreich nach Curland gerufen. Seine Ge-
schäft' indessen hatten ihn noch ein halbes Jahr
in und um Königsberg zurück gehalten ohne daß
wir uns zusammen getroffen. Kein Wunder!
Er gieng nicht in die Hörsäle, und gieng
nicht auf die Jagd. Seine Geschäfte wa-
ren wie man sich leicht vorstellen wird --
Liebesangelegenheiten. Freylich hatten die
königsbergschen Schönen Ursach' einem Manne
Complimente zu machen, der von Paris kam,
und sie nicht verschmähete. -- Endlich schlug
seine Stunde. -- Ich war, ohne selbst zu wissen,
wie's zugieng, bey diesem Mahl, und lernt' ei-
nen Menschen ohne Kopf und Herz kennen, der
auf den preußischen Adel loszog, weil ihm nie-
mand, (die Sach' ohn' Allegorie vorzutragen,)
obgleich er angeklopft, aufgethan. -- Wahrlich
dies brachte mir eine sehr gute Meynung vom
preußischen Adel bey, die ich auch nie aufzu-
geben Ursache gefunden. Ich brachte die
Nacht, da Herr v. E. mit Extrapost abgieng,
wider Gewohnheit schlaflos zu, und selten

hab
Zweiter Th. S

meine Stimme, allein nicht meinen Magen
gab.

Herr v. E. war, unter vielen andern,
Koͤnig eines ſolchen Mahls. Er war von
ſeiner Mutter, die Wittwe geworden, aus
Frankreich nach Curland gerufen. Seine Ge-
ſchaͤft’ indeſſen hatten ihn noch ein halbes Jahr
in und um Koͤnigsberg zuruͤck gehalten ohne daß
wir uns zuſammen getroffen. Kein Wunder!
Er gieng nicht in die Hoͤrſaͤle, und gieng
nicht auf die Jagd. Seine Geſchaͤfte wa-
ren wie man ſich leicht vorſtellen wird —
Liebesangelegenheiten. Freylich hatten die
koͤnigsbergſchen Schoͤnen Urſach’ einem Manne
Complimente zu machen, der von Paris kam,
und ſie nicht verſchmaͤhete. — Endlich ſchlug
ſeine Stunde. — Ich war, ohne ſelbſt zu wiſſen,
wie’s zugieng, bey dieſem Mahl, und lernt’ ei-
nen Menſchen ohne Kopf und Herz kennen, der
auf den preußiſchen Adel loszog, weil ihm nie-
mand, (die Sach’ ohn’ Allegorie vorzutragen,)
obgleich er angeklopft, aufgethan. — Wahrlich
dies brachte mir eine ſehr gute Meynung vom
preußiſchen Adel bey, die ich auch nie aufzu-
geben Urſache gefunden. Ich brachte die
Nacht, da Herr v. E. mit Extrapoſt abgieng,
wider Gewohnheit ſchlaflos zu, und ſelten

hab
Zweiter Th. S
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[273/0281] meine Stimme, allein nicht meinen Magen gab. Herr v. E. war, unter vielen andern, Koͤnig eines ſolchen Mahls. Er war von ſeiner Mutter, die Wittwe geworden, aus Frankreich nach Curland gerufen. Seine Ge- ſchaͤft’ indeſſen hatten ihn noch ein halbes Jahr in und um Koͤnigsberg zuruͤck gehalten ohne daß wir uns zuſammen getroffen. Kein Wunder! Er gieng nicht in die Hoͤrſaͤle, und gieng nicht auf die Jagd. Seine Geſchaͤfte wa- ren wie man ſich leicht vorſtellen wird — Liebesangelegenheiten. Freylich hatten die koͤnigsbergſchen Schoͤnen Urſach’ einem Manne Complimente zu machen, der von Paris kam, und ſie nicht verſchmaͤhete. — Endlich ſchlug ſeine Stunde. — Ich war, ohne ſelbſt zu wiſſen, wie’s zugieng, bey dieſem Mahl, und lernt’ ei- nen Menſchen ohne Kopf und Herz kennen, der auf den preußiſchen Adel loszog, weil ihm nie- mand, (die Sach’ ohn’ Allegorie vorzutragen,) obgleich er angeklopft, aufgethan. — Wahrlich dies brachte mir eine ſehr gute Meynung vom preußiſchen Adel bey, die ich auch nie aufzu- geben Urſache gefunden. Ich brachte die Nacht, da Herr v. E. mit Extrapoſt abgieng, wider Gewohnheit ſchlaflos zu, und ſelten hab Zweiter Th. S

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/281>, abgerufen am 22.11.2024.