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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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Bruder, erwiedert' er, deutsch, latein
und griechisch -- alles war mir gleich un-
verständlich. --

Wegen der zwölf Tafeln fragt' er mich in
Vertrauen, wie der gute Profeßor auf zwölf Ta-
feln gefallen wäre, da ihm doch nur zwey stei-
nerne Tafeln bekannt wären? -- und mußt' ich
ihm erklären, daß Se. Spektabilität nicht
von den Tafeln Mosis geredet hätten. -- --

Ich erinnre mich an ein Versprechen zu-
rück. Den Regen kennen meine Leser; al-
lein die Traufe bin ich ihnen noch schuldig. --

Nachdem das Signum Depositionis un-
terschrieben und besiegelt war, und wir uns
der Gewogenheit Sr. Spektabilität, als un-
sers Vorgesetzten, empfohlen hatten, sagten
Se. Spektabilität lächelnd zu mir:

So wünsch' ich ihnen denn ein Secessum,
Secretum, Angulum,
das ist, ein Pastorat
in ihrem Vaterlande, damit sie bald ihre zu-
rückgelassene Schöne heyrathen können! --

Das war die Traufe. Ich weiß nicht,
was ich geantwortet; nur das weiß ich, daß
es nicht griechisch, nicht latein, nicht deutsch
war, und daß ich mich gern noch einmal lie-
ber examiniren lassen wollen, als --. Se.
Spektabilität beschlossen den ganzen Actum

mit

Bruder, erwiedert’ er, deutſch, latein
und griechiſch — alles war mir gleich un-
verſtaͤndlich. —

Wegen der zwoͤlf Tafeln fragt’ er mich in
Vertrauen, wie der gute Profeßor auf zwoͤlf Ta-
feln gefallen waͤre, da ihm doch nur zwey ſtei-
nerne Tafeln bekannt waͤren? — und mußt’ ich
ihm erklaͤren, daß Se. Spektabilitaͤt nicht
von den Tafeln Moſis geredet haͤtten. — —

Ich erinnre mich an ein Verſprechen zu-
ruͤck. Den Regen kennen meine Leſer; al-
lein die Traufe bin ich ihnen noch ſchuldig. —

Nachdem das Signum Depoſitionis un-
terſchrieben und beſiegelt war, und wir uns
der Gewogenheit Sr. Spektabilitaͤt, als un-
ſers Vorgeſetzten, empfohlen hatten, ſagten
Se. Spektabilitaͤt laͤchelnd zu mir:

So wuͤnſch’ ich ihnen denn ein Seceſſum,
Secretum, Angulum,
das iſt, ein Paſtorat
in ihrem Vaterlande, damit ſie bald ihre zu-
ruͤckgelaſſene Schoͤne heyrathen koͤnnen! —

Das war die Traufe. Ich weiß nicht,
was ich geantwortet; nur das weiß ich, daß
es nicht griechiſch, nicht latein, nicht deutſch
war, und daß ich mich gern noch einmal lie-
ber examiniren laſſen wollen, als —. Se.
Spektabilitaͤt beſchloſſen den ganzen Actum

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[252/0260] Bruder, erwiedert’ er, deutſch, latein und griechiſch — alles war mir gleich un- verſtaͤndlich. — Wegen der zwoͤlf Tafeln fragt’ er mich in Vertrauen, wie der gute Profeßor auf zwoͤlf Ta- feln gefallen waͤre, da ihm doch nur zwey ſtei- nerne Tafeln bekannt waͤren? — und mußt’ ich ihm erklaͤren, daß Se. Spektabilitaͤt nicht von den Tafeln Moſis geredet haͤtten. — — Ich erinnre mich an ein Verſprechen zu- ruͤck. Den Regen kennen meine Leſer; al- lein die Traufe bin ich ihnen noch ſchuldig. — Nachdem das Signum Depoſitionis un- terſchrieben und beſiegelt war, und wir uns der Gewogenheit Sr. Spektabilitaͤt, als un- ſers Vorgeſetzten, empfohlen hatten, ſagten Se. Spektabilitaͤt laͤchelnd zu mir: So wuͤnſch’ ich ihnen denn ein Seceſſum, Secretum, Angulum, das iſt, ein Paſtorat in ihrem Vaterlande, damit ſie bald ihre zu- ruͤckgelaſſene Schoͤne heyrathen koͤnnen! — Das war die Traufe. Ich weiß nicht, was ich geantwortet; nur das weiß ich, daß es nicht griechiſch, nicht latein, nicht deutſch war, und daß ich mich gern noch einmal lie- ber examiniren laſſen wollen, als —. Se. Spektabilitaͤt beſchloſſen den ganzen Actum mit

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/260>, abgerufen am 10.05.2024.