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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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Meine Leser werden, hoff ich, nicht
vergessen haben, daß sie zu einem Pikenik ge-
laden sind, wo nur Se. Spektabilität und
ich, (meinen Vater kann ich immer mit ein-
rechnen,) ihr Schüßelchen auftrugen. Wenn
ein Koch diese Schmauserey angeordnet hätte,
wär es freylich abgemessener gewesen -- ob
schmackhafter, weiß ich nicht.

Ich bemühe mich auch hier, Lebensläu-
fer zu seyn, und dies' Abschrift ist dem Ori-
ginal ähnlich. -- Wir fielen von einem
aufs andre. Wir scheitelten die Haare
nicht. Würd ich nicht einen Roman schrei-
ben, wenn ich nicht auch von einem aufs
andre fallen und die Haare scheiteln solte?
Ein Roman! fern sey er von mir! --

Die Eintheilung der Philosophie in die
natürlich' und künstliche, ist die Hauptein-
theilung, die philosophische Eintheilung der
Philosophie. Sonst giebt es Eintheilungen
Gott weiß wie viel! -- In Absicht der
Kräfte des Menschen, in Absicht der Prin-
cipien, in Absicht der Objekte, der Erkennt-
nisse. --

Ein Philosoph muß das allgemeine in
concreto,
und das einzelne in abstracto er-
wägen, und wenn man gleich gern zugiebt,

daß

Meine Leſer werden, hoff ich, nicht
vergeſſen haben, daß ſie zu einem Pikenik ge-
laden ſind, wo nur Se. Spektabilitaͤt und
ich, (meinen Vater kann ich immer mit ein-
rechnen,) ihr Schuͤßelchen auftrugen. Wenn
ein Koch dieſe Schmauſerey angeordnet haͤtte,
waͤr es freylich abgemeſſener geweſen — ob
ſchmackhafter, weiß ich nicht.

Ich bemuͤhe mich auch hier, Lebenslaͤu-
fer zu ſeyn, und dieſ’ Abſchrift iſt dem Ori-
ginal aͤhnlich. — Wir fielen von einem
aufs andre. Wir ſcheitelten die Haare
nicht. Wuͤrd ich nicht einen Roman ſchrei-
ben, wenn ich nicht auch von einem aufs
andre fallen und die Haare ſcheiteln ſolte?
Ein Roman! fern ſey er von mir! —

Die Eintheilung der Philoſophie in die
natuͤrlich’ und kuͤnſtliche, iſt die Hauptein-
theilung, die philoſophiſche Eintheilung der
Philoſophie. Sonſt giebt es Eintheilungen
Gott weiß wie viel! — In Abſicht der
Kraͤfte des Menſchen, in Abſicht der Prin-
cipien, in Abſicht der Objekte, der Erkennt-
niſſe. —

Ein Philoſoph muß das allgemeine in
concreto,
und das einzelne in abſtracto er-
waͤgen, und wenn man gleich gern zugiebt,

daß
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[228/0236] Meine Leſer werden, hoff ich, nicht vergeſſen haben, daß ſie zu einem Pikenik ge- laden ſind, wo nur Se. Spektabilitaͤt und ich, (meinen Vater kann ich immer mit ein- rechnen,) ihr Schuͤßelchen auftrugen. Wenn ein Koch dieſe Schmauſerey angeordnet haͤtte, waͤr es freylich abgemeſſener geweſen — ob ſchmackhafter, weiß ich nicht. Ich bemuͤhe mich auch hier, Lebenslaͤu- fer zu ſeyn, und dieſ’ Abſchrift iſt dem Ori- ginal aͤhnlich. — Wir fielen von einem aufs andre. Wir ſcheitelten die Haare nicht. Wuͤrd ich nicht einen Roman ſchrei- ben, wenn ich nicht auch von einem aufs andre fallen und die Haare ſcheiteln ſolte? Ein Roman! fern ſey er von mir! — Die Eintheilung der Philoſophie in die natuͤrlich’ und kuͤnſtliche, iſt die Hauptein- theilung, die philoſophiſche Eintheilung der Philoſophie. Sonſt giebt es Eintheilungen Gott weiß wie viel! — In Abſicht der Kraͤfte des Menſchen, in Abſicht der Prin- cipien, in Abſicht der Objekte, der Erkennt- niſſe. — Ein Philoſoph muß das allgemeine in concreto, und das einzelne in abſtracto er- waͤgen, und wenn man gleich gern zugiebt, daß

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/236>, abgerufen am 23.11.2024.