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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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spielt, und dadurch jede einzele verdirbt; so
ists auch auf Universitäten. --

Bey dem zweyten Vers des:
Viuat Academia!
ward die Frag' aufgeworfen, warum man
beym Trunk so gern Lerm mach' und vorzüg-
lich Fenster einwürfe: welches auch solche
Jünglinge thäten, die bey spätern Jahren
einen stillen innerlichen Rausch bekämen? --

Unser Pastor nahm Abschied. Sein leztes
Wort war viuat Academia! Wir verpfändeten
uns schlüßlich, so oft wir diese Straße zö-
gen, uns ihm aufzudringen. Dies Wort
bitt' ich zu streichen, fiel er ein, vielleicht
giebt mir Gott bald ein Stück Brod anstatt
der Droßeln, und alsdenn bitt' ich zu mir --
Alles andere: Gott sey mit Euch, lebt wohl,
faßt' er zusammen in das vielbedeutende vi-
uat Academia!

Kaum hatten wir uns niedergelegt, so
hörten wir einen schrecklichen Streit, den
unsere Fuhrleute, die von Mittag bis Abend
in einem Zuge gezecht hatten, erregten. --

Ich wolte Mittler seyn; allein mein Rei-
segefehrt verbat es dringend.

Warum

ſpielt, und dadurch jede einzele verdirbt; ſo
iſts auch auf Univerſitaͤten. —

Bey dem zweyten Vers des:
Viuat Academia!
ward die Frag’ aufgeworfen, warum man
beym Trunk ſo gern Lerm mach’ und vorzuͤg-
lich Fenſter einwuͤrfe: welches auch ſolche
Juͤnglinge thaͤten, die bey ſpaͤtern Jahren
einen ſtillen innerlichen Rauſch bekaͤmen? —

Unſer Paſtor nahm Abſchied. Sein leztes
Wort war viuat Academia! Wir verpfaͤndeten
uns ſchluͤßlich, ſo oft wir dieſe Straße zoͤ-
gen, uns ihm aufzudringen. Dies Wort
bitt’ ich zu ſtreichen, fiel er ein, vielleicht
giebt mir Gott bald ein Stuͤck Brod anſtatt
der Droßeln, und alsdenn bitt’ ich zu mir —
Alles andere: Gott ſey mit Euch, lebt wohl,
faßt’ er zuſammen in das vielbedeutende vi-
uat Academia!

Kaum hatten wir uns niedergelegt, ſo
hoͤrten wir einen ſchrecklichen Streit, den
unſere Fuhrleute, die von Mittag bis Abend
in einem Zuge gezecht hatten, erregten. —

Ich wolte Mittler ſeyn; allein mein Rei-
ſegefehrt verbat es dringend.

Warum
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[207/0215] ſpielt, und dadurch jede einzele verdirbt; ſo iſts auch auf Univerſitaͤten. — Bey dem zweyten Vers des: Viuat Academia! ward die Frag’ aufgeworfen, warum man beym Trunk ſo gern Lerm mach’ und vorzuͤg- lich Fenſter einwuͤrfe: welches auch ſolche Juͤnglinge thaͤten, die bey ſpaͤtern Jahren einen ſtillen innerlichen Rauſch bekaͤmen? — Unſer Paſtor nahm Abſchied. Sein leztes Wort war viuat Academia! Wir verpfaͤndeten uns ſchluͤßlich, ſo oft wir dieſe Straße zoͤ- gen, uns ihm aufzudringen. Dies Wort bitt’ ich zu ſtreichen, fiel er ein, vielleicht giebt mir Gott bald ein Stuͤck Brod anſtatt der Droßeln, und alsdenn bitt’ ich zu mir — Alles andere: Gott ſey mit Euch, lebt wohl, faßt’ er zuſammen in das vielbedeutende vi- uat Academia! Kaum hatten wir uns niedergelegt, ſo hoͤrten wir einen ſchrecklichen Streit, den unſere Fuhrleute, die von Mittag bis Abend in einem Zuge gezecht hatten, erregten. — Ich wolte Mittler ſeyn; allein mein Rei- ſegefehrt verbat es dringend. Warum

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/215>, abgerufen am 27.11.2024.