Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

Er konnte nicht unterlaßen, denjenigen,
der heut ihm die Ehre gethan, sein Zuhörer
zu seyn, näher kennen zu lernen, und da
wir aus seiner Art sich zu führen, uns über-
zeugten, daß er nicht abschlagen würde, mit
uns vor'n Willen zu nehmen; so baten wir
ihn, seine Kapuse abzulegen. Der Herr
v. G. erzählt' eben, drey Vögel geschoßen
zu haben. Eben drey, sagte der Pastor,
und fand hiebey was besonders. Der Mann
ein Vogel, beschloß ich! und der Pastor
konnte nicht aufhören zu wiederholen: eben
drey
! Der arme Pfarrer entdeckt' uns gele-
gentlich seine recht schlechte Verfaßung. --
In Curland, sagt' er, sind meine Herren
Amtsbrüder Edelleute! Mögen sie doch. --
Wenn ich nur einen beßern Fang, wie vorm
Jahr hätte!

Diesen Wunsch klärt' er uns durch die
Erzählung auf, daß er auf den Droßelfang
gewiesen wäre, und dieses ein Hauptaccidenz
bey der Pfarre sey. -- Ohnfehlbar war
dies die Ursache, warum er: eben drey so
oft sagte. Wir öfneten dem armen Pastor
noch unsern Eßkorb, den uns die Frau
v. G. reichlich gefüllt hatte. Unser Wein
war ihm Labsal. -- Ich konnte mich kaum

des
N 5

Er konnte nicht unterlaßen, denjenigen,
der heut ihm die Ehre gethan, ſein Zuhoͤrer
zu ſeyn, naͤher kennen zu lernen, und da
wir aus ſeiner Art ſich zu fuͤhren, uns uͤber-
zeugten, daß er nicht abſchlagen wuͤrde, mit
uns vor’n Willen zu nehmen; ſo baten wir
ihn, ſeine Kapuſe abzulegen. Der Herr
v. G. erzaͤhlt’ eben, drey Voͤgel geſchoßen
zu haben. Eben drey, ſagte der Paſtor,
und fand hiebey was beſonders. Der Mann
ein Vogel, beſchloß ich! und der Paſtor
konnte nicht aufhoͤren zu wiederholen: eben
drey
! Der arme Pfarrer entdeckt’ uns gele-
gentlich ſeine recht ſchlechte Verfaßung. —
In Curland, ſagt’ er, ſind meine Herren
Amtsbruͤder Edelleute! Moͤgen ſie doch. —
Wenn ich nur einen beßern Fang, wie vorm
Jahr haͤtte!

Dieſen Wunſch klaͤrt’ er uns durch die
Erzaͤhlung auf, daß er auf den Droßelfang
gewieſen waͤre, und dieſes ein Hauptaccidenz
bey der Pfarre ſey. — Ohnfehlbar war
dies die Urſache, warum er: eben drey ſo
oft ſagte. Wir oͤfneten dem armen Paſtor
noch unſern Eßkorb, den uns die Frau
v. G. reichlich gefuͤllt hatte. Unſer Wein
war ihm Labſal. — Ich konnte mich kaum

des
N 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0209" n="201"/>
          <p>Er konnte nicht unterlaßen, denjenigen,<lb/>
der heut ihm die Ehre gethan, &#x017F;ein Zuho&#x0364;rer<lb/>
zu &#x017F;eyn, na&#x0364;her kennen zu lernen, und da<lb/>
wir aus &#x017F;einer Art &#x017F;ich zu fu&#x0364;hren, uns u&#x0364;ber-<lb/>
zeugten, daß er nicht ab&#x017F;chlagen wu&#x0364;rde, mit<lb/>
uns vor&#x2019;n Willen zu nehmen; &#x017F;o baten wir<lb/>
ihn, &#x017F;eine Kapu&#x017F;e abzulegen. Der Herr<lb/>
v. G. erza&#x0364;hlt&#x2019; eben, drey Vo&#x0364;gel ge&#x017F;choßen<lb/>
zu haben. <hi rendition="#fr">Eben drey</hi>, &#x017F;agte der Pa&#x017F;tor,<lb/>
und fand hiebey was be&#x017F;onders. Der Mann<lb/>
ein Vogel, be&#x017F;chloß ich! und der Pa&#x017F;tor<lb/>
konnte nicht aufho&#x0364;ren zu wiederholen: <hi rendition="#fr">eben<lb/>
drey</hi>! Der arme Pfarrer entdeckt&#x2019; uns gele-<lb/>
gentlich &#x017F;eine recht &#x017F;chlechte Verfaßung. &#x2014;<lb/>
In Curland, &#x017F;agt&#x2019; er, &#x017F;ind meine Herren<lb/>
Amtsbru&#x0364;der Edelleute! Mo&#x0364;gen &#x017F;ie doch. &#x2014;<lb/>
Wenn ich nur einen beßern Fang, wie vorm<lb/>
Jahr ha&#x0364;tte!</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;en Wun&#x017F;ch kla&#x0364;rt&#x2019; er uns durch die<lb/>
Erza&#x0364;hlung auf, daß er auf den Droßelfang<lb/>
gewie&#x017F;en wa&#x0364;re, und die&#x017F;es ein Hauptaccidenz<lb/>
bey der Pfarre &#x017F;ey. &#x2014; Ohnfehlbar war<lb/>
dies die Ur&#x017F;ache, warum er: <hi rendition="#fr">eben drey</hi> &#x017F;o<lb/>
oft &#x017F;agte. Wir o&#x0364;fneten dem armen Pa&#x017F;tor<lb/>
noch un&#x017F;ern Eßkorb, den uns die Frau<lb/>
v. G. reichlich gefu&#x0364;llt hatte. Un&#x017F;er Wein<lb/>
war ihm Lab&#x017F;al. &#x2014; Ich konnte mich kaum<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 5</fw><fw place="bottom" type="catch">des</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[201/0209] Er konnte nicht unterlaßen, denjenigen, der heut ihm die Ehre gethan, ſein Zuhoͤrer zu ſeyn, naͤher kennen zu lernen, und da wir aus ſeiner Art ſich zu fuͤhren, uns uͤber- zeugten, daß er nicht abſchlagen wuͤrde, mit uns vor’n Willen zu nehmen; ſo baten wir ihn, ſeine Kapuſe abzulegen. Der Herr v. G. erzaͤhlt’ eben, drey Voͤgel geſchoßen zu haben. Eben drey, ſagte der Paſtor, und fand hiebey was beſonders. Der Mann ein Vogel, beſchloß ich! und der Paſtor konnte nicht aufhoͤren zu wiederholen: eben drey! Der arme Pfarrer entdeckt’ uns gele- gentlich ſeine recht ſchlechte Verfaßung. — In Curland, ſagt’ er, ſind meine Herren Amtsbruͤder Edelleute! Moͤgen ſie doch. — Wenn ich nur einen beßern Fang, wie vorm Jahr haͤtte! Dieſen Wunſch klaͤrt’ er uns durch die Erzaͤhlung auf, daß er auf den Droßelfang gewieſen waͤre, und dieſes ein Hauptaccidenz bey der Pfarre ſey. — Ohnfehlbar war dies die Urſache, warum er: eben drey ſo oft ſagte. Wir oͤfneten dem armen Paſtor noch unſern Eßkorb, den uns die Frau v. G. reichlich gefuͤllt hatte. Unſer Wein war ihm Labſal. — Ich konnte mich kaum des N 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/209
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/209>, abgerufen am 23.11.2024.