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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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Es starb, der Selige, (meine Leser
hören wieder den Pastorem loci) seines Lebens
müd' und satt, mit der dringenden Bitt',
ihm auf unserm Gottesacker ein Räumlein zu
gönnen, bey frommer Christen Grab. So
wie Abraham zu den Kindern Heth, nach
dem ersten Buch Mose im drey und zwan-
zigsten Capitel, im vierten Vers sprach:

ich bin ein Fremder bey euch: gebet mir ein
Begräbniß;
so sprach auch unser Seliger, und
obgleich er nicht vierhundert Seckel Silbers,
das im Kauf gang und gäbe war, wie
Abraham zu bezahlen im Stande war; so
war unser Alte doch auch nicht der Abraham,
und wir nicht die Kinder Heth. -- Das
Plätzchen, das wir ihm verstattet, ist kein
Erbbegräbniß, wer wolt auch seine Anver-
wandte mit den zwey tausend Gulden Capi-
tal und den Verzögerungszinsen zur Nach-
barschaft haben! Man erzählt, daß Hände,
die ihre Eltern geschlagen, nicht verwesen,
sondern aus dem Grabe herauswachsen, ob-
gleich ich viele ungerathene Kinder, bisher
aber leider! noch keine herausgewachsene
Hand, gesehen habe. -- Wahrlich wir
würden alle die Hände der Anverwandten
unsres Seligen sehen, wenn diese Sage

wahr

Es ſtarb, der Selige, (meine Leſer
hoͤren wieder den Paſtorem loci) ſeines Lebens
muͤd’ und ſatt, mit der dringenden Bitt’,
ihm auf unſerm Gottesacker ein Raͤumlein zu
goͤnnen, bey frommer Chriſten Grab. So
wie Abraham zu den Kindern Heth, nach
dem erſten Buch Moſe im drey und zwan-
zigſten Capitel, im vierten Vers ſprach:

ich bin ein Fremder bey euch: gebet mir ein
Begraͤbniß;
ſo ſprach auch unſer Seliger, und
obgleich er nicht vierhundert Seckel Silbers,
das im Kauf gang und gaͤbe war, wie
Abraham zu bezahlen im Stande war; ſo
war unſer Alte doch auch nicht der Abraham,
und wir nicht die Kinder Heth. — Das
Plaͤtzchen, das wir ihm verſtattet, iſt kein
Erbbegraͤbniß, wer wolt auch ſeine Anver-
wandte mit den zwey tauſend Gulden Capi-
tal und den Verzoͤgerungszinſen zur Nach-
barſchaft haben! Man erzaͤhlt, daß Haͤnde,
die ihre Eltern geſchlagen, nicht verweſen,
ſondern aus dem Grabe herauswachſen, ob-
gleich ich viele ungerathene Kinder, bisher
aber leider! noch keine herausgewachſene
Hand, geſehen habe. — Wahrlich wir
wuͤrden alle die Haͤnde der Anverwandten
unſres Seligen ſehen, wenn dieſe Sage

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[191/0199] Es ſtarb, der Selige, (meine Leſer hoͤren wieder den Paſtorem loci) ſeines Lebens muͤd’ und ſatt, mit der dringenden Bitt’, ihm auf unſerm Gottesacker ein Raͤumlein zu goͤnnen, bey frommer Chriſten Grab. So wie Abraham zu den Kindern Heth, nach dem erſten Buch Moſe im drey und zwan- zigſten Capitel, im vierten Vers ſprach: ich bin ein Fremder bey euch: gebet mir ein Begraͤbniß; ſo ſprach auch unſer Seliger, und obgleich er nicht vierhundert Seckel Silbers, das im Kauf gang und gaͤbe war, wie Abraham zu bezahlen im Stande war; ſo war unſer Alte doch auch nicht der Abraham, und wir nicht die Kinder Heth. — Das Plaͤtzchen, das wir ihm verſtattet, iſt kein Erbbegraͤbniß, wer wolt auch ſeine Anver- wandte mit den zwey tauſend Gulden Capi- tal und den Verzoͤgerungszinſen zur Nach- barſchaft haben! Man erzaͤhlt, daß Haͤnde, die ihre Eltern geſchlagen, nicht verweſen, ſondern aus dem Grabe herauswachſen, ob- gleich ich viele ungerathene Kinder, bisher aber leider! noch keine herausgewachſene Hand, geſehen habe. — Wahrlich wir wuͤrden alle die Haͤnde der Anverwandten unſres Seligen ſehen, wenn dieſe Sage wahr

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/199>, abgerufen am 23.11.2024.