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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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sen begleiten, seine Studien zu seiner Ehre
und des Vaterlandes Nutzen segnen, und
ihn zu seiner Zeit in die Arme seiner kleinen
Braut gesund zurückbringen wolle! -- Das,
das ist ein Theil, der kleinste, von der Em-
pfindung. --

Zieh ein Paar weiße Handschu auf,
sagte Herr v. G., solch' eine Rede verdient
es, deine Briefe sind all' auf Postpapier mit
verguldetem Schnitt und --

Dieser Eingrif war sehr erwünscht, um
den Herrn v. W., der viel zu leiden schien,
zurecht zu bringen. Ich bin ein Diener der
deutschen Sprache, sagt' er, Herr Bruder!
allein ein gewißes je ne sais quoi such' ich in
Gedanken, Geberden, Worten und Wer-
ken. --

Das ist auf deutsch, du suchst nichts,
rein nichts, erwiederte der brave Herr
v. G. --

Mir konnte Herr v. W. nichts mehr sa-
gen, als Dank! und tausend Dank! --
Sein Compliment war noch nicht ausgeknetet.

Du hast mich gestört, sagt' er zum
Herrn v. G., wie ehegestern die Waldhör-
ner. -- Das wundert mich, fiel ihm Hert
v. G. ein, du fährst ja sonst immer mit fünf

Rädern,

ſen begleiten, ſeine Studien zu ſeiner Ehre
und des Vaterlandes Nutzen ſegnen, und
ihn zu ſeiner Zeit in die Arme ſeiner kleinen
Braut geſund zuruͤckbringen wolle! — Das,
das iſt ein Theil, der kleinſte, von der Em-
pfindung. —

Zieh ein Paar weiße Handſchu auf,
ſagte Herr v. G., ſolch’ eine Rede verdient
es, deine Briefe ſind all’ auf Poſtpapier mit
verguldetem Schnitt und —

Dieſer Eingrif war ſehr erwuͤnſcht, um
den Herrn v. W., der viel zu leiden ſchien,
zurecht zu bringen. Ich bin ein Diener der
deutſchen Sprache, ſagt’ er, Herr Bruder!
allein ein gewißes je ne ſais quoi ſuch’ ich in
Gedanken, Geberden, Worten und Wer-
ken. —

Das iſt auf deutſch, du ſuchſt nichts,
rein nichts, erwiederte der brave Herr
v. G. —

Mir konnte Herr v. W. nichts mehr ſa-
gen, als Dank! und tauſend Dank! —
Sein Compliment war noch nicht ausgeknetet.

Du haſt mich geſtoͤrt, ſagt’ er zum
Herrn v. G., wie ehegeſtern die Waldhoͤr-
ner. — Das wundert mich, fiel ihm Hert
v. G. ein, du faͤhrſt ja ſonſt immer mit fuͤnf

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[158/0166] ſen begleiten, ſeine Studien zu ſeiner Ehre und des Vaterlandes Nutzen ſegnen, und ihn zu ſeiner Zeit in die Arme ſeiner kleinen Braut geſund zuruͤckbringen wolle! — Das, das iſt ein Theil, der kleinſte, von der Em- pfindung. — Zieh ein Paar weiße Handſchu auf, ſagte Herr v. G., ſolch’ eine Rede verdient es, deine Briefe ſind all’ auf Poſtpapier mit verguldetem Schnitt und — Dieſer Eingrif war ſehr erwuͤnſcht, um den Herrn v. W., der viel zu leiden ſchien, zurecht zu bringen. Ich bin ein Diener der deutſchen Sprache, ſagt’ er, Herr Bruder! allein ein gewißes je ne ſais quoi ſuch’ ich in Gedanken, Geberden, Worten und Wer- ken. — Das iſt auf deutſch, du ſuchſt nichts, rein nichts, erwiederte der brave Herr v. G. — Mir konnte Herr v. W. nichts mehr ſa- gen, als Dank! und tauſend Dank! — Sein Compliment war noch nicht ausgeknetet. Du haſt mich geſtoͤrt, ſagt’ er zum Herrn v. G., wie ehegeſtern die Waldhoͤr- ner. — Das wundert mich, fiel ihm Hert v. G. ein, du faͤhrſt ja ſonſt immer mit fuͤnf Raͤdern,

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/166>, abgerufen am 27.11.2024.