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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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auch Othem hat, und mit dir sympathisirt,
-- auf der Akademie keine Jagdhunde! --

In Pohlen halten sich einige Familien ein
Paar, um die Teller zur zweyten, dritten und
vierten Schüssel stehendes Fußes rein lecken
zu lassen. -- Das wirst du nicht nöthig ha-
ben. Die Reinlichkeit hat man überall um-
sonst. --

Hast du Hüner und Tauben, fuhr er fort,
und hat der Wirth ein Gärtchen beym Hause,
verdople die Miethe. -- Jeder Mensch muß
einen Zeitpunkt in seinem Leben haben, wo
er zu Hause bleibt. Laß dir den Vorfall mit
deiner Braut, der lieben Kleinen, zur Lehre
dienen, -- und thue der Jagd einen Possen,
und schieß' und hetz' in drey Jahren nicht. --
Conversation ist dem Studieren und selbst der
Lektür spinnefeind. -- Vergeßt nicht, (sein
Blick traf uns beyde) daß ihr aus einem
freyen Lande seyd. -- Die Monarchie hat
viel verführerisches; allein Sie versäuret
das Herz, sie nimmt Seel' und Gewissen in
Beschlag. -- Ein Monarch! Ja, was so
ein Herr nicht alles thut! Wunder über
Wunder! -- Es ist aber auch darnach. --
Das leichteste Stückchen Brod ist es, das
Gott giebt. Sie säen nicht, sie erndten nicht,

wie
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auch Othem hat, und mit dir ſympathiſirt,
— auf der Akademie keine Jagdhunde! —

In Pohlen halten ſich einige Familien ein
Paar, um die Teller zur zweyten, dritten und
vierten Schuͤſſel ſtehendes Fußes rein lecken
zu laſſen. — Das wirſt du nicht noͤthig ha-
ben. Die Reinlichkeit hat man uͤberall um-
ſonſt. —

Haſt du Huͤner und Tauben, fuhr er fort,
und hat der Wirth ein Gaͤrtchen beym Hauſe,
verdople die Miethe. — Jeder Menſch muß
einen Zeitpunkt in ſeinem Leben haben, wo
er zu Hauſe bleibt. Laß dir den Vorfall mit
deiner Braut, der lieben Kleinen, zur Lehre
dienen, — und thue der Jagd einen Poſſen,
und ſchieß’ und hetz’ in drey Jahren nicht. —
Converſation iſt dem Studieren und ſelbſt der
Lektuͤr ſpinnefeind. — Vergeßt nicht, (ſein
Blick traf uns beyde) daß ihr aus einem
freyen Lande ſeyd. — Die Monarchie hat
viel verfuͤhreriſches; allein Sie verſaͤuret
das Herz, ſie nimmt Seel’ und Gewiſſen in
Beſchlag. — Ein Monarch! Ja, was ſo
ein Herr nicht alles thut! Wunder uͤber
Wunder! — Es iſt aber auch darnach. —
Das leichteſte Stuͤckchen Brod iſt es, das
Gott giebt. Sie ſaͤen nicht, ſie erndten nicht,

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[151/0157] auch Othem hat, und mit dir ſympathiſirt, — auf der Akademie keine Jagdhunde! — In Pohlen halten ſich einige Familien ein Paar, um die Teller zur zweyten, dritten und vierten Schuͤſſel ſtehendes Fußes rein lecken zu laſſen. — Das wirſt du nicht noͤthig ha- ben. Die Reinlichkeit hat man uͤberall um- ſonſt. — Haſt du Huͤner und Tauben, fuhr er fort, und hat der Wirth ein Gaͤrtchen beym Hauſe, verdople die Miethe. — Jeder Menſch muß einen Zeitpunkt in ſeinem Leben haben, wo er zu Hauſe bleibt. Laß dir den Vorfall mit deiner Braut, der lieben Kleinen, zur Lehre dienen, — und thue der Jagd einen Poſſen, und ſchieß’ und hetz’ in drey Jahren nicht. — Converſation iſt dem Studieren und ſelbſt der Lektuͤr ſpinnefeind. — Vergeßt nicht, (ſein Blick traf uns beyde) daß ihr aus einem freyen Lande ſeyd. — Die Monarchie hat viel verfuͤhreriſches; allein Sie verſaͤuret das Herz, ſie nimmt Seel’ und Gewiſſen in Beſchlag. — Ein Monarch! Ja, was ſo ein Herr nicht alles thut! Wunder uͤber Wunder! — Es iſt aber auch darnach. — Das leichteſte Stuͤckchen Brod iſt es, das Gott giebt. Sie ſaͤen nicht, ſie erndten nicht, wie K 4

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/157>, abgerufen am 27.11.2024.