Herr v. G. Die ohn unser Gebet gekommen wäre. -- Ich hab' auf meinen Gütern einen alten Kerl, der, wenn er für seinen Fritzen betet, ihn dem lieben Gott auf ein Haar beschreibt. Segne meinen Sohn, den Friedrich Emanuel, Gold- schmidt in Mitau, nah bey der Kirche, oben im Stübchen zur rechten Hand. -- Freund, so ist all unser Gebet! Wir sa- gen dem lieben Gott, was er beßer weiß, wir sagen ihm alle, daß unser Sohn ein Goldschmidt in Mitau sey, daß er Friedrich Emanuel heiße, nah bey der Kirche oben im Stübchen zur rechten Hand wohnhaft. Mein ehrlicher Franz machts beßer! Der kauft sich ein Gebet- buch, das er in seinen Kasten verschließt, und wenn er des Abends schläfrig ist, klopft er dreymal an den Kasten, und sagt Amen! "Wie das Franz?" ich denk, sagt' er, es ist dem lieben Gott eins, wo er es heraus nimmt, ob aus dem Kästchen, oder aus dem Herzen: wenn nur das Amen dabey ist. -- Lieber Pa- stor. Gott bedarf unsers Gebets nicht.
Pastor.
Paſtor. Die Erfuͤllung unſers Gebets —
Herr v. G. Die ohn unſer Gebet gekommen waͤre. — Ich hab’ auf meinen Guͤtern einen alten Kerl, der, wenn er fuͤr ſeinen Fritzen betet, ihn dem lieben Gott auf ein Haar beſchreibt. Segne meinen Sohn, den Friedrich Emanuel, Gold- ſchmidt in Mitau, nah bey der Kirche, oben im Stuͤbchen zur rechten Hand. — Freund, ſo iſt all unſer Gebet! Wir ſa- gen dem lieben Gott, was er beßer weiß, wir ſagen ihm alle, daß unſer Sohn ein Goldſchmidt in Mitau ſey, daß er Friedrich Emanuel heiße, nah bey der Kirche oben im Stuͤbchen zur rechten Hand wohnhaft. Mein ehrlicher Franz machts beßer! Der kauft ſich ein Gebet- buch, das er in ſeinen Kaſten verſchließt, und wenn er des Abends ſchlaͤfrig iſt, klopft er dreymal an den Kaſten, und ſagt Amen! „Wie das Franz?„ ich denk, ſagt’ er, es iſt dem lieben Gott eins, wo er es heraus nimmt, ob aus dem Kaͤſtchen, oder aus dem Herzen: wenn nur das Amen dabey iſt. — Lieber Pa- ſtor. Gott bedarf unſers Gebets nicht.
Paſtor.
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Paſtor. Die Erfuͤllung unſers Gebets —
Herr v. G. Die ohn unſer Gebet gekommen
waͤre. — Ich hab’ auf meinen Guͤtern
einen alten Kerl, der, wenn er fuͤr ſeinen
Fritzen betet, ihn dem lieben Gott auf
ein Haar beſchreibt. Segne meinen
Sohn, den Friedrich Emanuel, Gold-
ſchmidt in Mitau, nah bey der Kirche,
oben im Stuͤbchen zur rechten Hand. —
Freund, ſo iſt all unſer Gebet! Wir ſa-
gen dem lieben Gott, was er beßer weiß,
wir ſagen ihm alle, daß unſer Sohn
ein Goldſchmidt in Mitau ſey, daß er
Friedrich Emanuel heiße, nah bey der
Kirche oben im Stuͤbchen zur rechten
Hand wohnhaft. Mein ehrlicher Franz
machts beßer! Der kauft ſich ein Gebet-
buch, das er in ſeinen Kaſten verſchließt,
und wenn er des Abends ſchlaͤfrig iſt,
klopft er dreymal an den Kaſten, und
ſagt Amen! „Wie das Franz?„ ich denk,
ſagt’ er, es iſt dem lieben Gott eins,
wo er es heraus nimmt, ob aus dem
Kaͤſtchen, oder aus dem Herzen: wenn
nur das Amen dabey iſt. — Lieber Pa-
ſtor. Gott bedarf unſers Gebets nicht.
Paſtor.
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/148>, abgerufen am 27.11.2024.
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