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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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Ein Brief von meiner Mine wird mir
ihr Wiederschein seyn. Grüße sie tausend,
tausend, tausendmal! --

Ich schäm' es mich, das weiß Gott! nie-
derzuschreiben: Benjamin gefragt zu haben,
ob er Geld brauche? Seine Antwort war
Nein, und ein solches Nein, daß ich kein
Wort mehr daran wagen durfte.

Warum trägst du denn Geld in der Ta-
sche los, fuhr er fort? Das weiß ich selbst
nicht, war meine Antwort. -- Es war die-
ses ein Gebrauch, den ich an Kindesstatt auf-
genommen hatte, und noch trag ich mein all-
tägliches Geld, wie ein großer König den
Toback, in der Tasche. Ich hab' es in der
Folge gefunden, daß sich das Geld so sehr an
den Beutel gewöhnt, daß es nicht heraus will,
wenn gleich Menschen da sind, die es zu for-
dern befugt sind. Das Geld ist kein seidnes
Netz, kein Schlößchen werth; wer erst los-
winden und aufschlüßen muß, findet ge-
meinhin die nemliche Schwierigkeit beym
Herzen. --

Ich klagte mich beym Benjamin an, daß
ich, weil er das Schlagen gewohnt gewesen,
ihn nicht zu unserm Vertrauten in Vorschlag

gebracht
Ein Brief von meiner Mine wird mir
ihr Wiederſchein ſeyn. Gruͤße ſie tauſend,
tauſend, tauſendmal! —

Ich ſchaͤm’ es mich, das weiß Gott! nie-
derzuſchreiben: Benjamin gefragt zu haben,
ob er Geld brauche? Seine Antwort war
Nein, und ein ſolches Nein, daß ich kein
Wort mehr daran wagen durfte.

Warum traͤgſt du denn Geld in der Ta-
ſche los, fuhr er fort? Das weiß ich ſelbſt
nicht, war meine Antwort. — Es war die-
ſes ein Gebrauch, den ich an Kindesſtatt auf-
genommen hatte, und noch trag ich mein all-
taͤgliches Geld, wie ein großer Koͤnig den
Toback, in der Taſche. Ich hab’ es in der
Folge gefunden, daß ſich das Geld ſo ſehr an
den Beutel gewoͤhnt, daß es nicht heraus will,
wenn gleich Menſchen da ſind, die es zu for-
dern befugt ſind. Das Geld iſt kein ſeidnes
Netz, kein Schloͤßchen werth; wer erſt los-
winden und aufſchluͤßen muß, findet ge-
meinhin die nemliche Schwierigkeit beym
Herzen. —

Ich klagte mich beym Benjamin an, daß
ich, weil er das Schlagen gewohnt geweſen,
ihn nicht zu unſerm Vertrauten in Vorſchlag

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[124/0130] Ein Brief von meiner Mine wird mir ihr Wiederſchein ſeyn. Gruͤße ſie tauſend, tauſend, tauſendmal! — Ich ſchaͤm’ es mich, das weiß Gott! nie- derzuſchreiben: Benjamin gefragt zu haben, ob er Geld brauche? Seine Antwort war Nein, und ein ſolches Nein, daß ich kein Wort mehr daran wagen durfte. Warum traͤgſt du denn Geld in der Ta- ſche los, fuhr er fort? Das weiß ich ſelbſt nicht, war meine Antwort. — Es war die- ſes ein Gebrauch, den ich an Kindesſtatt auf- genommen hatte, und noch trag ich mein all- taͤgliches Geld, wie ein großer Koͤnig den Toback, in der Taſche. Ich hab’ es in der Folge gefunden, daß ſich das Geld ſo ſehr an den Beutel gewoͤhnt, daß es nicht heraus will, wenn gleich Menſchen da ſind, die es zu for- dern befugt ſind. Das Geld iſt kein ſeidnes Netz, kein Schloͤßchen werth; wer erſt los- winden und aufſchluͤßen muß, findet ge- meinhin die nemliche Schwierigkeit beym Herzen. — Ich klagte mich beym Benjamin an, daß ich, weil er das Schlagen gewohnt geweſen, ihn nicht zu unſerm Vertrauten in Vorſchlag gebracht

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/130>, abgerufen am 05.10.2024.