Ich. Weine nicht, Benjamin! wein' ihr aber vor, wenn sie verzweiflend die Hän- de ringt, wenn sie verzagt, sag' ihr, sag' ihr mit Ueberzeugung, als ob du Gott, und als ob du mich vor dir sähest, daß Gott im Himmel, und ich in der Welt bin -- ich reis' in die Nachbarschaft, es ist abvotirt, daß ich in Königsberg stu- dire. -- Sterb' ich! -- sterb ich -- o Benjamin! o Benjamin! sag' ihr, daß ich als ihr Mann gestorben! -- daß ich ihr entgegen kommen werde, mit einem erweitertem Arm, o Benjamin, wenn ich sterbe! --
Benjamin. Denke nicht an den Tod! --
Ich. Du weißt vor vielen Jahren, da ich krank war, setzt' ich dich zu meinem Er- ben ein, du soltest nach meinem Tode den Alexander ohne Abzug, so wie ich ihn hatte, erben! Das Spiel hat aufgehört. Ich vermache dir Minen! Minen! -- ich vermache sie dem lieben Gott, der erqui- cke sie, wenn sie mühselig und beladen ist. -- Das ist mein leztes Gebet, mein lez- ter Seufzer!
Wir umarmten unß.
Benja-
Ich. Weine nicht, Benjamin! wein’ ihr aber vor, wenn ſie verzweiflend die Haͤn- de ringt, wenn ſie verzagt, ſag’ ihr, ſag’ ihr mit Ueberzeugung, als ob du Gott, und als ob du mich vor dir ſaͤheſt, daß Gott im Himmel, und ich in der Welt bin — ich reiſ’ in die Nachbarſchaft, es iſt abvotirt, daß ich in Koͤnigsberg ſtu- dire. — Sterb’ ich! — ſterb ich — o Benjamin! o Benjamin! ſag’ ihr, daß ich als ihr Mann geſtorben! — daß ich ihr entgegen kommen werde, mit einem erweitertem Arm, o Benjamin, wenn ich ſterbe! —
Benjamin. Denke nicht an den Tod! —
Ich. Du weißt vor vielen Jahren, da ich krank war, ſetzt’ ich dich zu meinem Er- ben ein, du ſolteſt nach meinem Tode den Alexander ohne Abzug, ſo wie ich ihn hatte, erben! Das Spiel hat aufgehoͤrt. Ich vermache dir Minen! Minen! — ich vermache ſie dem lieben Gott, der erqui- cke ſie, wenn ſie muͤhſelig und beladen iſt. — Das iſt mein leztes Gebet, mein lez- ter Seufzer!
Wir umarmten unß.
Benja-
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Ich. Weine nicht, Benjamin! wein’ ihr
aber vor, wenn ſie verzweiflend die Haͤn-
de ringt, wenn ſie verzagt, ſag’ ihr, ſag’
ihr mit Ueberzeugung, als ob du Gott,
und als ob du mich vor dir ſaͤheſt, daß
Gott im Himmel, und ich in der Welt
bin — ich reiſ’ in die Nachbarſchaft, es
iſt abvotirt, daß ich in Koͤnigsberg ſtu-
dire. — Sterb’ ich! — ſterb ich —
o Benjamin! o Benjamin! ſag’ ihr, daß
ich als ihr Mann geſtorben! — daß ich
ihr entgegen kommen werde, mit einem
erweitertem Arm, o Benjamin, wenn ich
ſterbe! —
Benjamin. Denke nicht an den Tod! —
Ich. Du weißt vor vielen Jahren, da ich
krank war, ſetzt’ ich dich zu meinem Er-
ben ein, du ſolteſt nach meinem Tode den
Alexander ohne Abzug, ſo wie ich ihn hatte,
erben! Das Spiel hat aufgehoͤrt. Ich
vermache dir Minen! Minen! — ich
vermache ſie dem lieben Gott, der erqui-
cke ſie, wenn ſie muͤhſelig und beladen iſt.
— Das iſt mein leztes Gebet, mein lez-
ter Seufzer!
Wir umarmten unß.
Benja-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/128>, abgerufen am 26.11.2024.
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