heiligen Abend zum Freudenfest diesmal spä- ter an, um das Trauerfest, das ohnehin früher seinen Anfang genommen, hiedurch recht vollständig zu machen.
Ich habe mich, wie meine Leser schon wis- sen, bey dem Auszuge kurz gefaßt, und wenn ich die Anmerkungen, welche vorfielen, hin- zufügen solte, würde die Stütze vollends grös- ser, als das Gebäude, geworden seyn.
Die Frau v. W. hatte die Hände gefal- ten, als wenn Hausgottesdienst gehalten würde, und ihre Thränen fielen gerad her- ab, ohne daß sie, ihr Kleid zu schonen, et- was untersetzte, wie man Regenwasser auf- fängt. -- Sie flossen von ihrem Kleide, wie Thautropfen von Blumen. -- Die Frau v. G. weint' in ihr einbalsamirtes Schnupftuch. --
Es freute den Herrn v. G., diese Bewe- gung an ihr wahr zu nehmen, da unser Be- kannter kein Edelmann war. Während die- ser Vorlesung und der Nutzanwendung, die Herr v. G. aus seinem guten Herzen schüt- tete, fiel mir all' Augenblick Mine ein. Gern hätt' ich ihr gesagt, was ich bey die- ser Geschicht' empfunden, und siehe da, ihr Bruder Darius Benjamin! -- -- Mir
ist
heiligen Abend zum Freudenfeſt diesmal ſpaͤ- ter an, um das Trauerfeſt, das ohnehin fruͤher ſeinen Anfang genommen, hiedurch recht vollſtaͤndig zu machen.
Ich habe mich, wie meine Leſer ſchon wiſ- ſen, bey dem Auszuge kurz gefaßt, und wenn ich die Anmerkungen, welche vorfielen, hin- zufuͤgen ſolte, wuͤrde die Stuͤtze vollends groͤſ- ſer, als das Gebaͤude, geworden ſeyn.
Die Frau v. W. hatte die Haͤnde gefal- ten, als wenn Hausgottesdienſt gehalten wuͤrde, und ihre Thraͤnen fielen gerad her- ab, ohne daß ſie, ihr Kleid zu ſchonen, et- was unterſetzte, wie man Regenwaſſer auf- faͤngt. — Sie floſſen von ihrem Kleide, wie Thautropfen von Blumen. — Die Frau v. G. weint’ in ihr einbalſamirtes Schnupftuch. —
Es freute den Herrn v. G., dieſe Bewe- gung an ihr wahr zu nehmen, da unſer Be- kannter kein Edelmann war. Waͤhrend die- ſer Vorleſung und der Nutzanwendung, die Herr v. G. aus ſeinem guten Herzen ſchuͤt- tete, fiel mir all’ Augenblick Mine ein. Gern haͤtt’ ich ihr geſagt, was ich bey die- ſer Geſchicht’ empfunden, und ſiehe da, ihr Bruder Darius Benjamin! — — Mir
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heiligen Abend zum Freudenfeſt diesmal ſpaͤ-
ter an, um das Trauerfeſt, das ohnehin
fruͤher ſeinen Anfang genommen, hiedurch
recht vollſtaͤndig zu machen.
Ich habe mich, wie meine Leſer ſchon wiſ-
ſen, bey dem Auszuge kurz gefaßt, und wenn
ich die Anmerkungen, welche vorfielen, hin-
zufuͤgen ſolte, wuͤrde die Stuͤtze vollends groͤſ-
ſer, als das Gebaͤude, geworden ſeyn.
Die Frau v. W. hatte die Haͤnde gefal-
ten, als wenn Hausgottesdienſt gehalten
wuͤrde, und ihre Thraͤnen fielen gerad her-
ab, ohne daß ſie, ihr Kleid zu ſchonen, et-
was unterſetzte, wie man Regenwaſſer auf-
faͤngt. — Sie floſſen von ihrem Kleide,
wie Thautropfen von Blumen. — Die
Frau v. G. weint’ in ihr einbalſamirtes
Schnupftuch. —
Es freute den Herrn v. G., dieſe Bewe-
gung an ihr wahr zu nehmen, da unſer Be-
kannter kein Edelmann war. Waͤhrend die-
ſer Vorleſung und der Nutzanwendung, die
Herr v. G. aus ſeinem guten Herzen ſchuͤt-
tete, fiel mir all’ Augenblick Mine ein.
Gern haͤtt’ ich ihr geſagt, was ich bey die-
ſer Geſchicht’ empfunden, und ſiehe da,
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/110>, abgerufen am 12.10.2024.
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