Der Herr v. G. bemerkte, daß ihm nichts schrecklicher, als ein ganz ruhiger Mensch wäre. Die Ruhe der Weisen sey so sehr, bemerkt' er, mit einer gewissen seligen Unru- he, mit einer Sehnsucht verknüpft, daß man sie eine selige Unruhe nennen könnte. Ruh' ist Dekoration, wie's eine Aufrichtigkeit von der Art giebt, eine Aufrichtigkeit, die ver- kleideter Mord ist -- und wodurch man siche- rer betrügt, als durch Rückhalt. --
Unsern Herrn und Meister, sagte Herr v. G., konnte nur eine gewisse Ruhe, die Folge von einem göttlichen Ruf, kleiden -- Seinen Aposteln kommt sie schon nicht zu -- dem Sokrates nicht -- wohl aber der Ma- ria, des Herrn Mutter, und jedem Weibe, die einen Sohn hat, der seiner Mutter Ehre macht. -- Solch ein Weib hat es vollen- det. -- Hier in der Welt sind wir in der strei- tenden Kirche. -- Wer wird die Hände in den Schoos legen, wer sein Auge sinken las- sen? Ruh' ist der Anzug der Seligen, der Vollendeten des Herrn! Von Gott kann man sagen: er sah' an, was er gemacht hatte, und siehe da: Es war alles sehr gut! -- -- --
Der Gang auf Vogelwild unseres Be- kannten war sein lezter ruhiger oder verstock-
ter
Der Herr v. G. bemerkte, daß ihm nichts ſchrecklicher, als ein ganz ruhiger Menſch waͤre. Die Ruhe der Weiſen ſey ſo ſehr, bemerkt’ er, mit einer gewiſſen ſeligen Unru- he, mit einer Sehnſucht verknuͤpft, daß man ſie eine ſelige Unruhe nennen koͤnnte. Ruh’ iſt Dekoration, wie’s eine Aufrichtigkeit von der Art giebt, eine Aufrichtigkeit, die ver- kleideter Mord iſt — und wodurch man ſiche- rer betruͤgt, als durch Ruͤckhalt. —
Unſern Herrn und Meiſter, ſagte Herr v. G., konnte nur eine gewiſſe Ruhe, die Folge von einem goͤttlichen Ruf, kleiden — Seinen Apoſteln kommt ſie ſchon nicht zu — dem Sokrates nicht — wohl aber der Ma- ria, des Herrn Mutter, und jedem Weibe, die einen Sohn hat, der ſeiner Mutter Ehre macht. — Solch ein Weib hat es vollen- det. — Hier in der Welt ſind wir in der ſtrei- tenden Kirche. — Wer wird die Haͤnde in den Schoos legen, wer ſein Auge ſinken laſ- ſen? Ruh’ iſt der Anzug der Seligen, der Vollendeten des Herrn! Von Gott kann man ſagen: er ſah’ an, was er gemacht hatte, und ſiehe da: Es war alles ſehr gut! — — —
Der Gang auf Vogelwild unſeres Be- kannten war ſein lezter ruhiger oder verſtock-
ter
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Der Herr v. G. bemerkte, daß ihm nichts
ſchrecklicher, als ein ganz ruhiger Menſch
waͤre. Die Ruhe der Weiſen ſey ſo ſehr,
bemerkt’ er, mit einer gewiſſen ſeligen Unru-
he, mit einer Sehnſucht verknuͤpft, daß man
ſie eine ſelige Unruhe nennen koͤnnte. Ruh’
iſt Dekoration, wie’s eine Aufrichtigkeit von
der Art giebt, eine Aufrichtigkeit, die ver-
kleideter Mord iſt — und wodurch man ſiche-
rer betruͤgt, als durch Ruͤckhalt. —
Unſern Herrn und Meiſter, ſagte Herr
v. G., konnte nur eine gewiſſe Ruhe, die
Folge von einem goͤttlichen Ruf, kleiden —
Seinen Apoſteln kommt ſie ſchon nicht zu —
dem Sokrates nicht — wohl aber der Ma-
ria, des Herrn Mutter, und jedem Weibe,
die einen Sohn hat, der ſeiner Mutter Ehre
macht. — Solch ein Weib hat es vollen-
det. — Hier in der Welt ſind wir in der ſtrei-
tenden Kirche. — Wer wird die Haͤnde in
den Schoos legen, wer ſein Auge ſinken laſ-
ſen? Ruh’ iſt der Anzug der Seligen, der
Vollendeten des Herrn! Von Gott kann man
ſagen: er ſah’ an, was er gemacht hatte, und
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Der Gang auf Vogelwild unſeres Be-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/104>, abgerufen am 24.11.2024.
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