Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite

Ehe ich vom alten Herrn zum jungen
übergehe noch ein Wort an den herzlich ge-
liebten Leser den wider mein Verschulden der
Gedanke befallen, daß die Charaktere in die-
ser Geschichte so ziemlich übereinstimmend
wären:

Da mein Vater sein Vaterland und der
alte Herr seinen Namen verschwiegen

Da meine Mutter sich eben sowohl über
den Ritter Jachnis als den Cantor und
respective Schneider Töpfer und Schuster
Nicolaus Herrmann genanndt, aufhielte;
da -- -- --

Allein hierauf dienet dem geneigten Leser
zur dienstlichen Antwort, daß ich die Sache
erzähle, wie sie war und nicht wie man sie
wünschen könnte. Wenn ich einen Roman
schriebe; wäre es was anders -- Haben
nicht so gar Völkerschaften gewisse ähnliche
Züge? und jede Stadt und jedes Dorf durch
die ganze Welt halten untereinander wieder
ihr Abzeichen. Würd' es mir zuzuschreiben
seyn wenn die Unergründlichkeit wirklich der
Hauptcharakter unsers Kirchspiels gewesen
wäre? und wäre dieses nicht um so begreifli-
cher da mein Vater hiezu den Ton angeben

kön-

Ehe ich vom alten Herrn zum jungen
uͤbergehe noch ein Wort an den herzlich ge-
liebten Leſer den wider mein Verſchulden der
Gedanke befallen, daß die Charaktere in die-
ſer Geſchichte ſo ziemlich uͤbereinſtimmend
waͤren:

Da mein Vater ſein Vaterland und der
alte Herr ſeinen Namen verſchwiegen

Da meine Mutter ſich eben ſowohl uͤber
den Ritter Jachnis als den Cantor und
reſpective Schneider Toͤpfer und Schuſter
Nicolaus Herrmann genanndt, aufhielte;
da — — —

Allein hierauf dienet dem geneigten Leſer
zur dienſtlichen Antwort, daß ich die Sache
erzaͤhle, wie ſie war und nicht wie man ſie
wuͤnſchen koͤnnte. Wenn ich einen Roman
ſchriebe; waͤre es was anders — Haben
nicht ſo gar Voͤlkerſchaften gewiſſe aͤhnliche
Zuͤge? und jede Stadt und jedes Dorf durch
die ganze Welt halten untereinander wieder
ihr Abzeichen. Wuͤrd’ es mir zuzuſchreiben
ſeyn wenn die Unergruͤndlichkeit wirklich der
Hauptcharakter unſers Kirchſpiels geweſen
waͤre? und waͤre dieſes nicht um ſo begreifli-
cher da mein Vater hiezu den Ton angeben

koͤn-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0097" n="89"/>
        <p>Ehe ich vom alten Herrn zum jungen<lb/>
u&#x0364;bergehe noch ein Wort an den herzlich ge-<lb/>
liebten Le&#x017F;er den wider mein Ver&#x017F;chulden der<lb/>
Gedanke befallen, daß die Charaktere in die-<lb/>
&#x017F;er Ge&#x017F;chichte &#x017F;o ziemlich u&#x0364;berein&#x017F;timmend<lb/>
wa&#x0364;ren:</p><lb/>
        <p>Da mein Vater &#x017F;ein Vaterland und der<lb/>
alte Herr &#x017F;einen Namen ver&#x017F;chwiegen</p><lb/>
        <p>Da meine Mutter &#x017F;ich eben &#x017F;owohl u&#x0364;ber<lb/>
den Ritter Jachnis als den Cantor und<lb/>
re&#x017F;pective Schneider To&#x0364;pfer und Schu&#x017F;ter<lb/>
Nicolaus Herrmann genanndt, aufhielte;<lb/>
da &#x2014; &#x2014; &#x2014;</p><lb/>
        <p>Allein hierauf dienet dem geneigten Le&#x017F;er<lb/>
zur dien&#x017F;tlichen Antwort, daß ich die Sache<lb/>
erza&#x0364;hle, wie &#x017F;ie war und nicht wie man &#x017F;ie<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;chen ko&#x0364;nnte. Wenn ich einen Roman<lb/>
&#x017F;chriebe; wa&#x0364;re es was anders &#x2014; Haben<lb/>
nicht &#x017F;o gar Vo&#x0364;lker&#x017F;chaften gewi&#x017F;&#x017F;e a&#x0364;hnliche<lb/>
Zu&#x0364;ge? und jede Stadt und jedes Dorf durch<lb/>
die ganze Welt halten untereinander wieder<lb/>
ihr Abzeichen. Wu&#x0364;rd&#x2019; es mir zuzu&#x017F;chreiben<lb/>
&#x017F;eyn wenn die Unergru&#x0364;ndlichkeit wirklich der<lb/>
Hauptcharakter un&#x017F;ers Kirch&#x017F;piels gewe&#x017F;en<lb/>
wa&#x0364;re? und wa&#x0364;re die&#x017F;es nicht um &#x017F;o begreifli-<lb/>
cher da mein Vater hiezu den Ton angeben<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ko&#x0364;n-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0097] Ehe ich vom alten Herrn zum jungen uͤbergehe noch ein Wort an den herzlich ge- liebten Leſer den wider mein Verſchulden der Gedanke befallen, daß die Charaktere in die- ſer Geſchichte ſo ziemlich uͤbereinſtimmend waͤren: Da mein Vater ſein Vaterland und der alte Herr ſeinen Namen verſchwiegen Da meine Mutter ſich eben ſowohl uͤber den Ritter Jachnis als den Cantor und reſpective Schneider Toͤpfer und Schuſter Nicolaus Herrmann genanndt, aufhielte; da — — — Allein hierauf dienet dem geneigten Leſer zur dienſtlichen Antwort, daß ich die Sache erzaͤhle, wie ſie war und nicht wie man ſie wuͤnſchen koͤnnte. Wenn ich einen Roman ſchriebe; waͤre es was anders — Haben nicht ſo gar Voͤlkerſchaften gewiſſe aͤhnliche Zuͤge? und jede Stadt und jedes Dorf durch die ganze Welt halten untereinander wieder ihr Abzeichen. Wuͤrd’ es mir zuzuſchreiben ſeyn wenn die Unergruͤndlichkeit wirklich der Hauptcharakter unſers Kirchſpiels geweſen waͤre? und waͤre dieſes nicht um ſo begreifli- cher da mein Vater hiezu den Ton angeben koͤn-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/97
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/97>, abgerufen am 03.10.2024.