Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.meine Mutter wie Ehrenzeichen neben dem Er D 2
meine Mutter wie Ehrenzeichen neben dem Er D 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0057" n="49"/> meine Mutter wie Ehrenzeichen neben dem<lb/> Kupferſtich. Auf dem Wege von dem Ort<lb/> wo ihm der Platz unterm Spiegel gegen<lb/> Morgen war abgeſchlagen worden, wurden<lb/> Tannenreiſer bis in die Speiſekammer ge-<lb/> ſtreuet. Unterwegens war meine Mutter<lb/> wie man in der Affecktshize zu ſeyn pflegt,<lb/> ſtill. Der Fall war zu groß um Klang und<lb/> Sang zu verſtatten. <hi rendition="#fr">Stille</hi> Begraͤbniſſe<lb/> kommen uͤberhaupt der Natur am naͤchſten<lb/> wenn anders der Verſtorbene keine lachende<lb/> Erben nachlaͤßt. Meine Mutter trug die<lb/> Fuͤße ich das Haupt und ſo kamen wir ins<lb/> Delubrum ins Sacrum, ins Gewoͤlbe. Es<lb/> kam mir unterweges beſonders wegen des<lb/> weißen Tuches, welches bei meinen Leſern<lb/> noch im friſchen Andenken flaggen wird ſo<lb/> vor, als ob ich eine Leiche trug und meiner<lb/> Mutter muß es eben ſo vorgekommen ſeyn<lb/> denn ſie ſagte (dieſes war alles was geredet<lb/> wurde) den Weg mein Sohn muͤßen wir alle,<lb/> und konnte wol unmoͤglich die Speiſekam-<lb/> mer darunter verſtehen. Ich merkte aus<lb/> allem, daß meine Mutter eine Rede an mich<lb/> halten wolte, und kann vielleicht dieſer Um-<lb/> ſtand mit das Seinige zur Stille beigetragen<lb/> haben wodurch dieſe Handlung geweiht wurde.<lb/> <fw place="bottom" type="sig">D 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Er</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [49/0057]
meine Mutter wie Ehrenzeichen neben dem
Kupferſtich. Auf dem Wege von dem Ort
wo ihm der Platz unterm Spiegel gegen
Morgen war abgeſchlagen worden, wurden
Tannenreiſer bis in die Speiſekammer ge-
ſtreuet. Unterwegens war meine Mutter
wie man in der Affecktshize zu ſeyn pflegt,
ſtill. Der Fall war zu groß um Klang und
Sang zu verſtatten. Stille Begraͤbniſſe
kommen uͤberhaupt der Natur am naͤchſten
wenn anders der Verſtorbene keine lachende
Erben nachlaͤßt. Meine Mutter trug die
Fuͤße ich das Haupt und ſo kamen wir ins
Delubrum ins Sacrum, ins Gewoͤlbe. Es
kam mir unterweges beſonders wegen des
weißen Tuches, welches bei meinen Leſern
noch im friſchen Andenken flaggen wird ſo
vor, als ob ich eine Leiche trug und meiner
Mutter muß es eben ſo vorgekommen ſeyn
denn ſie ſagte (dieſes war alles was geredet
wurde) den Weg mein Sohn muͤßen wir alle,
und konnte wol unmoͤglich die Speiſekam-
mer darunter verſtehen. Ich merkte aus
allem, daß meine Mutter eine Rede an mich
halten wolte, und kann vielleicht dieſer Um-
ſtand mit das Seinige zur Stille beigetragen
haben wodurch dieſe Handlung geweiht wurde.
Er
D 2
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Zitationshilfe: | Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/57>, abgerufen am 16.07.2024. |