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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Esther im sechsten Capitel und sechsten Vers.
Nach einer langen Deliberation wie die feier-
liche Handlung vollzogen werden solte gieng
dieser Triumph oder Oration oder Leichen-
conduckt an. Jo Triumphe! der Trium-
phator,
welchem diese Ehre in effigie erwie-
sen wurde, lag auf zwei Folianten, und
auch dieses kam von ohngefehr, sonst würde
selbst diese Spur vom Triumphwagen nicht
gewesen seyn. Bei meiner Uebermessung,
die mit einer Kurschen Elle geschahe, fand
es sich daß kein Stuhl hoch genug für
mich war, den Kupferstich dem Himmel nahe
genug
zu bringen, wie meine Mutter sich
ausdrückte, welches Ziel aber durch Beihülfe
dieser Folianten erreichet werden konnte.
Da die Folianten inzwischen einmal im Spiel
waren legte sie selbige Kreuzweis so, daß also
nicht einer auf dem andern lag. Sie sprei-
tete endlich ein weißes Tuch über sie --
Man kann sagte sie auch dabey seine erbau-
liche Gedanken haben. Noch gehörten zu
diesem Ehrenwerk vier flimmernde Nägel-
chen und vier Streifen schwarz Papier. Eine
Leichenrede wurde deshalb entkleidet, die auf
einen reformirten Geistlichen gefertigt war.
Die Nägelchen und die vier Streifen legte

meine

Eſther im ſechſten Capitel und ſechſten Vers.
Nach einer langen Deliberation wie die feier-
liche Handlung vollzogen werden ſolte gieng
dieſer Triumph oder Oration oder Leichen-
conduckt an. Jo Triumphe! der Trium-
phator,
welchem dieſe Ehre in effigie erwie-
ſen wurde, lag auf zwei Folianten, und
auch dieſes kam von ohngefehr, ſonſt wuͤrde
ſelbſt dieſe Spur vom Triumphwagen nicht
geweſen ſeyn. Bei meiner Uebermeſſung,
die mit einer Kurſchen Elle geſchahe, fand
es ſich daß kein Stuhl hoch genug fuͤr
mich war, den Kupferſtich dem Himmel nahe
genug
zu bringen, wie meine Mutter ſich
ausdruͤckte, welches Ziel aber durch Beihuͤlfe
dieſer Folianten erreichet werden konnte.
Da die Folianten inzwiſchen einmal im Spiel
waren legte ſie ſelbige Kreuzweis ſo, daß alſo
nicht einer auf dem andern lag. Sie ſprei-
tete endlich ein weißes Tuch uͤber ſie —
Man kann ſagte ſie auch dabey ſeine erbau-
liche Gedanken haben. Noch gehoͤrten zu
dieſem Ehrenwerk vier flimmernde Naͤgel-
chen und vier Streifen ſchwarz Papier. Eine
Leichenrede wurde deshalb entkleidet, die auf
einen reformirten Geiſtlichen gefertigt war.
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meine
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[48/0056] Eſther im ſechſten Capitel und ſechſten Vers. Nach einer langen Deliberation wie die feier- liche Handlung vollzogen werden ſolte gieng dieſer Triumph oder Oration oder Leichen- conduckt an. Jo Triumphe! der Trium- phator, welchem dieſe Ehre in effigie erwie- ſen wurde, lag auf zwei Folianten, und auch dieſes kam von ohngefehr, ſonſt wuͤrde ſelbſt dieſe Spur vom Triumphwagen nicht geweſen ſeyn. Bei meiner Uebermeſſung, die mit einer Kurſchen Elle geſchahe, fand es ſich daß kein Stuhl hoch genug fuͤr mich war, den Kupferſtich dem Himmel nahe genug zu bringen, wie meine Mutter ſich ausdruͤckte, welches Ziel aber durch Beihuͤlfe dieſer Folianten erreichet werden konnte. Da die Folianten inzwiſchen einmal im Spiel waren legte ſie ſelbige Kreuzweis ſo, daß alſo nicht einer auf dem andern lag. Sie ſprei- tete endlich ein weißes Tuch uͤber ſie — Man kann ſagte ſie auch dabey ſeine erbau- liche Gedanken haben. Noch gehoͤrten zu dieſem Ehrenwerk vier flimmernde Naͤgel- chen und vier Streifen ſchwarz Papier. Eine Leichenrede wurde deshalb entkleidet, die auf einen reformirten Geiſtlichen gefertigt war. Die Naͤgelchen und die vier Streifen legte meine

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/56>, abgerufen am 24.11.2024.