Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.
Nun kann ich im Himmel erzählen, wo ich den letzten Labetrunck genoßen. -- Lieber Gott! ein Glas kalt Waßer bleibt schon nicht unvergolten. -- Der Herr v. G -- holte den Wein selbst, der alte Mann hob seine Hände gen Himmel, da er allein war, und sprach: den letzten Wein! das Nachtmahl hab ich schon vor acht Tage genommen, lieber Gott, erquicke den Geber! wenn ihn kein Trunck mehr erquickt! -- Der Herr v. G -- brachte Wein, hier, Vater. Herr v. G. Ich hab mir auch ein Glas mitgebracht, wir müßen zusammen trincken! Der Alte. (gen Himmel) Habe Danck, lieber Gott, für alles Gute, für diese Welt, hab Danck! (Er tranck etwas) jetzt (zum Herrn von G -- sie stießen zusammen.) Gott schencke Ihnen ein sanftes Ende, wie ichs gewis haben werde! -- Herr v. G. Vater! bleibt diese Nacht hier, ich bitt' euch! Kein Mensch soll euch sehen, wenn ihr es so wollt. -- Der Alte. Nein, Herr! ich kann nicht. Meine Zeit, Sie wißen, ist edel. -- Herr v. G. Gott! großer Gott! womit kann ich euch noch dienen? -- Der
Nun kann ich im Himmel erzaͤhlen, wo ich den letzten Labetrunck genoßen. — Lieber Gott! ein Glas kalt Waßer bleibt ſchon nicht unvergolten. — Der Herr v. G — holte den Wein ſelbſt, der alte Mann hob ſeine Haͤnde gen Himmel, da er allein war, und ſprach: den letzten Wein! das Nachtmahl hab ich ſchon vor acht Tage genommen, lieber Gott, erquicke den Geber! wenn ihn kein Trunck mehr erquickt! — Der Herr v. G — brachte Wein, hier, Vater. Herr v. G. Ich hab mir auch ein Glas mitgebracht, wir muͤßen zuſammen trincken! Der Alte. (gen Himmel) Habe Danck, lieber Gott, fuͤr alles Gute, fuͤr dieſe Welt, hab Danck! (Er tranck etwas) jetzt (zum Herrn von G — ſie ſtießen zuſammen.) Gott ſchencke Ihnen ein ſanftes Ende, wie ichs gewis haben werde! — Herr v. G. Vater! bleibt dieſe Nacht hier, ich bitt’ euch! Kein Menſch ſoll euch ſehen, wenn ihr es ſo wollt. — Der Alte. Nein, Herr! ich kann nicht. Meine Zeit, Sie wißen, iſt edel. — Herr v. G. Gott! großer Gott! womit kann ich euch noch dienen? — Der
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp> <p><pb facs="#f0535" n="521"/> Nun kann ich im Himmel erzaͤhlen, wo ich<lb/> den letzten Labetrunck genoßen. — Lieber<lb/> Gott! ein Glas kalt Waßer bleibt ſchon<lb/> nicht unvergolten. —</p> </sp><lb/> <stage><hi rendition="#fr">Der Herr v. G — holte den Wein ſelbſt,<lb/> der alte Mann hob ſeine Haͤnde gen<lb/> Himmel, da er allein war, und ſprach:</hi><lb/> den letzten Wein! das Nachtmahl hab ich<lb/> ſchon vor acht Tage genommen, lieber<lb/> Gott, erquicke den Geber! wenn ihn<lb/> kein Trunck mehr erquickt! —</stage><lb/> <stage> <hi rendition="#fr">Der Herr v. G — brachte Wein, hier,<lb/> Vater.</hi> </stage><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. G.</hi> </speaker> <p>Ich hab mir auch ein Glas<lb/> mitgebracht, wir muͤßen zuſammen trincken!</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Der Alte.</hi> </speaker> <stage>(gen Himmel)</stage> <p>Habe Danck, lieber<lb/> Gott, fuͤr alles Gute, fuͤr dieſe Welt, hab<lb/> Danck!</p> <stage>(Er tranck etwas)</stage> <p>jetzt</p> <stage>(zum Herrn von G —<lb/> ſie ſtießen zuſammen.)</stage> <p>Gott ſchencke Ihnen ein<lb/> ſanftes Ende, wie ichs gewis haben werde! —</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. G.</hi> </speaker> <p>Vater! bleibt dieſe Nacht<lb/> hier, ich bitt’ euch! Kein Menſch ſoll euch<lb/> ſehen, wenn ihr es ſo wollt. —</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Der Alte.</hi> </speaker> <p>Nein, Herr! ich kann nicht.<lb/> Meine Zeit, Sie wißen, iſt edel. —</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. G.</hi> </speaker> <p>Gott! großer Gott! womit<lb/> kann ich euch noch dienen? —</p> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Der</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [521/0535]
Nun kann ich im Himmel erzaͤhlen, wo ich
den letzten Labetrunck genoßen. — Lieber
Gott! ein Glas kalt Waßer bleibt ſchon
nicht unvergolten. —
Der Herr v. G — holte den Wein ſelbſt,
der alte Mann hob ſeine Haͤnde gen
Himmel, da er allein war, und ſprach:
den letzten Wein! das Nachtmahl hab ich
ſchon vor acht Tage genommen, lieber
Gott, erquicke den Geber! wenn ihn
kein Trunck mehr erquickt! —
Der Herr v. G — brachte Wein, hier,
Vater.
Herr v. G. Ich hab mir auch ein Glas
mitgebracht, wir muͤßen zuſammen trincken!
Der Alte. (gen Himmel) Habe Danck, lieber
Gott, fuͤr alles Gute, fuͤr dieſe Welt, hab
Danck! (Er tranck etwas) jetzt (zum Herrn von G —
ſie ſtießen zuſammen.) Gott ſchencke Ihnen ein
ſanftes Ende, wie ichs gewis haben werde! —
Herr v. G. Vater! bleibt dieſe Nacht
hier, ich bitt’ euch! Kein Menſch ſoll euch
ſehen, wenn ihr es ſo wollt. —
Der Alte. Nein, Herr! ich kann nicht.
Meine Zeit, Sie wißen, iſt edel. —
Herr v. G. Gott! großer Gott! womit
kann ich euch noch dienen? —
Der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/535 |
Zitationshilfe: | Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/535>, abgerufen am 16.02.2025. |