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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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an, ein Kappfenster bey der gepreßten Luft,
welche diese Leute umzingelt hatte, zu öfnen. --
Herr v. G. Es ist wol kein Land in Eu-
ropa, wo die Hunde so viel geachtet werden,
als in Curland und Semgallen. --
Die drey Herren fielen mit Hundeshun-
ger dieser Unterredung zu. Die Transplan-
tation des Gesprächs war, wie in der Hei-
lungskunst, magnetisch, magisch -- ich
müßt indeßen eine Unwahrheit begehen, wenn
ich behaupten sollte, daß ich bey dem Jagd-
und Waldgeschrey der Hochwohlgebohrnen
Jäger v. X, v. Y, v. Z, alles in Dach und
Fach hätte bringen, und mir hinter das Ohr
schreiben können. Ihr Gespräch war ein
Gesamtkauf, nicht eine Klapper, sondern
eine Geschreyjagd. Einer schoß dem andern
das Wort von dem Munde. -- Mein Vater
pflegte zu sagen: "Ein gewißer Stand in
"Curland am Pfropfenzieher, ein gewißer
"anderer, am meerschaumen Pfeifenkopf."
Ich würde, wär ich so ein Antagonist wider
Curland, wie er gewesen, die Hunde nicht
übergangen haben. Die Herren v. X. Y. Z.
begnügten sich nicht mit ihren sehr gesunden
Jagdkehlen. Während der Zeit, daß Herr
v. G -- ihnen so liebreich entgegen gekom-
men,
an, ein Kappfenſter bey der gepreßten Luft,
welche dieſe Leute umzingelt hatte, zu oͤfnen. —
Herr v. G. Es iſt wol kein Land in Eu-
ropa, wo die Hunde ſo viel geachtet werden,
als in Curland und Semgallen. —
Die drey Herren fielen mit Hundeshun-
ger dieſer Unterredung zu. Die Transplan-
tation des Geſpraͤchs war, wie in der Hei-
lungskunſt, magnetiſch, magiſch — ich
muͤßt indeßen eine Unwahrheit begehen, wenn
ich behaupten ſollte, daß ich bey dem Jagd-
und Waldgeſchrey der Hochwohlgebohrnen
Jaͤger v. X, v. Y, v. Z, alles in Dach und
Fach haͤtte bringen, und mir hinter das Ohr
ſchreiben koͤnnen. Ihr Geſpraͤch war ein
Geſamtkauf, nicht eine Klapper, ſondern
eine Geſchreyjagd. Einer ſchoß dem andern
das Wort von dem Munde. — Mein Vater
pflegte zu ſagen: „Ein gewißer Stand in
„Curland am Pfropfenzieher, ein gewißer
„anderer, am meerſchaumen Pfeifenkopf.“
Ich wuͤrde, waͤr ich ſo ein Antagoniſt wider
Curland, wie er geweſen, die Hunde nicht
uͤbergangen haben. Die Herren v. X. Y. Z.
begnuͤgten ſich nicht mit ihren ſehr geſunden
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v. G — ihnen ſo liebreich entgegen gekom-
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[505/0519] an, ein Kappfenſter bey der gepreßten Luft, welche dieſe Leute umzingelt hatte, zu oͤfnen. — Herr v. G. Es iſt wol kein Land in Eu- ropa, wo die Hunde ſo viel geachtet werden, als in Curland und Semgallen. — Die drey Herren fielen mit Hundeshun- ger dieſer Unterredung zu. Die Transplan- tation des Geſpraͤchs war, wie in der Hei- lungskunſt, magnetiſch, magiſch — ich muͤßt indeßen eine Unwahrheit begehen, wenn ich behaupten ſollte, daß ich bey dem Jagd- und Waldgeſchrey der Hochwohlgebohrnen Jaͤger v. X, v. Y, v. Z, alles in Dach und Fach haͤtte bringen, und mir hinter das Ohr ſchreiben koͤnnen. Ihr Geſpraͤch war ein Geſamtkauf, nicht eine Klapper, ſondern eine Geſchreyjagd. Einer ſchoß dem andern das Wort von dem Munde. — Mein Vater pflegte zu ſagen: „Ein gewißer Stand in „Curland am Pfropfenzieher, ein gewißer „anderer, am meerſchaumen Pfeifenkopf.“ Ich wuͤrde, waͤr ich ſo ein Antagoniſt wider Curland, wie er geweſen, die Hunde nicht uͤbergangen haben. Die Herren v. X. Y. Z. begnuͤgten ſich nicht mit ihren ſehr geſunden Jagdkehlen. Waͤhrend der Zeit, daß Herr v. G — ihnen ſo liebreich entgegen gekom- men,

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/519>, abgerufen am 25.11.2024.