Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.Herr v. G. leerte noch einen Pokal voll Rheinwein auf die Gesundheit der Frau v. W. rein aus, und ich bückte mich tief, als ob ich daran Theil nähme. -- Herr v. W. blieb diese Höflichkeit nicht schuldig, sondern erwiederte sie, mit allen Zeichen der Danckbarkeit, durch ein gerüttelt, geschüttelt und überflüßig Maaß Champagner, den er nicht wie Herr v. G. eingoß, sondern einsprudelte. Herr. v. G. Warum Wind, Herr Bru- der? Herr v. W -- war dieser Frage wegen in Verlegenheit, antwortete keine Sylbe, sondern bewies durch eine Nagelprobe, daß er den Pokal geitzig, bis auf den letzten Tro- pfen, geleeret hätte. Es kam bey dem Herrn v. X -- noch ein Staatsfeuer aus, welches aber gleich- falls, durch die vortrefliche Anstalten, so gleich in der Geburth erstickt ward, und da die Herren v. X. Y. Z --, die außer cur- schen Staatsangelegenheiten nichts mehr, als höchstens von Pfeifenköpfen und Hun- den zu sprechen wußten, sehr viele lange Weile gehabt, so fing Herr von G --, um die Herrn von X. Y. Z -- zu entschädigen an
Herr v. G. leerte noch einen Pokal voll Rheinwein auf die Geſundheit der Frau v. W. rein aus, und ich buͤckte mich tief, als ob ich daran Theil naͤhme. — Herr v. W. blieb dieſe Hoͤflichkeit nicht ſchuldig, ſondern erwiederte ſie, mit allen Zeichen der Danckbarkeit, durch ein geruͤttelt, geſchuͤttelt und uͤberfluͤßig Maaß Champagner, den er nicht wie Herr v. G. eingoß, ſondern einſprudelte. Herr. v. G. Warum Wind, Herr Bru- der? Herr v. W — war dieſer Frage wegen in Verlegenheit, antwortete keine Sylbe, ſondern bewies durch eine Nagelprobe, daß er den Pokal geitzig, bis auf den letzten Tro- pfen, geleeret haͤtte. Es kam bey dem Herrn v. X — noch ein Staatsfeuer aus, welches aber gleich- falls, durch die vortrefliche Anſtalten, ſo gleich in der Geburth erſtickt ward, und da die Herren v. X. Y. Z —, die außer cur- ſchen Staatsangelegenheiten nichts mehr, als hoͤchſtens von Pfeifenkoͤpfen und Hun- den zu ſprechen wußten, ſehr viele lange Weile gehabt, ſo fing Herr von G —, um die Herrn von X. Y. Z — zu entſchaͤdigen an
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Herr v. G. leerte noch einen Pokal voll
Rheinwein auf die Geſundheit der Frau v. W.
rein aus, und ich buͤckte mich tief, als ob
ich daran Theil naͤhme. —
Herr v. W. blieb dieſe Hoͤflichkeit nicht
ſchuldig, ſondern erwiederte ſie, mit allen
Zeichen der Danckbarkeit, durch ein geruͤttelt,
geſchuͤttelt und uͤberfluͤßig Maaß Champagner,
den er nicht wie Herr v. G. eingoß, ſondern
einſprudelte.
Herr. v. G. Warum Wind, Herr Bru-
der?
Herr v. W — war dieſer Frage wegen
in Verlegenheit, antwortete keine Sylbe,
ſondern bewies durch eine Nagelprobe, daß
er den Pokal geitzig, bis auf den letzten Tro-
pfen, geleeret haͤtte.
Es kam bey dem Herrn v. X — noch
ein Staatsfeuer aus, welches aber gleich-
falls, durch die vortrefliche Anſtalten, ſo
gleich in der Geburth erſtickt ward, und da
die Herren v. X. Y. Z —, die außer cur-
ſchen Staatsangelegenheiten nichts mehr,
als hoͤchſtens von Pfeifenkoͤpfen und Hun-
den zu ſprechen wußten, ſehr viele lange
Weile gehabt, ſo fing Herr von G —, um
die Herrn von X. Y. Z — zu entſchaͤdigen
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