Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.
und deinen Waffenträger, den Herrmann. Wir gehen in Stiefeln! und du Herr Bru- der, wie ein Pabst, in Pantoffeln. Schue sind dir schon zu schwer. -- Herr v. W. Die Frag' ist, wie's sich leich- ter geht? -- Wir haben darüber schon so offt und viel gesprochen -- ich behalte meine Weise, und laß jedem die werthe seinige -- Herr v. G. Eins indessen, Herr Bruder, mit deiner Erlaubniß. -- Warum bleibst du im Zirckel deiner Familie? Du soltest ein Path' und Leichenbegleiter und Hochzeitgast von der ganzen Welt seyn, und als ein Cosmopolit -- Herr v. W. Das Hemde, ob es gleich nur von Linnen ist, bleibt uns näher, als das Kleid. Wenn die Noth der ganzen Christenheit mit der meinigen stimmet, und wenn ich sie weiß, accompagnir' ich gern. So auch mit der Freude. Herr v. G. Und wenn ich sie weiß? Ge- schichte, Herr Bruder, Geschichte -- Herr v. W. Aber Zeit! Geschicht' ist Zeit- vertreib. Herr v. G. O! du edle Zeit! Kein Misse- thäter wird so behandelt, als du! -- Herr v. W. Von ungefehr hab ich man- ches erfahren, und ich leugne es nicht, es giebt
und deinen Waffentraͤger, den Herrmann. Wir gehen in Stiefeln! und du Herr Bru- der, wie ein Pabſt, in Pantoffeln. Schue ſind dir ſchon zu ſchwer. — Herr v. W. Die Frag’ iſt, wie’s ſich leich- ter geht? — Wir haben daruͤber ſchon ſo offt und viel geſprochen — ich behalte meine Weiſe, und laß jedem die werthe ſeinige — Herr v. G. Eins indeſſen, Herr Bruder, mit deiner Erlaubniß. — Warum bleibſt du im Zirckel deiner Familie? Du ſolteſt ein Path’ und Leichenbegleiter und Hochzeitgaſt von der ganzen Welt ſeyn, und als ein Cosmopolit — Herr v. W. Das Hemde, ob es gleich nur von Linnen iſt, bleibt uns naͤher, als das Kleid. Wenn die Noth der ganzen Chriſtenheit mit der meinigen ſtimmet, und wenn ich ſie weiß, accompagnir’ ich gern. So auch mit der Freude. Herr v. G. Und wenn ich ſie weiß? Ge- ſchichte, Herr Bruder, Geſchichte — Herr v. W. Aber Zeit! Geſchicht’ iſt Zeit- vertreib. Herr v. G. O! du edle Zeit! Kein Miſſe- thaͤter wird ſo behandelt, als du! — Herr v. W. Von ungefehr hab ich man- ches erfahren, und ich leugne es nicht, es giebt
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp> <p><pb facs="#f0491" n="477"/> und deinen Waffentraͤger, den Herrmann.<lb/> Wir gehen in Stiefeln! und du Herr Bru-<lb/> der, wie ein Pabſt, in Pantoffeln. Schue<lb/> ſind dir ſchon zu ſchwer. —</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. W.</hi> </speaker> <p>Die Frag’ iſt, wie’s ſich leich-<lb/> ter geht? — Wir haben daruͤber ſchon ſo offt<lb/> und viel geſprochen — ich behalte meine<lb/> Weiſe, und laß jedem die werthe ſeinige —</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. G.</hi> </speaker> <p>Eins indeſſen, Herr Bruder,<lb/> mit deiner Erlaubniß. — Warum bleibſt du<lb/> im Zirckel deiner Familie? Du ſolteſt ein Path’<lb/> und Leichenbegleiter und Hochzeitgaſt von der<lb/> ganzen Welt ſeyn, und als ein Cosmopolit —</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. W.</hi> </speaker> <p>Das Hemde, ob es gleich nur<lb/> von Linnen iſt, bleibt uns naͤher, als das Kleid.<lb/> Wenn die Noth der ganzen Chriſtenheit mit<lb/> der meinigen ſtimmet, und wenn ich ſie weiß,<lb/> accompagnir’ ich gern. So auch mit der<lb/> Freude.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. G.</hi> </speaker> <p><hi rendition="#fr">Und wenn ich ſie weiß?</hi> Ge-<lb/> ſchichte, Herr Bruder, Geſchichte —</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. W.</hi> </speaker> <p>Aber Zeit! Geſchicht’ iſt Zeit-<lb/> vertreib.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. G.</hi> </speaker> <p>O! du edle Zeit! Kein Miſſe-<lb/> thaͤter wird ſo behandelt, als du! —</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. W.</hi> </speaker> <p>Von ungefehr hab ich man-<lb/> ches erfahren, und ich leugne es nicht, es<lb/> <fw place="bottom" type="catch">giebt</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [477/0491]
und deinen Waffentraͤger, den Herrmann.
Wir gehen in Stiefeln! und du Herr Bru-
der, wie ein Pabſt, in Pantoffeln. Schue
ſind dir ſchon zu ſchwer. —
Herr v. W. Die Frag’ iſt, wie’s ſich leich-
ter geht? — Wir haben daruͤber ſchon ſo offt
und viel geſprochen — ich behalte meine
Weiſe, und laß jedem die werthe ſeinige —
Herr v. G. Eins indeſſen, Herr Bruder,
mit deiner Erlaubniß. — Warum bleibſt du
im Zirckel deiner Familie? Du ſolteſt ein Path’
und Leichenbegleiter und Hochzeitgaſt von der
ganzen Welt ſeyn, und als ein Cosmopolit —
Herr v. W. Das Hemde, ob es gleich nur
von Linnen iſt, bleibt uns naͤher, als das Kleid.
Wenn die Noth der ganzen Chriſtenheit mit
der meinigen ſtimmet, und wenn ich ſie weiß,
accompagnir’ ich gern. So auch mit der
Freude.
Herr v. G. Und wenn ich ſie weiß? Ge-
ſchichte, Herr Bruder, Geſchichte —
Herr v. W. Aber Zeit! Geſchicht’ iſt Zeit-
vertreib.
Herr v. G. O! du edle Zeit! Kein Miſſe-
thaͤter wird ſo behandelt, als du! —
Herr v. W. Von ungefehr hab ich man-
ches erfahren, und ich leugne es nicht, es
giebt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |