Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.
dabey fröhlich und guter Dinge seyn sollen. Nennen Sie mir eine Schüßel, die Thränen auspreßt? -- Herr v. W. Der Grad des Vergnügens indeßen könnte verschieden seyn. -- Herr v. G. Hiebey kommt viel auf die Einbildung an. Nachdem eine Schüßel sel- ten, das ist vornehm gehalten wird. -- Aber meine Herren da unten, die Suppe wird Ihnen kalt -- Herr v. W. Freylich! bey ihr solte nicht gesprochen werden. -- Pastor. Wer sie ißt, wird sich von selbst hüten. -- Man kann leicht dabey den Weg verfehlen. -- Suppe geschickt zu eßen ist sehr schwer -- ich eße keine. -- Drey Stimmen, Baß, Tenor, Dis- kant: keine? Pastor. Alexander auch keine. Wieder drey Stimmen: keine? Pastor. Suppen sind für Krancke. Es sind Fleischessenzen, und für Leute, die kein Fleisch mehr verdauen können. -- Herr v. G. Ich bin nicht drauf gefallen. Aber der Pastor hat recht. -- Braten ist das natürlichste, wenn vom Fleisch die Red' ist. Pastor.
dabey froͤhlich und guter Dinge ſeyn ſollen. Nennen Sie mir eine Schuͤßel, die Thraͤnen auspreßt? — Herr v. W. Der Grad des Vergnuͤgens indeßen koͤnnte verſchieden ſeyn. — Herr v. G. Hiebey kommt viel auf die Einbildung an. Nachdem eine Schuͤßel ſel- ten, das iſt vornehm gehalten wird. — Aber meine Herren da unten, die Suppe wird Ihnen kalt — Herr v. W. Freylich! bey ihr ſolte nicht geſprochen werden. — Paſtor. Wer ſie ißt, wird ſich von ſelbſt huͤten. — Man kann leicht dabey den Weg verfehlen. — Suppe geſchickt zu eßen iſt ſehr ſchwer — ich eße keine. — Drey Stimmen, Baß, Tenor, Dis- kant: keine? Paſtor. Alexander auch keine. Wieder drey Stimmen: keine? Paſtor. Suppen ſind fuͤr Krancke. Es ſind Fleiſcheſſenzen, und fuͤr Leute, die kein Fleiſch mehr verdauen koͤnnen. — Herr v. G. Ich bin nicht drauf gefallen. Aber der Paſtor hat recht. — Braten iſt das natuͤrlichſte, wenn vom Fleiſch die Red’ iſt. Paſtor.
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Nennen Sie mir eine Schuͤßel, die Thraͤnen
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Herr v. W. Der Grad des Vergnuͤgens
indeßen koͤnnte verſchieden ſeyn. —
Herr v. G. Hiebey kommt viel auf die
Einbildung an. Nachdem eine Schuͤßel ſel-
ten, das iſt vornehm gehalten wird. —
Aber meine Herren da unten, die Suppe
wird Ihnen kalt —
Herr v. W. Freylich! bey ihr ſolte nicht
geſprochen werden. —
Paſtor. Wer ſie ißt, wird ſich von ſelbſt
huͤten. — Man kann leicht dabey den Weg
verfehlen. — Suppe geſchickt zu eßen iſt
ſehr ſchwer — ich eße keine. —
Drey Stimmen, Baß, Tenor, Dis-
kant: keine?
Paſtor. Alexander auch keine.
Wieder drey Stimmen: keine?
Paſtor. Suppen ſind fuͤr Krancke. Es
ſind Fleiſcheſſenzen, und fuͤr Leute, die kein
Fleiſch mehr verdauen koͤnnen. —
Herr v. G. Ich bin nicht drauf gefallen.
Aber der Paſtor hat recht. — Braten iſt
das natuͤrlichſte, wenn vom Fleiſch die
Red’ iſt.
Paſtor.
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Zitationshilfe: | Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/480>, abgerufen am 17.06.2024. |