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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Herr v. G. der jüngere. Erst Gewehr, dann
Bücher. -- Leib und Seel, sagt alle Welt,
und nicht Seel und Leib.
Ich. Beym Edelmann Leib und Seel,
beym Litteratus Seel und Leib, wenn es
gleich wider den Redegebrauch ist.
Herr v. G. Je reiner und dünner die Luft,
hab ich wo gelesen, je feiner die Köpfe.
Pastor. Mich dünckt, zu schönen Kün-
sten; zur Philosophie ist rauhe Witterung
die beste. Man ist an Schwierigkeiten und
an Unerschrockenheit und Stärke, sie zu über-
winden, gewohnt, und Schönheit gehört un-
ter einen sich immer gleichen Himmel. Man
zieht nicht das Gesicht vor Kält und Wärme.
Man kämpft nicht mit seinen Gesichtsmuskeln.
Frauenzimmer, die in Einer Luft bleiben,
haben eine schöne Haut. -- Mustern Sie
in Curland gemeiner Leute Köpfe, werden
Sie wohl einen Baurenkopf finden, der in ein
historisches Gemählde paße? Ich kenn ein
Volck, wo ich alle Götter und Göttinnen
des Alterthums im kurzen zu finden wetten
will. Haben Ew. Hochwohlgebohrnen in
Curland auch nur einen Venuszug gesehen?
Eben so wenig ist ein Altarstück, ein Marien-
zug, zu haben. Was ich in Curland vvn
Schön-
Herr v. G. der juͤngere. Erſt Gewehr, dann
Buͤcher. — Leib und Seel, ſagt alle Welt,
und nicht Seel und Leib.
Ich. Beym Edelmann Leib und Seel,
beym Litteratus Seel und Leib, wenn es
gleich wider den Redegebrauch iſt.
Herr v. G. Je reiner und duͤnner die Luft,
hab ich wo geleſen, je feiner die Koͤpfe.
Paſtor. Mich duͤnckt, zu ſchoͤnen Kuͤn-
ſten; zur Philoſophie iſt rauhe Witterung
die beſte. Man iſt an Schwierigkeiten und
an Unerſchrockenheit und Staͤrke, ſie zu uͤber-
winden, gewohnt, und Schoͤnheit gehoͤrt un-
ter einen ſich immer gleichen Himmel. Man
zieht nicht das Geſicht vor Kaͤlt und Waͤrme.
Man kaͤmpft nicht mit ſeinen Geſichtsmuſkeln.
Frauenzimmer, die in Einer Luft bleiben,
haben eine ſchoͤne Haut. — Muſtern Sie
in Curland gemeiner Leute Koͤpfe, werden
Sie wohl einen Baurenkopf finden, der in ein
hiſtoriſches Gemaͤhlde paße? Ich kenn ein
Volck, wo ich alle Goͤtter und Goͤttinnen
des Alterthums im kurzen zu finden wetten
will. Haben Ew. Hochwohlgebohrnen in
Curland auch nur einen Venuszug geſehen?
Eben ſo wenig iſt ein Altarſtuͤck, ein Marien-
zug, zu haben. Was ich in Curland vvn
Schoͤn-
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[445/0457] Herr v. G. der juͤngere. Erſt Gewehr, dann Buͤcher. — Leib und Seel, ſagt alle Welt, und nicht Seel und Leib. Ich. Beym Edelmann Leib und Seel, beym Litteratus Seel und Leib, wenn es gleich wider den Redegebrauch iſt. Herr v. G. Je reiner und duͤnner die Luft, hab ich wo geleſen, je feiner die Koͤpfe. Paſtor. Mich duͤnckt, zu ſchoͤnen Kuͤn- ſten; zur Philoſophie iſt rauhe Witterung die beſte. Man iſt an Schwierigkeiten und an Unerſchrockenheit und Staͤrke, ſie zu uͤber- winden, gewohnt, und Schoͤnheit gehoͤrt un- ter einen ſich immer gleichen Himmel. Man zieht nicht das Geſicht vor Kaͤlt und Waͤrme. Man kaͤmpft nicht mit ſeinen Geſichtsmuſkeln. Frauenzimmer, die in Einer Luft bleiben, haben eine ſchoͤne Haut. — Muſtern Sie in Curland gemeiner Leute Koͤpfe, werden Sie wohl einen Baurenkopf finden, der in ein hiſtoriſches Gemaͤhlde paße? Ich kenn ein Volck, wo ich alle Goͤtter und Goͤttinnen des Alterthums im kurzen zu finden wetten will. Haben Ew. Hochwohlgebohrnen in Curland auch nur einen Venuszug geſehen? Eben ſo wenig iſt ein Altarſtuͤck, ein Marien- zug, zu haben. Was ich in Curland vvn Schoͤn-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/457>, abgerufen am 22.11.2024.