Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite
Pastor. (rückhaltend) gehorsamer Diener!
Herr. v. G. Warum sind die Weiber all-
zumal geitzig?
Pastor. Weil sie selbst nichts erwerben,
und von Zinsen leben. Jedes Zinsenleben
ist vom Geitz begleitet.
Herr v. G. Die Schlusfrage, (wir hörten
die Kommenden)
warum sprechen Sie nicht (zu mir)
mit? --
Ich. Weil ein junger Mensch, in Gesell-
schaft der Alten, nicht anders als Secretair
ist, der aufschreibt --
Da sehen meine Leser, wie es zugegangen, daß ich
so viel behalten habe. Erst Sekretair! dann
Rath! So geht es in allen gesitteten freyen
Reichsstädten. Jetzo wird es große Lücken
geben. Ich kann nur wieder sagen: was ich
gehört, und wiederholen, was ich selbst dazu
beygetragen habe, also je nachdem ich gegan-
gen, je nachdem ich gestanden, je nachdem
ich geseßen.

Da ist der Herr v. W., seine Frau, ein
kleines Fräulein. Mein Herr Schwieger-
vater, reitend beym Wagen, den Hut alle
Augenblick unterm Arm. -- Herr v. G --
und sein Haus, ihnen entgegen. Mein
künftiger Herr Reisegefährte und sein Herr
Hofmeister, die sich nicht lang mehr haben

wer-
Paſtor. (ruͤckhaltend) gehorſamer Diener!
Herr. v. G. Warum ſind die Weiber all-
zumal geitzig?
Paſtor. Weil ſie ſelbſt nichts erwerben,
und von Zinſen leben. Jedes Zinſenleben
iſt vom Geitz begleitet.
Herr v. G. Die Schlusfrage, (wir hoͤrten
die Kommenden)
warum ſprechen Sie nicht (zu mir)
mit? —
Ich. Weil ein junger Menſch, in Geſell-
ſchaft der Alten, nicht anders als Secretair
iſt, der aufſchreibt —
Da ſehen meine Leſer, wie es zugegangen, daß ich
ſo viel behalten habe. Erſt Sekretair! dann
Rath! So geht es in allen geſitteten freyen
Reichsſtaͤdten. Jetzo wird es große Luͤcken
geben. Ich kann nur wieder ſagen: was ich
gehoͤrt, und wiederholen, was ich ſelbſt dazu
beygetragen habe, alſo je nachdem ich gegan-
gen, je nachdem ich geſtanden, je nachdem
ich geſeßen.

Da iſt der Herr v. W., ſeine Frau, ein
kleines Fraͤulein. Mein Herr Schwieger-
vater, reitend beym Wagen, den Hut alle
Augenblick unterm Arm. — Herr v. G —
und ſein Haus, ihnen entgegen. Mein
kuͤnftiger Herr Reiſegefaͤhrte und ſein Herr
Hofmeiſter, die ſich nicht lang mehr haben

wer-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0439" n="427"/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Pa&#x017F;tor.</hi> </speaker>
            <stage>(ru&#x0364;ckhaltend)</stage>
            <p>gehor&#x017F;amer Diener!</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Herr. v. G.</hi> </speaker>
            <p>Warum &#x017F;ind die Weiber all-<lb/>
zumal geitzig?</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Pa&#x017F;tor.</hi> </speaker>
            <p>Weil &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t nichts erwerben,<lb/>
und von Zin&#x017F;en leben. Jedes Zin&#x017F;enleben<lb/>
i&#x017F;t vom Geitz begleitet.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. G.</hi> </speaker>
            <p>Die Schlusfrage,</p>
            <stage>(wir ho&#x0364;rten<lb/>
die Kommenden)</stage>
            <p>warum &#x017F;prechen Sie nicht</p>
            <stage>(zu mir)</stage><lb/>
            <p>mit? &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ich.</hi> </speaker>
            <p>Weil ein junger Men&#x017F;ch, in Ge&#x017F;ell-<lb/>
&#x017F;chaft der Alten, nicht anders als Secretair<lb/>
i&#x017F;t, der auf&#x017F;chreibt &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <stage>Da &#x017F;ehen meine Le&#x017F;er, wie es zugegangen, daß ich<lb/>
&#x017F;o viel behalten habe. Er&#x017F;t Sekretair! dann<lb/>
Rath! So geht es in allen ge&#x017F;itteten freyen<lb/>
Reichs&#x017F;ta&#x0364;dten. Jetzo wird es große Lu&#x0364;cken<lb/>
geben. Ich kann nur wieder &#x017F;agen: was ich<lb/>
geho&#x0364;rt, und wiederholen, was ich &#x017F;elb&#x017F;t dazu<lb/>
beygetragen habe, al&#x017F;o je nachdem ich gegan-<lb/>
gen, je nachdem ich ge&#x017F;tanden, je nachdem<lb/>
ich ge&#x017F;eßen.</stage><lb/>
          <p>Da i&#x017F;t der Herr v. W., &#x017F;eine Frau, ein<lb/>
kleines Fra&#x0364;ulein. Mein Herr Schwieger-<lb/>
vater, reitend beym Wagen, den Hut alle<lb/>
Augenblick unterm Arm. &#x2014; Herr v. G &#x2014;<lb/>
und &#x017F;ein Haus, ihnen entgegen. Mein<lb/>
ku&#x0364;nftiger Herr Rei&#x017F;egefa&#x0364;hrte und &#x017F;ein Herr<lb/>
Hofmei&#x017F;ter, die &#x017F;ich nicht lang mehr haben<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wer-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[427/0439] Paſtor. (ruͤckhaltend) gehorſamer Diener! Herr. v. G. Warum ſind die Weiber all- zumal geitzig? Paſtor. Weil ſie ſelbſt nichts erwerben, und von Zinſen leben. Jedes Zinſenleben iſt vom Geitz begleitet. Herr v. G. Die Schlusfrage, (wir hoͤrten die Kommenden) warum ſprechen Sie nicht (zu mir) mit? — Ich. Weil ein junger Menſch, in Geſell- ſchaft der Alten, nicht anders als Secretair iſt, der aufſchreibt — Da ſehen meine Leſer, wie es zugegangen, daß ich ſo viel behalten habe. Erſt Sekretair! dann Rath! So geht es in allen geſitteten freyen Reichsſtaͤdten. Jetzo wird es große Luͤcken geben. Ich kann nur wieder ſagen: was ich gehoͤrt, und wiederholen, was ich ſelbſt dazu beygetragen habe, alſo je nachdem ich gegan- gen, je nachdem ich geſtanden, je nachdem ich geſeßen. Da iſt der Herr v. W., ſeine Frau, ein kleines Fraͤulein. Mein Herr Schwieger- vater, reitend beym Wagen, den Hut alle Augenblick unterm Arm. — Herr v. G — und ſein Haus, ihnen entgegen. Mein kuͤnftiger Herr Reiſegefaͤhrte und ſein Herr Hofmeiſter, die ſich nicht lang mehr haben wer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/439
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/439>, abgerufen am 24.11.2024.