Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.
der anziehen, wir blieben länger bey Othem. Es geht uns länger nach der Männerweise, als ihnen nach der Weiberweise. Der Mann ist in einem Stück ganz gemacht, das Weib ist zusammengesetzt -- Es ist mit Deckel und Schraube. Herr v. G. Kein Wunder also, daß es ein starckes und schwaches Werckzeug ist -- Pastor. Sie haben Recht, in der Ehe ist der Mann gegen das Weib starck und schwach, wie mans nimmt. Daß er physisch starck ge- gen sie ist, zeigt der Augenschein; allein wer giebt nach? Herr v. G. Ein gemeiner Mann schickt seine Frau, so oft es zu reden giebt -- Pastor. Weil die Weiber eine natürliche, zum Herzen gehende Beredsamkeit besitzen, und an wen schickt er sein Weib ab? an Männer. Gewiß kommt aber der Mann selbst, wenn z. E. die gnädige Frau eine Wittwe ist, und den Gütern vorstehet. Eine gesunde gute Saat ist nicht hinreichend, es muß auch ein gutes Land seyn, wohin sie gestreuet wird. Herr. v. G. Das läßt sich hören. Die Ge- schlechterneigung kommt also mit in die Er- klärung, und in tausend Fällen ist sie die Fe- der,
der anziehen, wir blieben laͤnger bey Othem. Es geht uns laͤnger nach der Maͤnnerweiſe, als ihnen nach der Weiberweiſe. Der Mann iſt in einem Stuͤck ganz gemacht, das Weib iſt zuſammengeſetzt — Es iſt mit Deckel und Schraube. Herr v. G. Kein Wunder alſo, daß es ein ſtarckes und ſchwaches Werckzeug iſt — Paſtor. Sie haben Recht, in der Ehe iſt der Mann gegen das Weib ſtarck und ſchwach, wie mans nimmt. Daß er phyſiſch ſtarck ge- gen ſie iſt, zeigt der Augenſchein; allein wer giebt nach? Herr v. G. Ein gemeiner Mann ſchickt ſeine Frau, ſo oft es zu reden giebt — Paſtor. Weil die Weiber eine natuͤrliche, zum Herzen gehende Beredſamkeit beſitzen, und an wen ſchickt er ſein Weib ab? an Maͤnner. Gewiß kommt aber der Mann ſelbſt, wenn z. E. die gnaͤdige Frau eine Wittwe iſt, und den Guͤtern vorſtehet. Eine geſunde gute Saat iſt nicht hinreichend, es muß auch ein gutes Land ſeyn, wohin ſie geſtreuet wird. Herr. v. G. Das laͤßt ſich hoͤren. Die Ge- ſchlechterneigung kommt alſo mit in die Er- klaͤrung, und in tauſend Faͤllen iſt ſie die Fe- der,
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der anziehen, wir blieben laͤnger bey Othem.
Es geht uns laͤnger nach der Maͤnnerweiſe,
als ihnen nach der Weiberweiſe. Der Mann
iſt in einem Stuͤck ganz gemacht, das Weib
iſt zuſammengeſetzt — Es iſt mit Deckel
und Schraube.
Herr v. G. Kein Wunder alſo, daß es
ein ſtarckes und ſchwaches Werckzeug iſt —
Paſtor. Sie haben Recht, in der Ehe iſt
der Mann gegen das Weib ſtarck und ſchwach,
wie mans nimmt. Daß er phyſiſch ſtarck ge-
gen ſie iſt, zeigt der Augenſchein; allein
wer giebt nach?
Herr v. G. Ein gemeiner Mann ſchickt
ſeine Frau, ſo oft es zu reden giebt —
Paſtor. Weil die Weiber eine natuͤrliche,
zum Herzen gehende Beredſamkeit beſitzen,
und an wen ſchickt er ſein Weib ab? an
Maͤnner. Gewiß kommt aber der Mann
ſelbſt, wenn z. E. die gnaͤdige Frau eine
Wittwe iſt, und den Guͤtern vorſtehet. Eine
geſunde gute Saat iſt nicht hinreichend, es
muß auch ein gutes Land ſeyn, wohin ſie
geſtreuet wird.
Herr. v. G. Das laͤßt ſich hoͤren. Die Ge-
ſchlechterneigung kommt alſo mit in die Er-
klaͤrung, und in tauſend Faͤllen iſt ſie die Fe-
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Zitationshilfe: | Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/436>, abgerufen am 18.06.2024. |