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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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die uns beschäftigen. Wir haben einen hei-
tern guten Tag durch dieses Licht. Es ist
Schade, daß die deutsche Sprache drey Buchsta-
ben beym ich hat. Man kann aber, wie meine
Frau zu sagen pflegt, bey allem erbauliche
Betrachtungen haben. Beym Schmerz lei-
det das ch, ist man betrübt, leidet das i.
Herr v. G. Herr Pastor, ich hab noch
nie vom ich so viel sprechen gehört, ohne
daß man sich meint, als Sie. Ihr ich ist
blos Bild aller Menschen; das Selbst ist das
Ziel wornach wir alle schießen, mancher trift
ins Schwarze, mancher dicht bey, mancher
weit davon. Aber darüber eine Erklärung:
warum gehört zur Beobachtung sein Selbst,
Anleitung? Warum Kunst, sein eigener Zu-
schauer zu seyn? obgleich man sich vor der
Nase hat.
Vater. Warum muß man die Alten lesen,
um zur Natur zu kommen? Warum brau-
chen wir Dollmetscher, da die Natur doch
Deutsch versteht?
Ich. Warum studiert man Medicin?
Herr v. G. Um curiren zu können.
Ich. Und wenn wir nicht curiren wollen,
sollten wir Medicin studieren, um dem Arzte
zu sagen, was uns fehlt --

Herr
die uns beſchaͤftigen. Wir haben einen hei-
tern guten Tag durch dieſes Licht. Es iſt
Schade, daß die deutſche Sprache drey Buchſta-
ben beym ich hat. Man kann aber, wie meine
Frau zu ſagen pflegt, bey allem erbauliche
Betrachtungen haben. Beym Schmerz lei-
det das ch, iſt man betruͤbt, leidet das i.
Herr v. G. Herr Paſtor, ich hab noch
nie vom ich ſo viel ſprechen gehoͤrt, ohne
daß man ſich meint, als Sie. Ihr ich iſt
blos Bild aller Menſchen; das Selbſt iſt das
Ziel wornach wir alle ſchießen, mancher trift
ins Schwarze, mancher dicht bey, mancher
weit davon. Aber daruͤber eine Erklaͤrung:
warum gehoͤrt zur Beobachtung ſein Selbſt,
Anleitung? Warum Kunſt, ſein eigener Zu-
ſchauer zu ſeyn? obgleich man ſich vor der
Naſe hat.
Vater. Warum muß man die Alten leſen,
um zur Natur zu kommen? Warum brau-
chen wir Dollmetſcher, da die Natur doch
Deutſch verſteht?
Ich. Warum ſtudiert man Medicin?
Herr v. G. Um curiren zu koͤnnen.
Ich. Und wenn wir nicht curiren wollen,
ſollten wir Medicin ſtudieren, um dem Arzte
zu ſagen, was uns fehlt —

Herr
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[398/0410] die uns beſchaͤftigen. Wir haben einen hei- tern guten Tag durch dieſes Licht. Es iſt Schade, daß die deutſche Sprache drey Buchſta- ben beym ich hat. Man kann aber, wie meine Frau zu ſagen pflegt, bey allem erbauliche Betrachtungen haben. Beym Schmerz lei- det das ch, iſt man betruͤbt, leidet das i. Herr v. G. Herr Paſtor, ich hab noch nie vom ich ſo viel ſprechen gehoͤrt, ohne daß man ſich meint, als Sie. Ihr ich iſt blos Bild aller Menſchen; das Selbſt iſt das Ziel wornach wir alle ſchießen, mancher trift ins Schwarze, mancher dicht bey, mancher weit davon. Aber daruͤber eine Erklaͤrung: warum gehoͤrt zur Beobachtung ſein Selbſt, Anleitung? Warum Kunſt, ſein eigener Zu- ſchauer zu ſeyn? obgleich man ſich vor der Naſe hat. Vater. Warum muß man die Alten leſen, um zur Natur zu kommen? Warum brau- chen wir Dollmetſcher, da die Natur doch Deutſch verſteht? Ich. Warum ſtudiert man Medicin? Herr v. G. Um curiren zu koͤnnen. Ich. Und wenn wir nicht curiren wollen, ſollten wir Medicin ſtudieren, um dem Arzte zu ſagen, was uns fehlt — Herr

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/410>, abgerufen am 24.11.2024.