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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Wer kann den Hunger durchs Andenken an
ein vorjähriges Gastmal befriedigen? Dencke
am kürzsten und längsten Tage im Jahr an
Zeit und Ewigkeit. Sey mausestill, wenn
dich Jungens mit Koth bewerfen. Wer eine
Ehrenstelle erhält, hat ein neu Kleid angezo-
gen, und überall ist steife Leinwand. Zieh
nie des Sonntags ein neu Kleid an, denn
dieser Tag ist verlohren. Halt dir aber dein
Alltags und dein Feyerkleid. Ein Mensch,
der Sonntags nicht ein ander Kleid anlegt,
ist auf dem Wege ein Freydencker zu werden.
Gott wird alle Wercke vor Gericht bringen,
auch die im Verborgenen geschehen sind, und
den geheimsten Rath des Herzens offenbaren,
denn wird einem jeglichen von Gott! Lob
widerfahren. Die Hüner- oder Aelsteraugen
schneide aus, doch so, daß du dabey vorsich-
tig zu Werck gehest. Es siehet sonst so aus,
als wäre man gichtbrichtig, und so sehr gut
die Gicht einen alten Mann kleidet; so heß-
lich ist's, wenn ein Jüngling gichtbrüchtig
wandelt. Geitzige Leute erhencken sich, um
das Pulver zu sparen, und den Strick an-
dern guten Freunden, und vor allen Dingen
ihren lieben Erben, zurück zu lassen. Ein
Geitzhals ist leicht zur Bürgschaft zu bringen.

Er

Wer kann den Hunger durchs Andenken an
ein vorjaͤhriges Gaſtmal befriedigen? Dencke
am kuͤrzſten und laͤngſten Tage im Jahr an
Zeit und Ewigkeit. Sey mauſeſtill, wenn
dich Jungens mit Koth bewerfen. Wer eine
Ehrenſtelle erhaͤlt, hat ein neu Kleid angezo-
gen, und uͤberall iſt ſteife Leinwand. Zieh
nie des Sonntags ein neu Kleid an, denn
dieſer Tag iſt verlohren. Halt dir aber dein
Alltags und dein Feyerkleid. Ein Menſch,
der Sonntags nicht ein ander Kleid anlegt,
iſt auf dem Wege ein Freydencker zu werden.
Gott wird alle Wercke vor Gericht bringen,
auch die im Verborgenen geſchehen ſind, und
den geheimſten Rath des Herzens offenbaren,
denn wird einem jeglichen von Gott! Lob
widerfahren. Die Huͤner- oder Aelſteraugen
ſchneide aus, doch ſo, daß du dabey vorſich-
tig zu Werck geheſt. Es ſiehet ſonſt ſo aus,
als waͤre man gichtbrichtig, und ſo ſehr gut
die Gicht einen alten Mann kleidet; ſo heß-
lich iſt’s, wenn ein Juͤngling gichtbruͤchtig
wandelt. Geitzige Leute erhencken ſich, um
das Pulver zu ſparen, und den Strick an-
dern guten Freunden, und vor allen Dingen
ihren lieben Erben, zuruͤck zu laſſen. Ein
Geitzhals iſt leicht zur Buͤrgſchaft zu bringen.

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[334/0346] Wer kann den Hunger durchs Andenken an ein vorjaͤhriges Gaſtmal befriedigen? Dencke am kuͤrzſten und laͤngſten Tage im Jahr an Zeit und Ewigkeit. Sey mauſeſtill, wenn dich Jungens mit Koth bewerfen. Wer eine Ehrenſtelle erhaͤlt, hat ein neu Kleid angezo- gen, und uͤberall iſt ſteife Leinwand. Zieh nie des Sonntags ein neu Kleid an, denn dieſer Tag iſt verlohren. Halt dir aber dein Alltags und dein Feyerkleid. Ein Menſch, der Sonntags nicht ein ander Kleid anlegt, iſt auf dem Wege ein Freydencker zu werden. Gott wird alle Wercke vor Gericht bringen, auch die im Verborgenen geſchehen ſind, und den geheimſten Rath des Herzens offenbaren, denn wird einem jeglichen von Gott! Lob widerfahren. Die Huͤner- oder Aelſteraugen ſchneide aus, doch ſo, daß du dabey vorſich- tig zu Werck geheſt. Es ſiehet ſonſt ſo aus, als waͤre man gichtbrichtig, und ſo ſehr gut die Gicht einen alten Mann kleidet; ſo heß- lich iſt’s, wenn ein Juͤngling gichtbruͤchtig wandelt. Geitzige Leute erhencken ſich, um das Pulver zu ſparen, und den Strick an- dern guten Freunden, und vor allen Dingen ihren lieben Erben, zuruͤck zu laſſen. Ein Geitzhals iſt leicht zur Buͤrgſchaft zu bringen. Er

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/346>, abgerufen am 23.11.2024.