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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Wenn dich dee böse Geist anficht
zur linken und zur rechten Hand,

empfehl ich dir das Tintfaß, nicht wie unser
Glaubensvater, ihm damit den Kopf zu
bläuen, obgleich diese Tintflecken an der Wand
die schönste Malerey sind, die ein Christen-
auge in der Welt sehen kann. Der Teufel,
da er schon an sich tintschwarz ist, hatte kei-
nen Flecken davon. Nicht des Wurfs wegen,
sondern um eine Predigt oder geistliche Be-
trachtung draus abzufeuren. Tint sey dein
Pulver, die Feder Flinte, die Sandbüchse
Schrot. Vom Weirauch thut dem Teufel
der Kopf weh. Es ist nicht fein wenn ein
Geistlicher mit Etwas anderm räuchert. Um
die Tint gut zu kochen oder Teufelspulver
zuzubereiten, werd ich dir ein Recept bey deine
Wäsche packen. Es hat Krancke gegeben,
auf die der Anblick des Recepts die nämliche
Würckung gemacht hat, als die Medicin, die
drauf charackterisiret war. Sie schwitzten
sie gingen zu Stuhl. Der Teufel müßte
sein Spiel haben wenn dies Recept in deine
Wäsche Tintflecken machen solte. Stecke
die Manschetten unter, wenn du schreibst,
denn es steht nur einem alten wohlerfahrnen
Gelehrten an, mit Tintflecken zu prangen.

Leute
U
Wenn dich dee boͤſe Geiſt anficht
zur linken und zur rechten Hand,

empfehl ich dir das Tintfaß, nicht wie unſer
Glaubensvater, ihm damit den Kopf zu
blaͤuen, obgleich dieſe Tintflecken an der Wand
die ſchoͤnſte Malerey ſind, die ein Chriſten-
auge in der Welt ſehen kann. Der Teufel,
da er ſchon an ſich tintſchwarz iſt, hatte kei-
nen Flecken davon. Nicht des Wurfs wegen,
ſondern um eine Predigt oder geiſtliche Be-
trachtung draus abzufeuren. Tint ſey dein
Pulver, die Feder Flinte, die Sandbuͤchſe
Schrot. Vom Weirauch thut dem Teufel
der Kopf weh. Es iſt nicht fein wenn ein
Geiſtlicher mit Etwas anderm raͤuchert. Um
die Tint gut zu kochen oder Teufelspulver
zuzubereiten, werd ich dir ein Recept bey deine
Waͤſche packen. Es hat Krancke gegeben,
auf die der Anblick des Recepts die naͤmliche
Wuͤrckung gemacht hat, als die Medicin, die
drauf charackteriſiret war. Sie ſchwitzten
ſie gingen zu Stuhl. Der Teufel muͤßte
ſein Spiel haben wenn dies Recept in deine
Waͤſche Tintflecken machen ſolte. Stecke
die Manſchetten unter, wenn du ſchreibſt,
denn es ſteht nur einem alten wohlerfahrnen
Gelehrten an, mit Tintflecken zu prangen.

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[303/0315] Wenn dich dee boͤſe Geiſt anficht zur linken und zur rechten Hand, empfehl ich dir das Tintfaß, nicht wie unſer Glaubensvater, ihm damit den Kopf zu blaͤuen, obgleich dieſe Tintflecken an der Wand die ſchoͤnſte Malerey ſind, die ein Chriſten- auge in der Welt ſehen kann. Der Teufel, da er ſchon an ſich tintſchwarz iſt, hatte kei- nen Flecken davon. Nicht des Wurfs wegen, ſondern um eine Predigt oder geiſtliche Be- trachtung draus abzufeuren. Tint ſey dein Pulver, die Feder Flinte, die Sandbuͤchſe Schrot. Vom Weirauch thut dem Teufel der Kopf weh. Es iſt nicht fein wenn ein Geiſtlicher mit Etwas anderm raͤuchert. Um die Tint gut zu kochen oder Teufelspulver zuzubereiten, werd ich dir ein Recept bey deine Waͤſche packen. Es hat Krancke gegeben, auf die der Anblick des Recepts die naͤmliche Wuͤrckung gemacht hat, als die Medicin, die drauf charackteriſiret war. Sie ſchwitzten ſie gingen zu Stuhl. Der Teufel muͤßte ſein Spiel haben wenn dies Recept in deine Waͤſche Tintflecken machen ſolte. Stecke die Manſchetten unter, wenn du ſchreibſt, denn es ſteht nur einem alten wohlerfahrnen Gelehrten an, mit Tintflecken zu prangen. Leute U

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/315>, abgerufen am 16.06.2024.