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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Oben wo sie angefangen hatte, (das an-
dre ist so voll geschrieben, daß kein Wort
Raum hat) Was haben wir nicht noch abzu-
reden, ehe du gehest. Fünf Monate sind zu
kurz, wenn wir von vier Morgens anfingen
und um neun aufhörten. Wie kommts,
daß wir nicht zum Wort kommen, wenn wir
zusammen sind.

Dixi!

Und wenn gleich meine Mutter drey Hemde
Rubricken mehr während der Zeit erfunden
hätte. Dixi!

Euch gute Seelen, die ihr den Hänpf-
ling, den ein Bube aus dem Neste stahl, um
ihn mit aufgeweichten Brodt zum Sclaven
zu futtern, versteht, wenn er, seinem Kerker
entflohn, auf dem benachbarten Kastanien-
baum seinen Tyrannen Hohn singt;

Euch gute Herzen die ihr einer Pflanze
die Wollust ansehen könnt, wenn der Gärt-
ner sie aus dem Blumentopf in die weite
Erde bringt, oder einem Feigenbaum, wenn
der Besitzer in nördlichen Gegenden ihn vom
Fenster in den schönen sanften Regen setzt;

Euch wenigen Edlen! die ihr, wenn die
Bohne in eurem Garten eine schwere Ge-
burt hat, ihr nachhelft und die Schlauben

abstreift,

Oben wo ſie angefangen hatte, (das an-
dre iſt ſo voll geſchrieben, daß kein Wort
Raum hat) Was haben wir nicht noch abzu-
reden, ehe du geheſt. Fuͤnf Monate ſind zu
kurz, wenn wir von vier Morgens anfingen
und um neun aufhoͤrten. Wie kommts,
daß wir nicht zum Wort kommen, wenn wir
zuſammen ſind.

Dixi!

Und wenn gleich meine Mutter drey Hemde
Rubricken mehr waͤhrend der Zeit erfunden
haͤtte. Dixi!

Euch gute Seelen, die ihr den Haͤnpf-
ling, den ein Bube aus dem Neſte ſtahl, um
ihn mit aufgeweichten Brodt zum Sclaven
zu futtern, verſteht, wenn er, ſeinem Kerker
entflohn, auf dem benachbarten Kaſtanien-
baum ſeinen Tyrannen Hohn ſingt;

Euch gute Herzen die ihr einer Pflanze
die Wolluſt anſehen koͤnnt, wenn der Gaͤrt-
ner ſie aus dem Blumentopf in die weite
Erde bringt, oder einem Feigenbaum, wenn
der Beſitzer in noͤrdlichen Gegenden ihn vom
Fenſter in den ſchoͤnen ſanften Regen ſetzt;

Euch wenigen Edlen! die ihr, wenn die
Bohne in eurem Garten eine ſchwere Ge-
burt hat, ihr nachhelft und die Schlauben

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[252/0264] Oben wo ſie angefangen hatte, (das an- dre iſt ſo voll geſchrieben, daß kein Wort Raum hat) Was haben wir nicht noch abzu- reden, ehe du geheſt. Fuͤnf Monate ſind zu kurz, wenn wir von vier Morgens anfingen und um neun aufhoͤrten. Wie kommts, daß wir nicht zum Wort kommen, wenn wir zuſammen ſind. Dixi! Und wenn gleich meine Mutter drey Hemde Rubricken mehr waͤhrend der Zeit erfunden haͤtte. Dixi! Euch gute Seelen, die ihr den Haͤnpf- ling, den ein Bube aus dem Neſte ſtahl, um ihn mit aufgeweichten Brodt zum Sclaven zu futtern, verſteht, wenn er, ſeinem Kerker entflohn, auf dem benachbarten Kaſtanien- baum ſeinen Tyrannen Hohn ſingt; Euch gute Herzen die ihr einer Pflanze die Wolluſt anſehen koͤnnt, wenn der Gaͤrt- ner ſie aus dem Blumentopf in die weite Erde bringt, oder einem Feigenbaum, wenn der Beſitzer in noͤrdlichen Gegenden ihn vom Fenſter in den ſchoͤnen ſanften Regen ſetzt; Euch wenigen Edlen! die ihr, wenn die Bohne in eurem Garten eine ſchwere Ge- burt hat, ihr nachhelft und die Schlauben abſtreift,

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/264>, abgerufen am 02.06.2024.