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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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"ich dich nach der Auferstehung der Todten
"sehen werde, in alle Ewigkeit"

Wozu diese Abschrift? -- gleich lieber
Junge --

Gestern standst du in der Sonne! Sie
beschien dein edles Angesicht -- sanft und
zurückhaltend war ihr Strahl, so als wenn
Gott mit Menschen spricht -- Die Sonne
blitzte nicht, sie hatt' einen Augenschirm vor,
und ich! kurz, lieber Junge, wie es dir mit
dem Monde ging, ging es mir mit der Son-
ne, ich sah dich, ich kannte dich, allein du
warst wie Moses, indem er vom Berge kam
und Gott gesprochen hatte, und ein Gesicht
voll Sonnenglanz mitbrachte -- da dacht
ich Sonn und Mond ist Mann und Weib --
Da sah ich uns beid' im Himmel, dich in
Sonn, mich im Mond gekleidet -- ich weiß
nicht wie mir war! mir kam es so vor, daß
ich bald stürbe, und daß meine Mutter ein
Mondgewand in der Hand hielt, mir das
Sterbhemde auszog, und mich himmlisch ein-
kleidete. Ich war in Wahrheit außer mir! --
das hab ich noch behalten, daß es seelig wäre,
seelig, seelig wäre zu sterben -- wenn du mit
stürbest -- Gottes heiliger Wille geschehe --


Oben

„ich dich nach der Auferſtehung der Todten
„ſehen werde, in alle Ewigkeit„

Wozu dieſe Abſchrift? — gleich lieber
Junge —

Geſtern ſtandſt du in der Sonne! Sie
beſchien dein edles Angeſicht — ſanft und
zuruͤckhaltend war ihr Strahl, ſo als wenn
Gott mit Menſchen ſpricht — Die Sonne
blitzte nicht, ſie hatt’ einen Augenſchirm vor,
und ich! kurz, lieber Junge, wie es dir mit
dem Monde ging, ging es mir mit der Son-
ne, ich ſah dich, ich kannte dich, allein du
warſt wie Moſes, indem er vom Berge kam
und Gott geſprochen hatte, und ein Geſicht
voll Sonnenglanz mitbrachte — da dacht
ich Sonn und Mond iſt Mann und Weib —
Da ſah ich uns beid’ im Himmel, dich in
Sonn, mich im Mond gekleidet — ich weiß
nicht wie mir war! mir kam es ſo vor, daß
ich bald ſtuͤrbe, und daß meine Mutter ein
Mondgewand in der Hand hielt, mir das
Sterbhemde auszog, und mich himmliſch ein-
kleidete. Ich war in Wahrheit außer mir! —
das hab ich noch behalten, daß es ſeelig waͤre,
ſeelig, ſeelig waͤre zu ſterben — wenn du mit
ſtuͤrbeſt — Gottes heiliger Wille geſchehe —


Oben
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[251/0263] „ich dich nach der Auferſtehung der Todten „ſehen werde, in alle Ewigkeit„ Wozu dieſe Abſchrift? — gleich lieber Junge — Geſtern ſtandſt du in der Sonne! Sie beſchien dein edles Angeſicht — ſanft und zuruͤckhaltend war ihr Strahl, ſo als wenn Gott mit Menſchen ſpricht — Die Sonne blitzte nicht, ſie hatt’ einen Augenſchirm vor, und ich! kurz, lieber Junge, wie es dir mit dem Monde ging, ging es mir mit der Son- ne, ich ſah dich, ich kannte dich, allein du warſt wie Moſes, indem er vom Berge kam und Gott geſprochen hatte, und ein Geſicht voll Sonnenglanz mitbrachte — da dacht ich Sonn und Mond iſt Mann und Weib — Da ſah ich uns beid’ im Himmel, dich in Sonn, mich im Mond gekleidet — ich weiß nicht wie mir war! mir kam es ſo vor, daß ich bald ſtuͤrbe, und daß meine Mutter ein Mondgewand in der Hand hielt, mir das Sterbhemde auszog, und mich himmliſch ein- kleidete. Ich war in Wahrheit außer mir! — das hab ich noch behalten, daß es ſeelig waͤre, ſeelig, ſeelig waͤre zu ſterben — wenn du mit ſtuͤrbeſt — Gottes heiliger Wille geſchehe — Oben

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/263>, abgerufen am 24.11.2024.