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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Es hat doch bey unsern Schlachten kein
Jung ein Bein gebrochen, und die Jungens
sind all so vollkommen so starck. Benjamins
Fuß ist oben ein gerader geworden, was fällt
aber nicht, wie man hört und ließt, im Kriege?
Im Anfange glaubt' ich, daß in der Ge-
schichte die Zahlen verdruckt wären, ich fands
aber offt gantz ausgedruckt. Die Leute sol-
tens nicht so deutlich machen, damit man we-
nigstens dencken könnte: es wäre eine Null
zu viel. Da seh ich was ich zusammen ge-
schrieben habe. Wenn du oder ein andrer
Alexander das, was ich geschrieben, schreiben,
oder beßer, zusammen legen solten, wärs
ordentlicher und kürzer glaub ich, allein nicht
herzlicher. Ich streiche nichts -- Mögt ihr
doch streichen, wenn ihr nur nicht das Herz
herausstreicht, wie ich glaube, daß es die
meisten von euch thun. Da fiels mir neulich
beim Pilatus ein "was ich geschrieben hab,
"hab ich geschrieben" Gott verzeih mirs.
Ich dachte, das Weib! Er als Landpfleger
hätte ja streichen können. Wie ich froh bin,
lieber Junge, das wird dir dein Schutzgeist sa-
gen. Der Meinige hat ihn heute gewis
mehr als einmal besucht, und es ihm erzählt.
Wenn wir sie kennen lernen werden, das wird

eine
Q 3

Es hat doch bey unſern Schlachten kein
Jung ein Bein gebrochen, und die Jungens
ſind all ſo vollkommen ſo ſtarck. Benjamins
Fuß iſt oben ein gerader geworden, was faͤllt
aber nicht, wie man hoͤrt und ließt, im Kriege?
Im Anfange glaubt’ ich, daß in der Ge-
ſchichte die Zahlen verdruckt waͤren, ich fands
aber offt gantz ausgedruckt. Die Leute ſol-
tens nicht ſo deutlich machen, damit man we-
nigſtens dencken koͤnnte: es waͤre eine Null
zu viel. Da ſeh ich was ich zuſammen ge-
ſchrieben habe. Wenn du oder ein andrer
Alexander das, was ich geſchrieben, ſchreiben,
oder beßer, zuſammen legen ſolten, waͤrs
ordentlicher und kuͤrzer glaub ich, allein nicht
herzlicher. Ich ſtreiche nichts — Moͤgt ihr
doch ſtreichen, wenn ihr nur nicht das Herz
herausſtreicht, wie ich glaube, daß es die
meiſten von euch thun. Da fiels mir neulich
beim Pilatus ein „was ich geſchrieben hab,
„hab ich geſchrieben„ Gott verzeih mirs.
Ich dachte, das Weib! Er als Landpfleger
haͤtte ja ſtreichen koͤnnen. Wie ich froh bin,
lieber Junge, das wird dir dein Schutzgeiſt ſa-
gen. Der Meinige hat ihn heute gewis
mehr als einmal beſucht, und es ihm erzaͤhlt.
Wenn wir ſie kennen lernen werden, das wird

eine
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[243/0255] Es hat doch bey unſern Schlachten kein Jung ein Bein gebrochen, und die Jungens ſind all ſo vollkommen ſo ſtarck. Benjamins Fuß iſt oben ein gerader geworden, was faͤllt aber nicht, wie man hoͤrt und ließt, im Kriege? Im Anfange glaubt’ ich, daß in der Ge- ſchichte die Zahlen verdruckt waͤren, ich fands aber offt gantz ausgedruckt. Die Leute ſol- tens nicht ſo deutlich machen, damit man we- nigſtens dencken koͤnnte: es waͤre eine Null zu viel. Da ſeh ich was ich zuſammen ge- ſchrieben habe. Wenn du oder ein andrer Alexander das, was ich geſchrieben, ſchreiben, oder beßer, zuſammen legen ſolten, waͤrs ordentlicher und kuͤrzer glaub ich, allein nicht herzlicher. Ich ſtreiche nichts — Moͤgt ihr doch ſtreichen, wenn ihr nur nicht das Herz herausſtreicht, wie ich glaube, daß es die meiſten von euch thun. Da fiels mir neulich beim Pilatus ein „was ich geſchrieben hab, „hab ich geſchrieben„ Gott verzeih mirs. Ich dachte, das Weib! Er als Landpfleger haͤtte ja ſtreichen koͤnnen. Wie ich froh bin, lieber Junge, das wird dir dein Schutzgeiſt ſa- gen. Der Meinige hat ihn heute gewis mehr als einmal beſucht, und es ihm erzaͤhlt. Wenn wir ſie kennen lernen werden, das wird eine Q 3

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/255>, abgerufen am 23.11.2024.