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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Minchen sagt' ich? Ihro Königliche Hoheit
antwortet' er befindet sich wohl, außer daß
sie halb todt wegen des Todes der Alten ist.

Mein ehrlicher Helm (er hieß eigentlich
Willhelm seiner Tapferkeit wegen war ihm
indessen die erste Sylbe allergnädigst erlassen)
sagte dies mit so viel Subordination (diese
und nicht Ehrfurcht verlangt' ich von den
Meinen) daß er in jedem Wort Tackt hielt.
Er bemerkt' unmaasgeblich daß dieser Todes-
fall vor einiger Zeit durch ein Licht in der
Kirche zwischen eilf und zwölf sehr richtig vor-
her verkündiget wäre, allein ich belehrt' ihn
daß dieses Licht meiner Mutter Handlatern-
chen
gewesen, ich fuhr er fort hab dieses An-
und Vorzeichen nicht geglaubt. Desto bes-
ser erwidert' ich. Unterthänigsten Dank be-
schloß Helm für die Parole "Handlaternchen"
ich werd sie weiter geben -- Gut! sagt' ich.
Soll ich mit fragte Helm und zeigte Briefe
die er wegschnellen solte, ich winckt' ihm ab,
und mein Pferd als ob es den Helm verstan-
den hätte, hielt am Trauerhaus. Ich fand
Minchen die Hände ringen und laut! laut!
wimmern meine Mutter meine Mutter meine
liebe Mutter!


So

Minchen ſagt’ ich? Ihro Koͤnigliche Hoheit
antwortet’ er befindet ſich wohl, außer daß
ſie halb todt wegen des Todes der Alten iſt.

Mein ehrlicher Helm (er hieß eigentlich
Willhelm ſeiner Tapferkeit wegen war ihm
indeſſen die erſte Sylbe allergnaͤdigſt erlaſſen)
ſagte dies mit ſo viel Subordination (dieſe
und nicht Ehrfurcht verlangt’ ich von den
Meinen) daß er in jedem Wort Tackt hielt.
Er bemerkt’ unmaasgeblich daß dieſer Todes-
fall vor einiger Zeit durch ein Licht in der
Kirche zwiſchen eilf und zwoͤlf ſehr richtig vor-
her verkuͤndiget waͤre, allein ich belehrt’ ihn
daß dieſes Licht meiner Mutter Handlatern-
chen
geweſen, ich fuhr er fort hab dieſes An-
und Vorzeichen nicht geglaubt. Deſto beſ-
ſer erwidert’ ich. Unterthaͤnigſten Dank be-
ſchloß Helm fuͤr die Parole „Handlaternchen„
ich werd ſie weiter geben — Gut! ſagt’ ich.
Soll ich mit fragte Helm und zeigte Briefe
die er wegſchnellen ſolte, ich winckt’ ihm ab,
und mein Pferd als ob es den Helm verſtan-
den haͤtte, hielt am Trauerhaus. Ich fand
Minchen die Haͤnde ringen und laut! laut!
wimmern meine Mutter meine Mutter meine
liebe Mutter!


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[221/0231] Minchen ſagt’ ich? Ihro Koͤnigliche Hoheit antwortet’ er befindet ſich wohl, außer daß ſie halb todt wegen des Todes der Alten iſt. Mein ehrlicher Helm (er hieß eigentlich Willhelm ſeiner Tapferkeit wegen war ihm indeſſen die erſte Sylbe allergnaͤdigſt erlaſſen) ſagte dies mit ſo viel Subordination (dieſe und nicht Ehrfurcht verlangt’ ich von den Meinen) daß er in jedem Wort Tackt hielt. Er bemerkt’ unmaasgeblich daß dieſer Todes- fall vor einiger Zeit durch ein Licht in der Kirche zwiſchen eilf und zwoͤlf ſehr richtig vor- her verkuͤndiget waͤre, allein ich belehrt’ ihn daß dieſes Licht meiner Mutter Handlatern- chen geweſen, ich fuhr er fort hab dieſes An- und Vorzeichen nicht geglaubt. Deſto beſ- ſer erwidert’ ich. Unterthaͤnigſten Dank be- ſchloß Helm fuͤr die Parole „Handlaternchen„ ich werd ſie weiter geben — Gut! ſagt’ ich. Soll ich mit fragte Helm und zeigte Briefe die er wegſchnellen ſolte, ich winckt’ ihm ab, und mein Pferd als ob es den Helm verſtan- den haͤtte, hielt am Trauerhaus. Ich fand Minchen die Haͤnde ringen und laut! laut! wimmern meine Mutter meine Mutter meine liebe Mutter! So

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/231>, abgerufen am 25.11.2024.